Clara
ein«, meinte Toppe milde. »Und? Was haben Sie denn jetzt über die Roeloffs-Werft rausgefunden?«
Ackermann begann recht leise, steigerte sich aber schnell. »Nu ja, also, wie gesacht, ich wüßt ja, dat bei denen nich’ alles koscher is’. Der Paul Roeloffs – schimpft sich wohl Geschäftsführer jetz’ – also, der hat scho’ ma’ gesessen, un’ zwar wegen Hehlerei. Is’ ’n paar Jährkes her. Ganz schräger Vogel, der Mann. Da waren damals noch ganz andere Sachen im Gespräch: Urkundenfälschung, Waffenschieberei, Drogenschmuggel. Alles, wat gut un’ teuer is’. Aber da könnt man dem wohl nich’ genuch nachweisen. Un’ Pleite hat der auch ma’ gemacht.«
»Mit der Werft?« wunderte sich Toppe.
»Ah wat! Da hatte der noch nix mit zu tun. Dat war ’n anderes Geschäft, un’ außerdem saß der damals in Frankfurt. Ja.« Ackermann schob die Brille auf die Stirn und wieder zurück auf die Nase. »87 is’ der jedenfalls raus aus ’m Knast un’ hat sich in ’t Ausland abgesetzt. Nach de Türkei, wie ich gehört hab, aber da arbeiten wir noch dran. Jedenfalls soll der da Boote verchartert haben.«
»Boote?« mischte sich Heinrichs ein. »Und die Roeloffs-Werft hat die gebaut.«
»Nee, bestimmt nich’.« Ackermann lachte, ein wenig sicherer jetzt. »Werft könnt man dat damals noch gar nich’ nennen. Dat war ’ne kleine Klitsche. Hat ich selbs’ oft genuch mit zu tun.«
Die anderen stutzten verhalten, hielten aber wohlweislich den Mund. Wenn Ackermann sich in persönliche Geschichten verbiß, war kein Ende abzusehen.
»Wie auch immer – sacht man doch so schön, wa? – der Paul Roeloffs is’ vor fünf Jahren wieder zurück inne Heimat, un’ da is’ er dann bei sein Bruder eingestiegen, un’ zwar mit ’nem schön Stängsken Kohle. Da ham se nämlich den Neubau hochgezogen un’ in Nullkommanix ein auf Nobelwerft gemacht. Ich könnt mir denken, dat der Paul die richtigen Kunden anne Hand hatte, bei seine Connections nach de Frankfurter Unterwelt. Un’ dat der inne Türkei sauber gearbeitet hat, dat kann der seine Oma erzählen. Un’ heute? Ich weiß et nich’, ich weiß et nich’. Inne Bootsbauerei wird viel gemauschelt mit Schwarzgeld. Da würd ich gern ma’ ’n bisken genauer hingucken. Ich mein, schon wegen meine persönliche berufliche Orientierung.« Er starrte sie erwartungsvoll durch die dicken Gläser an.
Toppe mußte einen solchen Ausdruck aus Ackermanns Mund erst einmal verdauen.
»Ja, ja«, meinte er endlich, »schön und gut. Aber wo sehen Sie da eine Verbindung zu Ralf Poorten?«
»Dat sieht doch ’n Blinder mit ’m Krückstock! Oh«, er hielt sich erschrocken den Mund zu. »So war et nich’ gemeint, nix für ungut. Aber wenn der Paul Roeloffs immer noch krumme Dinger dreht, wovon ich ausgeh, un’ der Junge hängt mit drin – zum Beispiel. Oder andere Möglichkeit: der hängt nich’ mit drin, hat aber wat spitz gekriegt un’ macht ’n bisken Druck. Wie wär dat denn?«
»Das wäre überhaupt nichts«, wehrte Astrid entschieden ab. »So was paßt nicht zu Ralf Poorten. Und ich dachte eigentlich, das wäre mittlerweile klar geworden. Der und Erpressung, das ist lächerlich!«
Ackermann legte den Kopf schief. »Also, ich persönlich bin mit solche Urteile ja vorsichtig. Wer weiß? Man guckt nich’ dahinter, sach ich immer.«
»Ackermann.« Heinrichs blieb immer noch geduldig. »Laß gut sein.«
»Und was ist mit dem anderen Roeloffsbruder?« drängte Toppe.
Franz Roeloffs war ein unbescholtener Bürger, Bootsbauer mit Leib und Seele, etwas anderes schien ihn auch nicht zu interessieren. Nicht einmal verheiratet war er. Wenn er nicht gerade Boote baute, dann war er entweder auf seiner Segelyacht auf dem Ijsselmeer oder auf seiner Jolle am Wisseier See.
»Und warum sollte sich der Mann so einen Kuckuck ins Nest holen?« fragte Heinrichs zweifelnd.
»Ich könnt mir vorstellen, dat sein Laden sons’ den Bach runtergegangen wär. Von Geschäftssinn hab ich nämlich bei dem nie wat gemerkt.« Wieder schaute Ackermann die anderen gespannt an, aber wieder hakte keiner nach; mit den Jahren wurde man schlauer.
»Na ja, es schadet sicher nichts, wenn man diesem Paul Roeloffs mal ein bißchen genauer auf den Zahn fühlt«, meinte Heinrichs unbestimmt.
»Meine Rede«, nickte Ackermann, vollauf zufrieden mit sich.
»Aber so langsam sollten wir doch mal ein bißchen System in die Sache bringen. Wenn jetzt auch noch Norbert ausfällt …« Heinrichs ging zur
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