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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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anthrazitfarbenen Flanellhosen, einem schwarzen Pullover und weißem Hemdkragen. Er hatte sich wirklich rasch was übergezogen, über den ganzen Schweiß.
    »So, da wären wir«, kollerte er. »Jetzt schauen Sie mich nicht so an. Auch ein Pastor muß sich fit halten. Nehmen Sie Platz und erzählen mir, was ich für Sie tun kann.«
    Astrid setzte sich auf die Sofakante und erklärte ihm, wer sie war, aber er merkte, daß sie immer noch staunte.
    »In meiner Jugend habe ich geboxt«, er schmunzelte, »doch das schickt sich nicht mehr für so einen wie mich.«
    »Und jetzt machen Sie Bodybuilding?«
    »Warum denn nicht? Mens sana … Sie wissen schon.«
    Ein lustiger Vogel, der Mann, aber weiterhelfen konnte er ihr nicht.
    »Die Jugendarbeit überlasse ich inzwischen völlig meinem Kaplan. Und Sie können mir glauben, daß ich sehr froh darüber bin. In meinem Alter – das sage ich nicht gern, aber auch ich muß den Tatsachen ins Auge sehen – in meinem Alter hat man doch nicht mehr so den rechten Zugang zur Jugend. Aber unser Kaplan ist der richtige Mann dafür. Der geht ganz darin auf. Nur leider …«
    Der Kaplan war im Augenblick nicht in Grieth, sondern auf der Taufe seiner Nichte in Meiderich und würde erst spät am Sonntag zurückkommen.
    Von dem Toten im Rhein hatte Pastor Deckers natürlich in der Zeitung gelesen, aber der Name Ralf Poorten sagte ihm nichts. Er erzählte das alles sehr sachlich, ohne aufgesetzte Rührung oder Mitleid. »Unsere Dorfjugend? Die werden den Jungen wohl gekannt haben, wenn Sie sagen, daß er in unserem Jugendkreis war. Aber Sie haben sich eine dumme Zeit ausgesucht, wenn Sie mit denen sprechen wollen. Die sind doch jetzt alle in der Schule.«
    Der Jugendkreis war offen für jeden, von montags bis freitags immer von 19 bis 21.30 Uhr.
    »Am besten wäre es wohl, Sie gingen am Montag abend einfach mal hin. So gegen acht. Da treffen Sie alle, auch den Kaplan.«
    Der Pastor begleitete sie bis vor die Haustür. »Vielleicht sieht man sich einmal wieder«, meinte er, aber es klang ein wenig gezwungen.
    Astrid wollte sich noch ein bißchen umsehen, wenn sie schon einmal hier war, zumindest einen kurzen Blick auf den Rhein werfen. Am Heimatmuseum vorbei führte ein Weg zum Deich. Sie hatte das Ende des Pfades noch nicht erreicht, als der Eiswind sie wieder packte. Nächstes Mal, sagte sie sich, kehrte um und kroch in ihr warmes Auto.

    »Wie war dat doch noch mit dem Kleckern un’ dem Klotzen?« Ackermann staunte nicht schlecht. »Wo ich dat letzte Mal hier war, waren se die Halle gerade am bauen, aber den Prachtschuppen mit de Goldschrift, den hatt ich noch nich’ gesehen.«
    Es ließ sich nicht länger vermeiden. »Sie kennen also die Werft?« fragte Toppe geduldig, aber der übliche Wortschwall blieb aus.
    »Klar«, nickte Ackermann nur, »ich segel doch schon von Kind an.« Dann kniff er die Augen zusammen. »Wenn mich nich’ alles täuscht, is’ dat da vorne der Franz, der alte Gauner. Ej, Franz!« brüllte er und lief los.
    Franz Roeloffs, der gerade dabei war, eine dicke Kette um einen Motorblock zu schlingen, hielt inne und sah stirnrunzelnd auf. »Ach nee!« Das breite Grinsen nahm ihm all seine Bärbeißigkeit. »Der Jollenschänder aus Kranenburg!«
    »Wieso?« meckerte Ackermann und mimte Entrüstung. »Dat war ich doch gar nich’ in schuld. Ich war doch in Lee, un’ der andere Torfkopp mit seiner 420er in Luv. Der hat doch au’ die Rechnung bezahlt damals.«
    Franz Roeloffs schlug ihm seine Pranke auf die Schulter. »Hätteste ja trotzdem mal Ausguck halten können, oder? Sonst kommste noch mal unter ’nem Tanker zu liegen und weißt nicht mal, wie de dahingekommen bist. Aber bei deiner Brille haste bestimmt beim Prüfer dat Deck geschrubbt, damit du durch den Sehtest kommst, oder wie hab ich dat? Versenkste immer noch im Altrhein?«
    Ackermanns Augen blitzten vergnügt. »Nee, ich bin jetz’ in Plasmolen. Dat Revier is’ besser un’ die Frittensoße auch.«
    Franz Roeloffs zwinkerte ihm zu. »Un’ wenn du mal wieder gegen den Steiger bretterst, sagste einfach: nix verstehn, ich deutsch, wa?«
    Lachend zog er einen Lappen aus der Hosentasche und wischte sich die Hände ab. »Warst lange nicht mehr da, Jupp. Bist du jetzt in ’ner Trockenmarina, oder hast du ’ne andere Werft?«
    »Ach, weißte, mein Schwager is’ aus Cuyk, un’ der hat ’en guten Draht nach Plasm olen, un’ da krieg ich alles zum Schmuggeltarif. Bei dir is’ ja immer schon

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