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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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werfen, sie wie eine Hexe verbrennen …
    Er langte zum Sims hinauf und bekam das hölzerne Spielkreuz zu fassen. Doch seine Hände zitterten und er ließ die Puppe fallen. Clara stürzte mit dem Gesicht nach unten auf den Teppich. Parsefall kniete sich hin und hob sie wieder auf.
    Sie fühlte sich anders an als die übrigen Puppen mit dem klebrigen Schellack und den schlaffen, speckigen Kostümen. Claras Kleid war frisch und sauber und ihre Haut weich. Von ihrem Körper ging eine leichte Wärme aus. Parsefalls Zorn schmolz dahin. Er legte sich wieder auf das Bett und drückte die Puppe an seinen rumorenden Bauch.
    Fast augenblicklich fühlte er sich besser. Während er so dalag, einen Arm um die Puppe geschlungen, gab er sich dem träumerischen Gedanken hin, dass Clara mit ihm fühlte, dass sie seine Angst verstand. Die Vorstellung war tröstlich. Er drückte sie fester an sich. Sie war warm und stark und verlässlich. Er versuchte, sich in sie hineinzuversetzen, sich vorzustellen, welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen.
    Augenblicklich erschloss sich ihm die Antwort. Sie fühlte sich gefangen. Sie war gefangen, eingeschlossen in den Puppenkörper, unfähig, zu sprechen oder sich zu bewegen. Clara wollte, dass er die restlichen Fäden anbrachte, ihr Leben einhauchte. Und das konnte er. Bei den Royal Marionettes mochte er nicht willkommen sein, aber er konnte Clara lebendig werden lassen. Morgen würde er anfangen, mit ihr zu arbeiten, und das Ballett proben, das er sich von Grisini abgeschaut hatte. Lizzie Rose würde das nicht gefallen – sie fand, Clara dürfe nicht wie eine gewöhnliche Puppe behandelt werden –, aber letztlich ging sie das überhaupt nichts an. Lizzie Rose hatte dem Theater den Rücken gekehrt; sie beschäftigte sich lieber mit Hausarbeit. Na schön, sollte sie doch. Er würde ohne sie ein Programm auf die Beine stellen und seine eigene Theaterkompanie aufbauen.
    In Gedanken ging Parsefall die einzelnen Nummern durch und strich alle, für die zwei Puppenspieler vonnöten waren. Er könnte mit dem Sailor’s Hornpipe, dem Matrosentanz, anfangen. Dafür müsste er nur das Publikum animieren, rhythmisch zu klatschen, um den Takt dazu zu liefern. Anschließend würde er die Zirkusnummern bringen und danach den Tanz der Ballerina. Er könnte Grisinis alte Spieluhr mitnehmen und aufziehen, damit Clara Musik zum Tanzen hatte. Das würde gehen. Und als Abschluss würde er die Skelettpuppe auftreten lassen. Ohne Lizzie Roses Musik würde es nicht ganz so gut wirken, aber es war immer noch seine beste Darbietung. Sie musste zum Schluss kommen.
    »Morgen bring ich die letzten Fäden an«, flüsterte er Clara zu. »Das dauert nicht lang. Und dann proben wir das Ballett und bald geben wir Aufführungen. Lizzie Rose wird nich’ dabei sein, aber wir schaffen das auch allein, stimmt’s?«
    Parsefall machte sich nicht mehr die Mühe, die Antwort der Puppe in seinen Armen zu erahnen. Er fühlte sich jetzt schläfrig und die Übelkeit war nahezu verflogen. Also zog er die Decke über die Schultern und schlief ein. Noch im Schlaf zuckten seine Finger und probten die Bewegungen der Puppen.

23. Kapitel

     
    Unterwegs in London
     
    V ier Tage später wurde Clara in den neuen Theaterwagen verfrachtet und sie brachen auf, um die erste Vorstellung zu geben. Clara steckte in einem Kattunbeutel und konnte nichts sehen. Während der Wagen durch die Straßen holperte, hing sie am Marionettengalgen und schwang bei jedem Schlagloch, jeder Erschütterung hin und her. Die Geräusche des lärmenden Großstadtlebens drangen zu ihr: das Kratzen der Räder auf dem Kopfsteinpflaster, das Klappern der Hufe und die Schreie der Kutscher und Straßenhändler. Nur stockend kamen sie voran. Parsefall war zu klein, um sich die Vorfahrt zu erkämpfen, und so musste er den Wagen im Zickzackkurs durch den Verkehr bugsieren und Fußgängern und Fuhrwerken gleichermaßen ausweichen. Ein-, zweimal hörte Clara, wie ihn jemand beschimpfte. »Pass doch auf!«, schrie eine Frau, und ein Mann blaffte ihn an: »Willste unter die Hufe kommen?« Parsefall schimpfte zurück, ohne sich einschüchtern zu lassen.
    Über eine Stunde schlingerte und rumpelte der Wagen durch die Stadt. Die Straßen wurden ruhiger, sie mussten ein weniger geschäftiges Viertel erreicht haben. Clara spürte, wie der Wagen ein Stück zurückgeschoben wurde und hart gegen etwas prallte. Einen Augenblick später bewegte sich der Galgen durch die Luft. Parsefall hob ihn

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