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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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telefoniert hatte, hieß Schneider und schien ganz in Ordnung zu sein.
    Er parkte an der Rheinpromenade, die heute vollkommen menschenleer war. Als er ausstieg, wußte er, warum: Man konnte die schneidende Kälte hier am Wasser kaum aushalten. Rasch wechselte er auf die andere Straßenseite in den Schutz der Häuserzeile und lief auf den Park zu. Die Wasserschutzpolizei war gleich gegenüber, wenn er sich recht erinnerte. Der Knochenpark – wer war nur auf diesen Namen gekommen? Oder hieß der nur im Volksmund so, wegen all der Halbtoten, die hier rumhingen? Ein beliebter Treffpunkt für das Drogengesindel der ganzen Umgebung; hier verging keine Woche ohne Messerstecherei oder andere nette Sachen.
    Schneider war viel älter, als seine Stimme am Telefon hatte vermuten lassen. Er mußte schon kurz vor der Pensionierung stehen. Ein drahtiger Mann mit grauen Stoppelhaaren und gewitzten Augen, ein alter Hase. Er war auf einem Bauernhof in der Niederung aufgewachsen und hatte mit dem Rhein zu tun gehabt, lange bevor er in den fünfziger Jahren zur Wasserschutzpolizei gegangen war. »Den Fluß kenne ich besser als meinen eigenen Garten«, meinte er aufgeräumt.
    Als Heinrichs die Daten aus Bonhoeffers Bericht auf den Tisch legte, sah er das Blitzen in Schneiders Augen und wußte, daß er eine verwandte Seele gefunden hatte. Keine zehn Minuten später standen sie beide über Karten gebeugt, murmelnd und gestikulierend, jeder mit einem Blatt Papier, Theorien stand auf Schneiders Zettel, Hypothesen war Heinrichs’ Überschrift, aber das war auch beinahe schon der einzige Unterschied. Walter Heinrichs vergaß das Mittagessen.

    Toppe war es ganz recht, daß Ackermann sich wohl oder übel mal wieder in seiner eigenen Abteilung blicken lassen mußte – er konnte eine kleine Pause gebrauchen.
    In seinem Chefzimmer lagen keine Nachrichten für ihn, also warf er nur seinen Mantel auf das Sofa und ging hinüber zum K 1-Büro.
    Hinter dem Aktenführertisch thronte Look, weiter war keiner da.
    »Äh, hallo«, grüßte Look, und seine Ohren färbten sich rötlich blau.
    »Was machen Sie denn hier?« staunte Toppe. »Und wo sind die anderen?«
    »Ja … ähem … ich weiß nicht …« Look verhaspelte sich völlig. »Kollege Heinrichs hat mich gefragt, ob ich hier für ihn. nur für eine Stunde mal.«
    »Heinrichs hat was?« Das war doch wohl ein Witz! »Und wo steckt der?«
    »Der mußte mal kurz eben nach Emmerich, wegen der Wasserleiche«, betete Look tapfer. »Und weil sonst keiner da war. Na ja, hab ich gedacht, eine Hand wäscht die andere. So, jetzt, wo hab ich denn den Zettel? Da sind nämlich ein paar Anrufe gewesen.«
    Toppe stand immer noch mitten im Zimmer und bemühte sich um Haltung. Look hatte den Zettel gefunden und sah ihn verhuscht an. Armer Kerl, konnte ja nichts dafür.
    »Soll ich der Reihe nach?«
    »Nur zu«, antwortete Toppe dumpf und setzte sich.
    »Also, um 10.32 Uhr kam …«
    »Die Uhrzeit können Sie weglassen.«
    »Ja gut, der erste Anruf war, daß Ralf Poorten morgen früh um neun beerdigt wird.«
    »Wo? In Griethausen?«
    Look machte runde Augen. »Ja, weiß ich nicht. Ich dachte, das wüßten Sie.«
    Toppe schüttelte den Kopf. Egal, das konnte er später rausfinden. Auf jeden Fall wollte er zur Beerdigung gehen und sehen, wer da alles so auftauchte. Bis jetzt kannten sie kaum einen, mit dem der Junge Kontakt gehabt hatte.
    »Dann …« – Look machte eine Kunstpause, die Großes einläuten sollte – »… hat unsere neue Chefin angerufen.«
    Toppe schaute ihn nur an.
    »Ja, ähem, sie sagte, sie wollte schon mal kurz in alle Abteilungen reinschnuppern und dafür mit Ihnen einen Termin ausmachen. Aber Sie waren ja nicht da. Und jetzt ruft sie morgen noch mal an, hat sie gemeint.«
    »War’s das?«
    »Nö, der letzte Anruf war wohl der wichtigste. Das Motorrad ist aufgetaucht.« Look sah so stolz aus, als hätte er es selbst gefunden.
    »Wo?«
    »Auf der Reeser Schanz. Der Wirt von der Kneipe da hat die Maschine heute morgen in seinem Garten gefunden. Das Kennzeichen stimmt und auch sonst alles. Er hatte das in der Zeitung gelesen, das mit dem Poorten und dem Motorrad, und da hat er sich direkt hier gemeldet.«
    »Reeser Schanz!« Toppe fluchte. »Da komme ich gerade her! Warum haben Sie mich nicht angerufen?«
    »Ich wußte doch überhaupt nicht, wo Sie sind«, entgegnete Look beleidigt. »Außerdem hat mir das keiner gesagt.«
    »Es gibt doch Funk, oder? Aber ist schon gut. Wüßten Sie denn

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