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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Herd wieder saubermacht. Von wegen!«
    Toppe nickte verständnisvoll, und sie besann sich. »Dort ist das Schlafzimmer, geh ruhig rein. Ich stelle die Blumen ins Wasser.«
    Toppe zögerte noch. »Geht es ihm sehr schlecht?«
    Sie schnaubte. »Mir geht es schlecht. Der Mann ist unerträglich, wenn er krank ist, tyrannisiert die gesamte Familie.«
    Toppe lugte vorsichtig durch den Türspalt. Van Appeldorn lag mit dem Rücken zu ihm, fest zugedeckt, nur ein paar klebrige Haarsträhnen waren zu sehen.
    »Norbert«, raunte Toppe sachte, aber van Appeldorn rührte sich nicht. Erleichtert schloß Toppe die Tür wieder und ging in die Küche, wo er Marion klappern hörte.
    »Er schläft.«
    »Dem Herrn sei’s getrommelt und gepfiffen«, antwortete sie und nahm einen Stapel Wäsche von einem Küchenstuhl. »Setz dich.«
    »Was sagt denn der Arzt?«
    Marion blieb stehen. »Wann Norbert wieder arbeiten kommt, meinst du? Das kann dauern.«
    »Nein, ich meinte eigentlich, ob es sehr schlimm ist.«
    »Das Fieber geht langsam runter.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Du lieber Himmel! Hör zu, Helmut, ich würde dir wirklich gern einen Kaffee anbieten, aber ich muß die Kleine vom Kindergarten abholen und dann unbedingt noch mal in den Laden.«
    Toppe schob den Stuhl zurück. »Ich habe sowieso keine Zeit. Du kannst Norbert ja von mir grüßen und ihm sagen, daß ich hier gewesen bin. Hast du denn jetzt eine Aushilfe gefunden?«
    »Bloß für heute. Was morgen wird, weiß der Geier. Anna!« rief sie in den Flur. »Ich bin jetzt weg, und ich erwarte, daß du dich um deinen Vater kümmerst!«
    Toppe machte sich schnell aus dem Staub.
    Bis zum Team war noch über eine Stunde Zeit. Unschlüssig blieb Toppe am Burgparkplatz stehen und sah zum Kermisdahl hinunter. Eigentlich nicht das richtige Wetter für einen Spaziergang. Ach was, dachte er, was sagte Arend immer: Schultern und Hintern zusammen und die Brust raus, tief durchatmen, dann ist dir auch nicht mehr kalt. Wie angenehm, daß es tatsächlich funktionierte. Er verbannte Marion van Appeldorn aus seinem Kopf und mit ihr jeglichen Gedanken an irgendwelche Beziehungskisten.
    Das Motorrad … wenn’s nun kein Karnickel gewesen war – und danach sah es nicht aus – wenn es an der Kneipe keinen Kampf gegeben hatte, das Blut also nicht dort auf den Reifen gekommen war. irgend jemand mußte die BMW dorthin gebracht haben. Warum gerade dorthin? Und wieso erst heute? Und wo war das Motorrad bis heute gewesen? Gesetzt den Fall, es war Ralf Poortens Blut.
    Unter den alten Bäumen und den immergrünen Büschen war der Weg feucht, und sogar in der Kälte ahnte man den Modergeruch. Das Flußufer war von einer milchigen Eisdecke überzogen, in der Mitte war das Wasser spiegelglatt. Selbst den Schwänen war es wohl zu frostig.
    Auf der gegenüberliegenden Seite dehnten sich abgeerntete Felder. Die Leute von der Stadt hatten zwei lange Baumreihen auf den Ring zu gepflanzt – junge Stämmchen. Ob sie die alten Alleen wieder anlegen wollten?
    Niedermörmter … Roeloffs … und wenn Ackermann doch recht hatte? Unsaubere Geschäfte, Mitwisser, Erpressung?
    Toppe ging schneller. Bis zu dem Weg, der wieder hoch zur Nassauer Allee führte, war es doch weiter, als er gedacht hatte.
    Aber wären die Roeloffsbrüder so dämlich, das Motorrad dort abzustellen? Quasi vor ihrer eigenen Haustür. Unwahrscheinlich.
    Als er am Auto ankam, war ihm warm geworden. »Man läuft viel zuwenig«, murmelte er vor sich hin, drängte aber sofort alle guten Vorsätze beiseite – er wußte, was davon übrigblieb, und den Frust wollte er sich schenken.

    »Ich konnte nicht wissen, daß hier jetzt ein anderer Wind weht!« Walter Heinrichs hatte sich für den Angriff entschieden. »Daß du auf einmal den Chef raushängen läßt. Bis jetzt lief das ja anders bei uns.«
    »Walter, du hast Mist gebaut, und das weißt du ganz genau.« Toppe blieb sachlich. »Einen Kollegen von der Wache hier hinzusetzen. Die sind doch nicht unser Büttel.«
    »Es war wichtig.«
    »Dann hättest du es vorher sagen müssen. Wir haben damals, nach Günthers Tod, lang und breit darüber geredet, und du warst bereit, seinen Job zu übernehmen, und das bedeutet.«
    »Ich war bereit?« brüllte Heinrichs. »Ihr habt mich bequatscht wie einen lahmen Gaul – alle zusammen.«
    »Und das bedeutet«, fuhr Toppe ungerührt fort, »daß du hier an deinem Platz bist. Wenn du das in Zukunft nicht mehr willst, dann müssen wir uns gemeinsam eine andere

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