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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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ohne sich weiter um das halbgemachte Bett zu kümmern. Sie knallte Mrs Pinchbecks Wohnungstür so heftig hinter sich zu, dass die Hunde in Gebell ausbrachen.
    »Taugt nix! Schluss aus! Futsch!«, kreischte der Papagei hinterdrein.
    Parsefall riss die Tür auf und folgte Lizzie Rose mit Ruby die Treppe hinauf. »Wenn Grisini tot is’, gehört das Theater uns!«, rief er ihr nach. »Mit den Puppen und alles. Wir können unser Glück machen!«
    Lizzie Rose hielt sich die Ohren zu. Sie marschierte in Grisinis Wohnzimmer und dort in ihre Schlafkammer. Den Paillettenvorhang schleuderte sie beiseite, als wäre er eine Tür, die sie zuschlagen wollte. Ruby flitzte unter dem Vorhang hindurch. Parsefall blieb davor stehen.
    »Allerdings müssen wir proben! «, schrie er.
    Es kam keine Antwort. Parsefall wartete. Er hörte Lizzie Rose »Ach, Ruby« wimmern, gefolgt von Schluchzen und Schniefen.
    »Haste fertig geweint?«, erkundigte er sich, als es endlich eine Weile ruhig blieb.
    »Ja«, antwortete Lizzie Rose. »Komm rein. Ich muss mit dir reden.«
    Parsefall schob den Vorhang beiseite und trat in den kleinen, dämmrigen Raum. Lizzie Rose saß dort mit Ruby auf dem Schoß. Ihr tränenüberströmtes Gesicht war noch immer gerötet, aber sie schien sich wieder gefangen zu haben. Sie wirkte gleichzeitig älter und jünger als gewöhnlich.
    »Parse«, fing sie an, »du bist jünger als ich und –«
    »Bin ich nich’«, protestierte Parsefall prompt. »Ich bin dreizehn, genauso alt wie du.«
    Lizzie Rose blitzte ihn zornig an. »Du bist jünger«, widersprach sie, »und selbst wenn es nicht so wäre, du verhältst dich wie ein kleines Kind und wie ein Esel, was also aufs Gleiche hinausläuft. Dir scheint nicht klar zu sein, dass jetzt alles anders ist. Als Grisini unser Vormund war, haben wir mit dem Puppentheater unseren Lebensunterhalt verdient, aber Grisini hat uns verlassen. Falls Mrs Pinchbeck uns rauswirft, musst du zurück ins Arbeitshaus und ich müsste auf der Straße leben. Es gibt jüngere Mädchen als mich auf der Straße und das ist ein übles, sehr übles Leben. Verstehst du«, ihre Stimme zitterte, »deshalb müssen wir Mrs Pinchbeck dankbar sein und alles tun, um ihr im Haushalt zu helfen … und mit den Hunden und mit allem.«
    »Aber das hört ja nie auf«, sagte Parsefall, fassungslos, dass sie nicht begriff, was für ihn so klar auf der Hand lag. »Die Hausarbeit hat nie ein Ende, weil die lausige Luce faul is’ und Mrs Pinchbeck nix tut, außer auf dem Sofa rumzuliegen und zu sagen, wie gut sie zu uns is’.«
    »Sie ist gut«, sagte Lizzie Rose verzweifelt. »Die beiden Zimmer hier kosten fünf Schilling in der Woche. Das sind dreizehn Pfund im Jahr, Parse! Und die arme Luce bekommt nur sechs, das hat sie mir erzählt. Und wir brauchen nicht nur Geld für die Miete, wir müssen ja auch etwas essen.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Wir essen so viel.«
    Parsefall setzte sich auf das Bett und schlug ein Bein unter. Er beugte sich zu ihr hinüber. »Aber begreifst du’s denn nich’? Mit der ganzen Hausarbeit is’ kein Geld zu machen. Den Rest deines Lebens tust du Toiletteneimer ausleeren und Kohlen schleppen und das war’s dann. Du musst Zeit finden, um zu proben.«
    »Das schaffe ich nicht.« Lizzie Rose nahm Ruby von ihrem Schoß und setzte sie auf den Boden. »Ich laufe mir jetzt schon die Füße wund, merkst du das denn nicht?« Ernst fuhr sie fort: »Parse, wenn du mir nur ein bisschen helfen könntest, wäre es so viel leichter für mich. Die harte Arbeit macht mir gar nicht so zu schaffen, aber die Gerüche – die Nachttöpfe und die Sachen, die in der Speisekammer schlecht geworden sind. Und mit den Hunden gehst du längst nicht oft genug raus.«
    »Ich kann mich nich’ um das alles kümmern«, protestierte Parsefall. »Dafür hab ich keine Zeit. Und außerdem würd ich von der ganzen Hausarbeit steife Finger bekommen und könnt nich’ mehr mit den fantoccini arbeiten.«
    Lizzie Rose stürzte sich auf ihn, packte ihn an der Jacke, schüttelte ihn und zerrte ihn an den Haaren. Parsefall riss sich los und brüllte, als hätte sie mit einem glühenden Schürhaken zugestoßen. Schuldbewusst ließ Lizzie Rose von ihm ab.
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll«, sagte sie mit einem Ton der Verzweiflung, der selbst Mrs Pinchbeck alle Ehre gemacht hätte. »Ich habe nichts als Arbeit von früh bis spät und du hilfst mir nicht« – wieder brach sie in Tränen aus – »weil du

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