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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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Lizzie Rose holte sie heraus und setzte sie ab, worauf der Hund sich eilig auf dem schneebedeckten Boden hinkauerte.
    Parsefall schnaubte angewidert und marschierte auf dem mit Ziegeln gepflasterten Weg in Richtung Burg. Er hatte das eigenartige Gefühl, dass jemand sie von einem Fenster aus beobachtete, und ließ den Blick nervös über die Fassade schweifen. Die Spitzbogen der Fenster zierte buntes Glas, während der untere Teil mit Sprossen in kleine Vierecke unterteilt war, die an Fischschuppen erinnerten. Drei breite Stufen führten zum Portal. Die bogenförmigen, mit Schnitzereien verzierten Türen wirkten wie Kirchentüren und die Angeln aus schwarzem Eisen hatten die Gestalt von Schmetterlingen. Gerade als Parsefall eine Hand zum Türklopfer hob, wurde von innen geöffnet.
     
    Von ihrem Turm aus beobachtete die Hexe die Ankunft der Kinder. Schon den ganzen Morgen hatte sie mit einem Fernrohr auf dem Schoß am Fenster gesessen. Es war ihre Anordnung gewesen, dass die Kutsche in einiger Entfernung vom Portal haltmachte. Sie wollte sich vor ihrem ersten Zusammentreffen ein Bild von den Kindern machen.
    Warum kamen sie erst jetzt? Es war Wochen her, dass sie den Brief geschickt hatte. Warum hatten sie so lange gebraucht? Sie hatte Grisini aus dem Haus verbannt, damit seine Anwesenheit die beiden nicht erschreckte. Die Dienstboten waren unterrichtet worden, dass sie die Ankunft von zwei Kindern erwarte, die wie Ehrengäste behandelt werden sollten. Cassandra hatte außerdem einige Schätze aus ihren Sammlungen hervorgeholt und in den Räumen verteilt, in der Hoffnung, damit die Kinder zum Stehlen zu animieren. Tag für Tag hatte sie ihr Eintreffen herbeigesehnt und war immer wieder enttäuscht worden. Und dann, an diesem Morgen, war sie erwacht und wusste, dass die Kinder unterwegs waren. Sie würden kommen – endlich, endlich! – und eines von ihnen würde sie von dem Phönixstein befreien.
    Allerdings hatte Cassandra sie sich ganz anders vorgestellt. Ihre sehnsüchtige Fantasie hatte einen rohen Burschen und ein angemaltes kleines Biest heraufbeschworen: zwei ausgemachte junge Kriminelle, die keinerlei Skrupel hätten, sie zu bestehlen. Die Kinder, die da gerade aus der Kutschte kletterten, waren jünger als erwartet. Sie sahen unterernährt aus, besonders der Junge. Das Mädchen war älter – wahrscheinlich riss es sich bei den Mahlzeiten den Löwenanteil unter den Nagel. Was hatte Gaspare doch gleich über sie gesagt? Lassen Sie sich von ihrer Unschuld nicht täuschen. Sie ist ein tückisches kleines Ding. Keines der Kinder machte jedoch auf Cassandra einen sonderlich tückischen Eindruck. Sie wirkten vielmehr erschöpft und schutzlos. Die Hexe ließ das Fernrohr sinken. Sie sah nicht zum ersten Mal vernachlässigte Kinder. Londons Straßen waren voll davon. Aber dort schaute man sie sich nicht an, man sah weg.
    Das Mädchen bückte sich und öffnete auf dem schneebedeckten Boden einen Beutel, den sie bislang an ihre Brust gedrückt hatte. Ein kleiner Hund mit rötlichem Fell sprang heraus.
    Ein Spaniel. Cassandra riss erstaunt den Mund auf. Marguerite hatte so einen Hund gehabt, einen rot-weißen Spaniel. Er hieß … Fanchon? Ninon? Cassandra kam nicht mehr auf den Namen. Sie durfte sich nicht mit nutzlosen Erinnerungen aufhalten. Sie musste sich ausschließlich auf ihre Notlage konzentrieren und auf die Kinder, die sie unter Umständen retten würden. Eines der beiden musste den Feueropal stehlen. Ihre Armut, so bedauernswert sie auch war, würde ihr in die Hände spielen.
    Nur, welches der Kinder würde sie erlösen? Welches war vielversprechender, habgieriger, verführbarer? Cassandra hörte das klappernde Geräusch, als die Türflügel geöffnet wurden. Die Haushälterin würde die Kinder zweifellos angemessen begrüßen. Mrs Fettle war eine steife, ermüdende alte Matrone, aber sie kannte ihre Pflichten.
    Cassandra rutschte in ihrem Lehnstuhl hin und her. Es war an der Zeit, in ihr Schlafzimmer zurückzukehren. Schon der Gedanke an den Weg dorthin, den Korridor entlang, ermüdete sie. Nur zu gern hätte sie nach einem Dienstboten geläutet, um sich stützen zu lassen, aber niemand vom Hauspersonal ahnte, dass sie nach wie vor das Turmzimmer aufsuchte. Und selbst wenn sie jemanden rufen würde, könnte man nicht zu ihr gelangen, denn sie hatte die Tür von innen verriegelt.
    Cassandra umfasste mit einer Hand das Medaillon. Die verschlungenen Golddrähte, die den Phönixstein hielten, waren

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