Clara
Mund!«
Wahrscheinlich schnappte sie empört nach Luft, denn auf der anderen Seite der Leitung war es still. »Ich nehme an, du bist ziemlich mit den Nerven runter«, sagte Toppe. »Und deshalb werde ich den ganzen Mist vergessen, den du da eben von dir gegeben hast. Ich melde mich wieder.« Damit legte er auf.
Ackermann stieß hörbar die Luft aus und ließ sich auf van Appeldorns Stuhl fallen.
Toppes Nase war noch weiß vor Wut, aber Heinrichs fragte trotzdem, was nun eigentlich los sei.
»Norbert hat wohl eine Lungenentzündung, und das ist meine Schuld«, antwortete Toppe, ohne jemanden anzusehen.
»Ach ja«, meinte Astrid giftig. »Und wie hast du das gemacht? Hast du ihm den Erreger eingehaucht?«
»Du weißt offensichtlich nicht, wie das bei uns zugeht! Wir machen uns alle einen schönen Lenz, und der arme Norbert muß die Drecksarbeit erledigen. Tag und Nacht in der Kälte, während wir anderen vor dem Kamin Däumchen drehen. Blöde Pute!«
»Geht es ihm sehr schlecht?« fragte Heinrichs beunruhigt.
»Hörte sich eigentlich nicht so an. Der Arzt hat wohl gesagt, er brauchte nicht ins Krankenhaus. Was für sie natürlich schrecklich ist. Jetzt muß sie jemanden für ihren Laden finden und überhaupt! Zwei Kinder und jetzt auch noch einen kranken Mann im Haus. Sie meinte, wir sollten uns bei der Krankenpflege abwechseln, schließlich wären wir ja auch …« Aber dann unterbrach er sich. »Ach was, vergessen wir’s einfach. Die hatte immer schon Haare auf den Zähnen. Ich fahre nachher mal hin und gucke, was nun wirklich los ist.«
Jetzt traute sich Ackermann endlich wieder vor: »Soll ich denn jetzt ma’? Oder müßt ihr noch wat anderes?«
»Es geht um die Werft, nicht wahr?« fragte Toppe. Ackermann nickte aufgeregt.
»Gleich. Zuerst müssen noch ein paar andere Dinge geklärt werden. Hast du schon was erreicht, Walter?«
Der schüttelte unzufrieden den Kopf. »Kein Ergebnis, was das Motorrad angeht, bis jetzt. Aber zur Wasserschutzpolizei habe ich inzwischen gute Kontakte. Einer von denen hat offenbar den richtigen Durchblick. Der meint allerdings auch, daß wir eine Menge rechnen und puzzlen müssen, wenn wir rausfinden wollen, wo man Poorten in den Fluß geworfen hat. Ich würde gern heute im Lauf des Tages zu ihm fahren.«
»Und wer ist dann hier im Büro? Nein, laß den lieber herkommen«, entschied Toppe. Dann sah er Astrid auffordernd an. Den größten Teil hatte sie ihm schon gestern abend erzählt. Manchmal war es gar nicht so leicht, Privatleben und Beruf zu trennen, und manchmal kam er sich vor wie in einem Theaterstück. Aber Astrid spielte nicht nur mit, sie war ganz bei der Sache und berichtete ausführlich von ihren Gesprächen mit Ralfs Schwester und dem Pastor von Griethausen und zeichnete das Bild des Jungen nach.
»Seine einzigen Freunde scheint er in diesem Griether Jugendkreis gehabt zu haben. Aber selbst dort … Christian kennt ihn kaum.« Sie erklärte den Zusammenhang. »Jedenfalls sagt er das. Ich würde gern mal nach Grieth fahren und mit dem Pfarrer sprechen, vor allem mit den Jugendlichen. Vielleicht ist Ralf Poorten ja am Freitag dort gewesen. Seine Schwester sagt, er hätte ständig da rumgehangen. Eine andere Möglichkeit wäre Haus Barbara. Poorten hat dort an mehreren Seminaren teilgenommen. Die Leute möchte ich kennenlernen. Nach den Blättchen, die ich von denen gesehen habe, scheint das ein ziemlich übler Haufen zu sein, obwohl der Pope von Griethausen die in den höchsten Tönen gelobt hat. Aber ich bin mir nicht sicher, ob man darauf was geben kann.«
Heinrichs sah ein wenig betreten aus.
»Morgen fangen jedenfalls diese Exerzitien an. Das wäre eigentlich eine gute Gelegenheit, sich das da mal genauer anzugucken, oder? Ich würde das wohl übernehmen. Tja, und dann hatte Poorten möglicherweise etwas mit diesem Mädchen zu tun.« Sie zeigte ihnen das Foto. »Das Bild habe ich auf Poortens Nachttisch gefunden. Clara Albers heißt sie. Sie wohnt in Grieth und geht zum Sebus Gymnasium. Christian kennt sie aus dem Jugendkreis.«
»Mensch, ist die hübsch«, murmelte Heinrichs.
»Hübsch?« rief Ackermann. »Dat is’ ’n Sahnetörtchen! Guckt euch doch bloß ma’ diese Augen an, un’ wie die lacht! Also, ich nenn dat nich’ hübsch. Die is’ schön! Clara? Also, ir’ndwie sacht mir dat wat. Ich weiß bloß nich’ … Gesehen hab ich dat Mädchen aber noch nie. Dat hätt ich bestimmt nich’ vergessen!«
»Vielleicht fällt es Ihnen ja noch
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