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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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und Lizzie Rose beobachtete, wie Fahrgäste aus den Abteilen hasteten, um etwas zum Abendessen zu kaufen. Es dauerte keine Viertelstunde, da ertönte abermals die Pfeife und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Lizzie Rose schloss die Augen und hoffte, während der weiteren Fahrt schlafen zu können. Bevor es ihr jedoch gelang, einzuschlummern, holte der korpulente Mann einen Deckelkorb unter dem Sitz hervor. Lizzie Roses Nasenflügel zuckten. Der Duft von Hähnchen-Lauch-Pastete, reifem Käse und Orangen stieg ihr in die Nase. Parsefall beugte sich mit glänzenden Augen vor in der Hoffnung, an dem Festmahl teilnehmen zu dürfen. Aber der Herr, seine Frau und das Kindermädchen taten so, als wären sie allein im Abteil. Als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, wickelten sie die Reste in Servietten und legten alles zurück in den Korb.
    Der Zug ratterte weiter. Es war eine eisige Nacht und die Polstersitze fühlten sich mittlerweile eisenhart an. Parsefall krümmte sich zitternd zusammen. Lizzie Roses Zehen waren so kalt, dass sie schmerzten, und sie spannte den Kiefer an, um nicht mit den Zähnen zu klappern. Sie war dankbar, den warmen Hund auf dem Schoß zu haben.
    Die Pfeife schrillte und die Bahn wurde langsamer. Sie fuhren wieder in einen Bahnhof ein. Diesmal stieg der Geistliche aus. Parsefall, der eine heftige Abneigung gegen ihn empfand, hoffte, dass er nicht zurückkäme. Doch keine Viertelstunde später tauchte der Herr wieder auf und brachte zwei trockene Blätterteigtaschen mit Marmelade, die er den Kindern in die Hand drückte. »Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt … er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen«, verkündete er mit donnernder Stimme.
    »Danke, Sir«, sagte Lizzie Rose, die das Bibelzitat erkannte. Tränen der Dankbarkeit und Beschämung stiegen ihr in die Augen. Sie nahm die Blätterteigtasche entgegen und bemühte sich, manierlich daran zu knabbern, als wäre sie gar nicht hungrig. Parsefall verschlang seine gierig und sah sich dann nach dem frischen Wasser um. Wahrscheinlich hätte er danach gefragt, wenn er nicht abgelenkt worden wäre: Der Leinensack in Lizzie Roses Armen bewegte sich und ein leises Winseln drang heraus. Schon reckte der Spaniel seinen Kopf aus der Öffnung des Beutels. Dem Kindermädchen entfuhr ein spitzer Schrei. Der korpulente Herr stieß einen leisen Fluch aus und rief lautstark nach dem Schaffner. Aber schon gab die durchdringende Pfeife das Signal, dass sich der Zug wieder in Bewegung setzen würde.
    Um drei Uhr morgens erreichten sie endlich Lancaster. Lizzie Rose und Parsefall wuchteten mühevoll die Truhe aus der Gepäckablage und schleppten sie in eine Ecke des Bahnhofs. Parsefall ging auf Erkundungstour und fand die Waschräume. Sobald er zurückgekehrt war, brach Lizzie Rose mit Ruby zu einem Spaziergang auf und kaufte zwei Tassen Tee und ein Sandwich, das die Kinder sich teilten – fünf Stückchen Knorpel zwischen zwei Scheiben altbackenen Brots.
    Drei Stunden mussten sie noch warten. Als endlich ihr nächster Zug eintraf, führte der Schaffner die Kinder direkt zu einem Waggon zweiter Klasse. Parsefall warf Lizzie Rose einen Seitenblick zu, ob sie protestieren würde, doch sie nahm, ohne zu murren, auf der harten Holzbank Platz. Der Zug verließ zügig den Bahnhof und Parsefall gähnte. Er war es leid, den roten Funkenflug zu beobachten, und etwas anderes konnte man in der Dunkelheit nicht sehen. Er wandte den Kopf, um Lizzie Rose zu fragen, wie lange sie noch fahren müssten, aber sie war eingeschlafen. Ihr Gesicht war sehr blass. Parsefall musterte sie eingehend und schwieg.
     
    Während Lizzie Rose schlief, lag Dr. Wintermute wach. Ausnahmsweise war er in Gedanken einmal nicht bei Clara. Er dachte an Lizzie Rose, erinnerte sich an ihren verwundeten Blick bei seinem Aufbruch. »Sie wissen nicht, wie das für uns ist … wie schwierig …« Er hatte sie nicht ausreden lassen. Jetzt im Dunkeln führte er ihren Satz zu Ende: Sie wissen nicht, wie schwierig unser Leben ist.
    Das stimmte. Er wusste es nicht, aber er konnte es sich ausmalen. Er hatte die schäbigen Zimmer gesehen und an ihrem kümmerlichen Feuer gesessen. Er erinnerte sich an die gestopften Stellen und Flicken auf ihrem Kleid und an die lose Sohle ihres Stiefels. Wie konnte er, der stets ein behagliches Leben geführt hatte, sie verurteilen, wenn sie stahl? Das Mädchen hatte niemanden, der für sie sorgte, niemanden, der sie

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