Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)
Magier lernen, mit ihren Kräften umzugehen. Sie müssen geschult werden. Du musst sehr viel üben.«
Und Oona hatte geübt. Fast zwei Jahre lang hatte der Zauberer sie ausgebildet. Sie wohnte mit ihm in dem großen Pendulum Haus, assistierte ihm, nahm so viel auf, wie sie konnte, schulte ihre Fähigkeiten, damit sie eines Tages die nächste große Zauberin werden würde. Dies war der Titel für den obersten Meister aller magischen Aktivitäten der Dark Street und den Beschützer der Menschenwelt.
»Was bringt es, dass man der Herr aller magischen Aktivitäten ist«, hatte Oona den Zauberer einmal gefragt, »wenn niemand in der Dark Street Magie ausübt? Es gibt keine Zauberer mehr, Onkel, bis auf dich und mich. In der Encyclopedia Arcanna habe ich gelesen, dass hier früher Tausende von gelernten Magiern ihre Zauber wirkten, sowohl in der Dark Street, als auch in der Welt der Menschen.«
Der Zauberer nickte. »Ja, aber das war vor fast fünfhundert Jahren. Am Ende des großen Feenkriegs – nachdem Oswald der Große die gläsernen Tore geschlossen hatte, wodurch die Dark Street vom Feenland abgeschnitten wurde – begann die Magie schwächer zu werden. Schließlich verloren die Leute das Interesse an den alten Gepflogenheiten, wie es so schön heißt, und die Welt entwickelte sich weiter. Du hast recht, Oona, wenn du sagst, dass das Interesse an Magie so gering ist wie nie zuvor. Manche würden Magie sogar als nutzlos bezeichnen. Aber es gibt immer noch einige, die ein paar Zaubersprüche in den Büchern entdecken und ausprobieren. Außerdem befinden sich hier immer noch zahllose magische Objekte, viele davon sind Feenstreiche, die vor fünfhundert Jahren zurückgelassen wurden. Es ist die Aufgabe des Zauberers, sich um solche Vorfälle zu kümmern, wenn sie auftreten, und natürlich auch die Welt der Menschen zu schützen, falls die gläsernen Tore jemals zerbrechen und das Feenland sich wieder öffnen sollte. Wir erfüllen eine wichtige Aufgabe, indem wir die Magie am Leben erhalten. Verstehst du das?«
An jenem Tag, der nun eine Ewigkeit zurückzuliegen schien, hatte Oona genickt und ihre Zustimmung kundgetan. Aber das sollte sich alles ändern. Es änderte sich anderthalb Jahre später, just an ihrem zehnten Geburtstag, als sie die grausame Wahrheit erkannte, dass man der Magie nicht trauen konnte.
Oona hielt inne, um einen der berühmten Kerzenbäume der Dark Street zu inspizieren. Als einzigartige Kuriosität säumten die Bäume die Ladenzeile der Straße wie lebendige Laternen, deren Flammen selbst jetzt im hellen Tageslicht schwach vor sich hin flackerten. Zwischen zwei Ästen erfüllte eine dicke kleine Spinne unermüdlich ihr Tagwerk in der morgendlichen Brise. Oona langte in eine ihrer vielen Taschen. Ihr Kleid mochte vielleicht nicht der neuesten Mode entsprechen, doch die zahlreichen, zwischen den Falten eingenähten Taschen empfand Oona als äußerst praktisch. Sie ermöglichten es ihr, allerhand praktische Dinge zur Hand zu haben: eine Nadel, die in einem Korken steckte, eine kleine Fadenrolle, rote Phosphorstreichhölzer, ein Stück Draht, mit dem sie das Schloss von Igregious Goodfellows Schlupfwinkel geöffnet hatte, Papier und Bleistift, und viele andere nützliche Sachen, die ihr schon oft weitergeholfen hatten.
Sie zog eine kleine Lupe hervor und betrachtete damit das Netz. Die Spinne arbeitete unverdrossen weiter und ließ sich von Oonas riesigem Auge, von dem sie ins Visier genommen wurde, nicht beirren. Die Absonderlichkeit eines Baumes, an dessen Zweigen Kerzen wuchsen, weckte Oonas Interesse kaum, während das ausgeklügelte, filigrane Muster des Spinnennetzes eine magnetische Anziehungskraft auf ihre Neugierde ausübte. Jedes Fädchen des Netzes war eine Falle, und gleichzeitig eine Konstruktionslinie; alle Linien waren miteinander verbunden und wanden sich spiralförmig um den Mittelpunkt, das Herzstück des Mysteriums.
Leseempfehlung: Wood, Das Geheimnis von Ashton Place, Band 1: Aller Anfang ist wild
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Maryrose Wood
Das Geheimnis von Ashton Place
Band 1: Aller Anfang ist wild
ab 11 Jahren
ISBN 978 3 522 61008 7
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Sie sind alles andere als normal, die drei Wilden von Ashton Place. Sie heulen wie die Wölfe und jagen leidenschaftlich gern Eichhörnchen. Dabei sollen sie doch endlich lernen, sich richtig zu benehmen – schließlich gibt Lady Ashton bald ein
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