Clara
biste ja auch. Inne Eiche in Huisberden, ne? Dat kriegen wir schon geklärt.«
Paul Roeloffs schien es höchst amüsant zu finden, daß sie sich für sein Alibi interessierten. »Ich habe Ihnen doch schon erzählt, daß ich auf Geschäftsreise in Amsterdam war, Herr Hauptkommissar.«
»Ir’ndwer, der dat für Freitach abend bezeugen könnt?« fiel ihm Ackermann ins Wort.
Paul Roeloffs rieb sich nachdenklich die knubbelige Nase. »Unser arabischer Kunde ist schon abgereist, aber. Freitag abend. ah, genau, da sind wir. ausgegangen …« Er griente.
»Wat?« rief Ackermann. »Die Scheiche stehen auf holländische Puffs?«
»Und wie!« Roeloffs stülpte die fleischigen Lippen vor. »Ich bin sicher, daß sich zwei der Damen genau an mich erinnern.«
Wenn der sich noch mehr in die Brust wirft, dachte Toppe, hebt der gleich mit seinen Dackelbeinen ab. »Welcher Laden?« fragte er.
»Vom Feinsten natürlich. Ich führe doch unseren besten Kunden nicht in irgendeinen Bums. Wir waren im La Rose. «
»Edel geht die Welt zugrunde«, pfiff Ackermann anerkennend. »Dat möcht ich mir ma’ leisten können! Un’ wat sacht die Mutti dazu, wenn ihr Dicker so auf die Kacke haut?«
»Die?« Roeloffs lachte. »Was glauben Sie denn, wo ich die her habe?«
Als Ackermann ihn dann nach den Geschäften fragte, gab Roeloffs sich schwer gekränkt. »Bitte, meine Herren, Sie können jederzeit unsere Bücher prüfen lassen. Jederzeit! Wir haben nichts zu verbergen. Ich bin es ja mittlerweile gewöhnt, aber leicht hat man es in unserer Gesellschaft wahrhaftig nicht, wenn man sich einmal etwas hat zuschulden kommen lassen.«
»Einmal?« Ackermann schüttete sich aus vor Lachen, »’n Klassewitz, werd ich bei Gelegenheit zum besten geben.«
Sie saßen gerade erst im Auto, als Ackermann sich vorsichtig räusperte. »Äh, Chef?«
»Hm?« Toppe ließ den Motor an.
»Wat dagegen, wenn ich die Alibis überprüf? Ich mein, ich hätt sowieso nix vor dies’ Wochenende.«
Toppe konnte es sich nicht verkneifen: »Und was sagt die Mutti dazu, wenn sich ihr Dicker in solchen Etablissements rumtreibt?«
»Ach, die kennt mich doch! Außerdem könnt ich mir in dem Schuppen keine Nummer leisten. Unter tausend Eiern geht da gar nix ab.«
»Sie kennen sich aber gut aus in der Szene.«
»Logo! Wat haben Sie denn in Ihre wilden Jahre so getrieben, he?«
Toppe bog in die Haupststraße ein und lächelte. »Ich glaube, die habe ich ausgelassen.«
Ackermann sah ihn lange an. »Da könnt ich ja jetz’ wat drauf sagen, laß ich aber.«
Toppe erwiderte nichts.
»Hören Sie ma’, Chef, ich glaub, dat kratzt Sie echt, wenn die Leute lästern, von wegen Dreieckskiste, wa?«
»Dreieckskiste«, schnaubte Toppe. »Ja, stimmt, das kratzt mich tatsächlich.«
»Komisch, versteh ich nich’. Sollen doch löllen, die Leute. Wenn die sons’ nix haben im Leben – ihr Pech! Man kann sowieso machen, wat man will, ir’ndeiner zerreißt sich immer dat Maul. Also, wenn ich Sie war, ich würd den Affen richtich Zucker geben. Jede Woche inne Apotheke un’ Potenzpillen holen – Jumbopackung – un’ dafür sorgen, dat et jeder mitkriegt.«
Toppe lachte mühsam, aber Ackermann war noch nicht fertig.
»Hee«, stupste er ihn mit dem Ellbogen. »Sie müssen sich dat wirklich nich’ so zu Herzen nehmen. Dat dauert kein halbes Jahr, un’ die Leute haben wat anderes zum Quatschen gefunden. Dat kenn ich vom eigenen Leib. Wie meine Frau vor’ges Jahr ihre Ausbildung fertichgemacht hat un’ für zwei Monate nach Breda hin mußte, wat meinen Sie, wat da los war in Kranenburg! Von wegen Schnauze voll un’ abgehauen un’ hat den Alten innen Wind geschossen. Wie dat eben so geht. Un’ dann? Keine drei Wochen später läuft auf einmal Paul Meier seine Tochter Lisbeth mit ’m dicken Bauch rum, noch keine sechzehn un’ nie ’n Freund. Aber auffe Scheffenthumer Kirmes haben mindestens vier Mann – wat sach ich: vier? Zum Schluß waren et an die dreißig – jedenfalls haben die dat Mädchen inne Scheune verschwinden sehen, un’ zwar mit unserm Bürgermeister! Wat meinen Sie, wat der liebe Ackermann den Leuten da auf einma’ schnuppe war.«
13
Ganz wohl in seiner Haut fühlte Heinrichs sich nicht, aber es machte doch wirklich keinen Sinn, den Mann von der Wasserschutzpolizei ins Präsidium zu bitten. Alle Rheinkarten und Tabellen und was sie sonst noch brauchen würden, waren schließlich in der Emmericher Dienststelle. Der Kollege, mit dem er schon zweimal
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