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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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die Brust is’ hinüber – schau dir bloß mal die Brust an!«
    »Das war nicht Ruby«, sagte Lizzie Rose empört.
    »Das kann nur sie gewesen sein«, widersprach Parsefall. »Außer ihr kommt kein Hund nach oben.«
    Das konnte Lizzie Rose nicht abstreiten. Sie wandte ihm den Rücken zu, stemmte die Matratze hoch und ließ sie zurück auf die Unterlage aus geknüpften Seilen knallen. Eine Staubwolke stieg auf und ein saurer Geruch machte sich breit. Die Kinder mussten niesen.
    »Ich schufte und schufte«, beklagte sich Parsefall bitterlich, »um mir den Tanz einzupauken und dann tut mir dein verfluchter Mistköter die Ballerina klauen und zerkaut sie. Jetzt muss ich ’ne andere Puppe nehmen und die hat dann nich’ dasselbe Gewicht …«
    Lizzie Rose blickte ihn mit steinerner Miene an. »Gib mir das Laken.«
    Parsefall starrte zornig zurück und machte keine Anstalten, zu helfen.
    Ihre Augen blitzten. Dann schnappte sie sich mit unheilvoller Schnelligkeit das Laken hinter Parsefall, schüttelte es mit einem knallenden Ruck auseinander und breitete es über das Bett. Sie beugte sich vor und machte sich daran, die Enden des Tuchs unter die Matratze zu stopfen. Dabei klopfte sie in einer Art und Weise auf dem Bett herum, dass jeder das Warnsignal erkannt hätte – außer Parsefall.
    » Ich kann nicht nähen«, stellte er spitz fest. »Ich kann eine der Frauenpuppen aus der Weidentruhe nehmen, aber du musst ihr ’nen Rock nähen, der absteht.« Er wartete auf eine Antwort und fügte noch hinzu: »Ich kann nich’ alles machen. Und außerdem isses nich’ gerecht. Das war dein Hund und ich hab jetzt die ganze Arbeit und muss die Fäden neu knüpfen …«
    Lizzie Rose entfuhr eine Mischung aus einem Knurren und einem Schrei und sie schleuderte die Steppdecke nach Parsefall. Dann ließ sie sich auf die Bettkante sinken und brach in Tränen aus.
    Parsefall befreite sich aus der Decke und blinzelte. Eine Ecke des Quilts hatte ihn im Auge getroffen. Er warf Lizzie Rose einen argwöhnischen Blick zu. Er hasste es, wenn sie weinte. Eine deftige Auseinandersetzung war ihm immer willkommen, aber ihre Tränen verdarben den ganzen Spaß. Wenn Lizzie Rose weinte, verknotete sich sein Magen. Und sie weinte ständig. Sie schien nicht imstande zu sein, wütend zu werden, ohne Tränen zu vergießen.
    » Du hast die Arbeit?«, wiederholte Lizzie Rose. Ihr Gesicht war knallrot. »Ich bin ja wohl diejenige, die die ganze Arbeit hat! Ich kehre die Asche aus den Kaminen und leere die Toiletteneimer –«
    »Schon, aber das musst du ja nich’«, unterbrach sie Parsefall. »Das soll eigentlich alles die lausige Luce machen. Und außerdem bin ich mit den verdammten Kötern raus, und gestern Abend hab ich im Gasthaus Abendessen geholt …«
    »Ja, weil du Hunger hattest. Du tust nichts, um mir zu helfen«, wetterte Lizzie Rose. »Du bist ein fauler, gedankenloser, selbstsüchtiger Junge!«
    »Bin ich nich’«, verteidigte sich Parsefall. »Ich arbeite an der Vorstellung.«
    »An der Vorstellung!«, schnaubte Lizzie Rose verächtlich. »Du spielst mit den Puppen herum, während ich –«
    »Ich spiel nich’ rum!«, blaffte Parsefall zurück. »Ich hab alles geändert, damit man die Vorstellung zu zweit geben kann. Ich hab das Ganze überarbeitet, jede einzelne Szene. Wir müssen Dunkle Wasser wieder aufführen und –«
    »Wir können ohne Grisini keine Vorstellungen geben«, fiel ihm Lizzie Rose ins Wort.
    »Wir müssen«, widersprach Parsefall. Er war so perplex, dass er ganz vergaß, zornig zu sein. »Wovon sollen wir sonst leben?«
    Jetzt starrte Lizzie Rose ihn verdutzt an.
    »Bald is’ Weihnachten«, sagte Parsefall. »Letztes Jahr haben Grisini und ich in der Weihnachtszeit fünf Mäuse die Woche gemacht. Aber wir müssen üben! Du musst üben, weil du das mit den Puppen nich’ gut kannst, immer lässt du sie schweben und du reißt an den Fäden.«
    »Parsefall«, Lizzie Roses Tonfall war von einer aufreizenden Geduld, »es ist jetzt alles anders. Grisini ist nicht mehr da.«
    »Ich weiß, dass er weg is’!«, brüllte Parsefall. »Ich war schließlich dabei, wo er sich den Schädel zerschmettert hat! Und weil er nich’ mehr da is’, muss ich die Vorstellungen planen. Ich hab den schwierigen Teil übernommen«, fuhr er versöhnlich fort, »die eigentliche Arbeit. Du musst nur mit mir proben und das tun, was man dir sagt.«
    Lizzie Rose sprang auf und rauschte mit bebender Brust und hocherhobenem Haupt aus dem Zimmer,

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