Clara
tun.«
Van Appeldorn nieste wieder in sein Taschentuch und krächzte dann: »Jedenfalls hat Ecki Gellings jetzt einen Laden unten im Industriegebiet – Autozubehör. Soll ich dem mal auf den Zahn fühlen?«
Toppe stand auf. »Ich komme mit.«
»Moment mal«, hielt Heinrichs ihn auf. »Was ist mit dem Bericht von eurem Gespräch mit Poortens Eltern? Ich komme doch kein Stück weiter.«
»Schon gut, den schreibe ich noch schnell«, ergab sich Astrid.
7
Autozubehör war eindeutig geschmeichelt, es schien doch eher ein gediegener Schrotthandel zu sein.
Zwei Arbeiter in wattierten Jacken und mit flauschigen Ohrenschützern hantierten draußen herum. Es sah nach einem ordentlichen Betrieb aus. Offensichtlich hatte Ecki es geschafft, was vor acht Jahren sicher nicht zu erwarten gewesen war.
»Chef da?« bellte van Appeldorn; sein Atem stob weiße Fetzen.
Der ältere der beiden Männer schaute hoch und grunzte: »Im Büro.«
Das Büro war ein grauer Containerbau in der hinteren Ecke des Gevierts und sah aus wie ein großer Schuhkarton. An die Fensterscheibe gleich neben der Tür hatte jemand mit gelbem Isolierband ein Pappschild angeklebt: Büro, mit dickem Filzer geschrieben.
Ecki war früher ein langer, spilleriger Kerl gewesen mit pomadiger Elvistolle und einer enorm großen Klappe. Mit Anfang Zwanzig hatte er nicht nur in der Mopedbande das Sagen gehabt, sondern war allgemein einer der angesehensten Bürger von Klein-Chicago gewesen.
Die Elvistolle und die Klappe waren immer noch da, aber sonst hatte er sich mächtig verändert. Er mußte sie durchs Fenster gesehen haben, denn er riß die Tür auf, bevor die beiden Kripoleute anklopfen konnten. »Da setzt man sich glatt auf den Arsch, das Gespann von Mord und Totschlag! Habt ihr mal wieder einen toten Richter gefunden?« bollerte er lachend. »Immer rein in die warme Baracke! Hier draußen frieren einem ja die Eier ab.«
Ecki ließ sie vorbei und klopfte ihnen auf die Schultern.
»Ihr habt euch überhaupt nicht verändert.«
»Was man von dir nicht behaupten kann, Ecki.« Van Appeldorn tatschte ihm auf den Bauch. »Pilsgeschwür?«
Ecki lachte schallend. »Du hast die alte Nummer ja immer noch drauf, Stürmer. Oder spielst du kein Fußball mehr?«
»Nö«, meinte van Appeldorn. »Aber jetzt halt mal die Luft an, sonst stehen wir morgen noch hier rum.«
Toppe wußte, was Gellings mit der »alten Nummer« meinte. Als van Appeldorn und er damals anfingen zusammenzuarbeiten, hatten sie eine ganz bestimmte Art, wenn es darum ging, schwierige Typen zu vernehmen: van Appeldorn pöbelte rum, respektlos, kalt, provozierend, brachte sie aus der Fassung, und Toppe konnte dann als der verständnisvolle, freundliche Schlichter absahnen. Sie waren gut damit gefahren. Inzwischen hatten sich die Rollen abgeschliffen, oder vielleicht war ihm alles auch nur in Fleisch und Blut übergegangen. Er wußte aber noch gut, daß van Appeldorn ihm damals oft unangenehm gewesen war.
»Hast recht, Stürmer«, meinte Gellings. »Jetzt setzt euch endlich und sagt mir, was ich für euch tun kann.« Damit zwängte er sich hinter seinen Schreibtisch und tätschelte seine Wampe. »Alles Muskeln und Samenstränge«, zwinkerte er zufrieden.
Der MCK – Motorradclub Kleve – traf sich einmal im Monat in der Vereinskneipe in Hau. Man organisierte gemeinsame Fahrten zu Motorradrennen und -treffen, ab und an mal ein Zeltlager mit begleitendem Besäufnis. »Da sind dann auch die Bräute dabei.« Außerdem half man sich gegenseitig bei Reparaturen, Ersatzteilbeschaffung und allem, was so anfiel. Wie viele Mitglieder der Club hatte, wußte Gellings nicht auswendig. »Um die dreißig, würde ich sagen. Die Liste hab ich zu Hause. Könnt ihr kriegen, wenn ihr wollt.« Es waren eine ganze Reihe ältere Semester dabei. Vereinsmäßig organisiert waren sie nicht, und darauf legte auch keiner Wert. Alles ging recht locker zu, und Gellings hielt die Fäden mit leichter Hand zusammen, wie es schien.
»Warum müßt ihr das denn alles wissen? Hat einer von den Jungs was angestellt?«
»Kennen Sie einen Ralf Poorten?« fragte Toppe.
Gellings legte die Stirn in Falten. »Wartet mal, Poorten, Poorten … Ist der aus Griethausen? Ach, Ralfi! Dat Jüngsken! Und der soll was angestellt haben? Glaub ich nicht.«
»Der ist tot«, sagte van Appeldorn.
Gellings hielt das für einen Witz. »Komm, Stürmer, verarschen kann ich mich alleine. Der ist doch noch nicht mal trocken hinter den Ohren.«
Er war
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