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Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Titel: Claraboia oder Wo das Licht einfaellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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solchen Mann band, nicht auf sein Niveau herabsinken wollte. Und wenn Caetano mit seinem cholerischen Temperament sie mit Worten und Vergleichen misshandelte, brachte sie ihn mit einem einfachen Satz zum Schweigen. Dieser Satz war für den Möchtegern-Don-Juan eine Demütigung, denn er erinnerte ihn an ein Versagen, das in seinem Kopf und Leib ständig lebendig war. Unzählige Male war er, wenn er diesen Satz hörte, versucht gewesen, auf seine Frau loszugehen, doch in solchen Momenten funkelten Justinas Augen wild, ihr Mund kräuselte sich verächtlich, und er ließ sich einschüchtern.
    Deshalb war Schweigen zwischen ihnen die Regel und Sprechen die Ausnahme. Deshalb füllten einzig Gefühlskälte und distanzierte Blicke die Leere der Stunden, die sie gemeinsam verbrachten. Und der Mief in der Wohnung, der muffige Geruch erinnerte an den Geruch von verlassenen Gräbern.
    Dienstags hatte Caetano frei. Die vierundzwanzig Stunden erlaubten ihm, erst am helllichten Vormittag nach Hause zu kommen. Er schlief bis in den Nachmittag hinein, dann erst aß er zu Mittag. Vielleicht lag es an der Verschiebung der Essenszeit, vielleicht an der Aussicht, die kommende Nacht neben seiner Frau zu verbringen, jedenfalls überkam ihn dienstags immer häufiger schlechte Laune, auch wenn er sich die größte Mühe gab, sie zu verdrängen. An diesen Tagen wurde Justina noch verstockter, doppelt verschlossen. Caetano, der an diese unüberwindbare Distanz gewöhnt war, wunderte sich nur, warum sie noch größer wurde. Im Gegenzug spitzte er sein unflätiges Verhalten, seine beleidigenden Äußerungen, sein brüskes Auftreten zu. Vor allem ärgerte ihn, dass die Frau den Dienstag dazu nutzte, die Kleider ihrer Tochter zu lüften und das Glas des Bilderrahmens, in dem ihr Porträt ewig lächelte, gründlich zu säubern. Ihm war, als wollte sie ihn mit dieser demonstrativen Aktion für irgendetwas strafen. Caetano war überzeugt, dass ihm in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen war, was aber nicht seinen Unmut darüber minderte, dass sie die Erinnerungsstücke ausbreitete.
    Die Dienstage zu Hause waren unselige Tage für Caetano Cunha. Tage mit gereizter Atmosphäre, an denen Justina, wenn sie sich dazu gezwungen sah, aus ihrer Passivität herauskam und aggressiv und brutal wurde. Tage, an denen Caetano sich nicht traute, den Mund aufzumachen, denn alle Wörter waren elektrisch aufgeladen. Tage, an denen ein bösartiger kleiner Teufel sich einen Spaß daraus machte, die Luft zu verpesten.
    Die Wolken, die den Himmel in der Nacht zuvor bedeckt hatten, waren vertrieben. Die Sonne schien durch die Erkerfenster und warf den gitterförmigen Schatten des eisernen Bettgestells auf den Boden. Caetano hatte seine Mahlzeit beendet. Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass es fast vier war. Schwerfällig stand er auf. Er hatte die Angewohnheit, ohne Pyjamahose zu schlafen. Sein runder Bauch drückte die weite Schlafanzugjacke nach vorn, sodass er aussah wie eine Karikatur von Rafael Bordalo. Nichts lächerlicher als sein aufgeblähter Bauch, aber auch nichts unangenehmer als sein rotes Gesicht mit den verbissenen Zügen. Weder des einen noch des anderen bewusst, verließ er das Schlafzimmer, ging, ohne ein Wort zu seiner Frau, durch die Küche und verschwand im Badezimmer. Dort öffnete er das Fenster und blickte in den Himmel. Das helle Licht blendete ihn, er blinzelte wie ein Nachtvogel. Gleichgültig betrachtete er die Hinterhöfe der Nachbarn, sah drei Katzen auf einem Dach spielen, hatte aber keinen Blick für den weichen, reinen Flug einer Schwalbe.
    Doch dann blieb sein Blick an einem Punkt ganz in der Nähe hängen. Gegenüber, im Fenster von Lídias Badezimmer, bewegte sich der Ärmel eines rosa Morgenmantels. Ab und zu rutschte er zurück und entblößte einen Arm bis zum Ellbogen. An die Brüstung gelehnt, die untere Körperhälfte verborgen, blickte Caetano unverwandt auf das Fenster. Was er sah, war nicht viel, doch es genügte, um ihn zu erregen. Er beugte sich weiter vor und traf auf den Blick seiner Frau, die ihn ironisch durch die Scheiben des Küchenerkers beobachtete. Schlagartig verhärtete sich seine Miene. Seine Frau stand vor ihm und reichte ihm einen Wasserkessel.
    »Das heiße Wasser …«
    Er bedankte sich nicht und machte die Tür wieder zu. Während er sich rasierte, äugte er hinüber zu Lídias Fenster. Der Morgenmantel war verschwunden. Stattdessen spürte Caetano den Blick seiner Frau. Er wusste, der beste Weg, das

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