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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Abend«, meinte Toppe munter. »Wir suchen den Kaplan.«
    »Ich glaub, der ist oben beim Billard«, haspelte der Junge und war schon an ihm vorbei. »Ich geh ihn holen.«
    »Warte doch, ich komme mit«, lief das Mädchen hinter ihm her.
    Der Kaplan sah aus wie achtzehn und hatte wenig von einem Geistlichen an sich. »Hallo, ich bin der Stefan. Sie suchen mich?«
    Toppe erklärte ihm, um was es ging. Traurig fuhr sich der Kaplan durch die langen, schwarzen Locken. »Natürlich helfen wir Ihnen, wenn wir irgend können. Sehr viele sind wir heute nicht. Am besten, ich trommele alle im großen Gruppenraum zusammen. Gehen Sie doch schon mal hinein. Das Zimmer da vorne neben dem Büro.«
    Hinter ihnen klappte eine Tür. Sie sahen einen großen Jungen, der sich hastig den Schal umwickelte.
    »Christian?«
    »Tach, Vater. Ich muß weg.« Er riß die Jacke vom Haken und war schon draußen.
    Es waren zehn Jugendliche, die sich leise um den großen Tisch gruppierten und die beiden Leute von der Kripo aufmerksam musterten. Drei von ihnen waren auch auf der Beerdigung gewesen. Stefan stellte sie der Reihe nach vor. Das Liebespaar, Sebastian und Meike, saß nebeneinander. Clara Albers war nicht dabei. Ganz normale junge Leute, dachte Astrid, ein bißchen brav in ihrer Kleidung vielleicht.
    Brav waren auch ihre Antworten: Alle hatten sie Ralf Poorten gern gemocht, alle fanden ihn »unheimlich nett«.
    »Wie lange kannten Sie ihn schon?« fragte Toppe.
    Sie sahen sich gegenseitig an, zuckten die Achseln.
    »Das müssen ungefähr zwei Jahre sein«, meinte Stefan.
    »Stimmt«, erinnerte sich der Junge, den der Kaplan als Jan vorgestellt hatte. »Wir haben ihn doch damals beim Seminar kennengelernt und ihn hinterher eingeladen.«
    »Beim Seminar im Haus Barbara?« wollte Astrid wissen.
    Jan nickte nur.
    »War einer von euch bei den Exerzitien am letzten Wochenende?«
    »Bloß ich«, rief Sebastian.
    »Und? Hat es dir gefallen?«
    Er guckte verunsichert, lächelte dann. »Es war super.«
    »Hatte Ralf sich auch angemeldet?«
    »Nö.«
    Sie verschwiegen etwas.
    Stefan mischte sich wieder ein. »Ralf ging schon seit einer Weile nicht mehr zu den Seminaren. Seine Schwester hatte ihm wohl ins Ohr geblasen, das sei alles nur Beutelschneiderei.«
    Astrid schluckte die nächste Frage runter, aber Toppe füllte die Pause. »War Ralf Poorten am vorletzten Freitag, an dem Tag, als er starb, hier im Jugendheim?«
    Alle schüttelten den Kopf.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Am Donnerstag abend«, sagte Stefan.
    »Und ist Ihnen da irgendwas an ihm aufgefallen? War Ralf in der letzten Zeit verändert, hatte er Angst?«
    »Nein.« Der Kaplan legte beide Hände flach auf den Tisch. »Wir haben gerade eben noch darüber gesprochen. Christian … Toppe …« Er stutzte plötzlich.
    »Ja«, sagte Toppe, »das ist mein Sohn.«
    »Christian hat uns erzählt, daß Ralf vor seinem Tod mißhandelt worden ist. Und keiner von uns konnte sich das vorstellen. Der konnte keiner Fliege was zuleide tun.«
    »Aber Ralf wollte an dem Freitag kommen, das weiß ich genau«, unterbrach ihn Jan. »Er hatte mir ein paar Motorradprospekte versprochen.«
    »Kennen Sie andere Freunde oder Bekannte von Ralf Poorten?«
    »Nein, ich glaube, der hatte nur uns«, antwortete Meike. »Und mit seiner Schwester hat er sich wohl ganz gut verstanden. Jedenfalls hat er manchmal von der erzählt.«
    »Clara Albers«, fiel es Astrid ein. »Das war doch Ralfs Freundin, nicht wahr?«
    Natalie kicherte. Selbst Stefan schmunzelte. »In der Art, die Sie jetzt wahrscheinlich im Sinn haben, ganz sicher nicht«, sagte er.
    Astrid und Toppe wechselten einen befremdeten Blick. »Ist das so abwegig?« fragte sie.
    »Völlig«, antwortete der Kaplan bestimmt.
    Natalie lachte laut auf. »Clara!« schüttelte sie den Kopf.
    »Weil wahre Liebe wartet?« fragte Toppe und sah sie der Reihe nach an. Meike senkte prompt den Blick.
    »Nein«, meinte Stefan. »Das muß jeder für sich selbst entscheiden.«
    Astrid hatte das Kreuz neben der Tür schon beim Reinkommen bemerkt. »Ich habe noch eine Frage. Was ist das eigentlich für ein Kreuz da oben? Es ist ziemlich ungewöhnlich, finde ich, und in letzter Zeit begegnet es mir auf Schritt und Tritt.«
    Jetzt tauschten die Jugendlichen befremdete Blicke.
    »Das Clarakreuz?« meinte Stefan ungläubig. »Das kennen Sie nicht?«
    Und dann erzählte er ihnen die wundersame Geschichte: Clara, das jüngste Kind der Bauersleute Albers, hatte im Alter von

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