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Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Titel: Claraboia oder Wo das Licht einfaellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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Heimweg dann eine Dreiviertelstunde. Rechnete man noch eine Viertelstunde für eventuelle Verspätungen hinzu, musste Claudia um halb neun zu Hause sein. So ging es mehrere Tage lang. Halb neun auf Anselmos Armbanduhr, und Claudia betrat die Wohnung.
    Ihre Fortschritte waren nicht zu übersehen, und sie dienten dem Mädchen als Rechtfertigung für ihre erste Verspätung. Begeistert von ihrem Fleiß, hatte der Lehrer sie eine Viertelstunde länger unterrichtet, ohne etwas dafür zu berechnen. Anselmo freute sich und glaubte es, zumal seine Tochter die Uneigennützigkeit des Lehrers betonte. Seiner utilitaristischen Haltung entsprechend drängte sich ihm der Gedanke auf, an der Stelle des Lehrers würde er »ordentlich viel rausschlagen«, doch dann dachte er daran, dass es immer noch gute, anständige Leute gab, was in jeder Hinsicht von Vorteil war, vor allem wenn die Gutmütigkeit und Anständigkeit denen zugutekam, die weder gut noch anständig waren, aber die Fähigkeit besaßen, deren Früchte zu ernten. Anselmos Fähigkeit hatte darin bestanden, einen solchen Lehrer zu finden.
    Als die Tochter dann erst um neun Uhr nach Hause kam, erschien ihm die Uneigennützigkeit übertrieben und unbegreiflich. Er stellte Fragen und erhielt Antworten: Claudia sei bis nach halb sieben im Büro geblieben, um eine dringende Arbeit für Senhor Morais fertig zu machen. Da sie sich in der Probezeit befand, konnte sie weder nein sagen noch private Gründe vorbringen. Anselmo gab ihr recht, wurde aber misstrauisch. Er bat seinen Chef, ihn etwas früher gehen zu lassen, und bezog Stellung in der Nähe von Claudias Büro. Von sechs bis zwanzig vor sieben gab er zu, ungerecht gewesen zu sein. Claudia kam tatsächlich später heraus. Fraglos hatte eine dringende Arbeit sie erneut aufgehalten.
    Fast schon wollte er das Ausspionieren aufgeben, dann aber folgte er seiner Tochter doch, eher weil er gerade nichts anderes zu tun hatte, als um seinem Verdacht nachzugehen. Er folgte ihr bis nach São Pedro de Alcântara und setzte sich in eine Milchbar gegenüber vom Haus des Lehrers. Kaum hatte er seinen Kaffee getrunken, sah er die Tochter herauskommen. Er bezahlte hastig und ging hinter ihr her. An einer Ecke stand, ohne Kopfbedeckung, Zigarette im Mund, ein junger Mann, und Claudia ging auf ihn zu. Anselmo erstarrte, als sie sich bei ihm unterhakte und die beiden miteinander redend die Straße hinuntergingen. Sekundenlang wollte er eingreifen. Doch sein Abscheu vor Skandalen hielt ihn zurück. Er folgte ihnen von weitem, und als er sicher war, dass seine Tochter den Weg nach Hause einschlug, stieg er in eine Straßenbahn und fuhr an ihr vorbei.
    Als Rosália die Tür öffnete, bekam sie beim Anblick des verstörten Gesichtsausdrucks ihres Mannes Angst.
    »Was ist passiert, Anselmo?«
    Er ging direkt in die Küche und ließ sich ohne ein Wort auf einen Stuhl fallen. Rosália fürchtete das Schlimmste.
    »Haben sie dir gekündigt? O Gott …«
    Anselmo erholte sich von der Aufregung. Er schüttelte den Kopf. Dann erklärte er mit Grabesstimme:
    »Deine Tochter hat uns belogen. Ich habe sie beobachtet. Sie war nur eine gute Viertelstunde bei dem Lehrer, und danach hat sie sich draußen mit einem Kerl getroffen!«
    »Und was hast du gemacht?«
    »Ich? Nichts. Ich bin ihnen gefolgt. Dann habe ich sie überholt. Sie muss gleich hier sein.«
    Rosália lief vor Zorn bis zu den Haarwurzeln rot an.
    »Ich an deiner Stelle wäre auf sie losgegangen … und ich weiß nicht, was ich dann getan hätte …«
    »Das hätte einen Skandal gegeben.«
    »Ja und? Was kümmert mich ein Skandal! Er hätte zwei Ohrfeigen eingesteckt, dass er die Besinnung verloren hätte, und sie hätte ich an den Ohren nach Hause gezogen …«
    Anselmo stand wortlos auf und ging sich umziehen. Rosália kam hinterher.
    »Und was willst du ihr sagen, wenn sie kommt?«
    Ihr Ton war etwas aufmüpfig, zumindest gemessen daran, dass Anselmo gewohnt war, in seinem Haus Herr und Herrscher zu sein. Er sah seine Frau scharf an, und nachdem er sie ein paar Sekunden mit seinem Blick gebannt hatte, antwortete er:
    »Das kläre ich schon mit ihr. Und übrigens bin ich es nicht gewohnt, dass man in diesem Ton mit mir spricht, weder hier noch woanders!«
    Rosália lenkte ein.
    »Ich habe doch gar nichts gesagt …«
    »Du hast genug gesagt, um mich zu ärgern!«
    Auf ihren Platz als die Schwächere in ihrer Ehe verwiesen, ging Rosália zurück in die Küche, aus der es leicht angebrannt

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