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Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Claraboia oder Wo das Licht einfaellt

Titel: Claraboia oder Wo das Licht einfaellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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roch. Während sie mit den Töpfen hantierte, um das Abendessen zu retten, klingelte es. Anselmo ging öffnen.
    »Guten Abend, Papa«, sagte Claudia strahlend.
    Anselmo antwortete nicht. Er ließ seine Tochter vorbeigehen, schloss die Tür, dann erst wies er zum Wohnzimmer und sagte:
    »Dahin.«
    Maria Claudia gehorchte überrascht. Der Vater forderte sie auf, sich zu setzen, stellte sich vor sie und sah sie mit seinem durchdringenden, sehr ernsten Blick an.
    »Was hast du heute gemacht?«
    Maria Claudia versuchte zu lächeln und möglichst natürlich zu antworten.
    »Das Übliche, Papa. Warum fragst du?«
    »Das ist meine Sache. Antworte.«
    »Na gut … Ich war im Büro. Als ich ging, war es schon nach halb sieben, und …«
    »Ja, weiter.«
    »Dann war ich beim Unterricht. Da ich zu spät dran war, bin ich auch von da später als sonst weggegangen …«
    »Um welche Zeit?«
    Claudia wurde verlegen. Um eine passende Zeit zu nennen, antwortete sie nicht gleich, schließlich sagte sie:
    »Kurz nach acht …«
    »Du lügst!«
    Sie zuckte zusammen. Anselmo genoss die Wirkung seiner Worte. Er hätte sagen können »Das stimmt nicht«, aber er hatte lieber »Du lügst« gesagt, weil es dramatischer klang.
    »Aber, Papa …«, stammelte die Tochter.
    »Ich bedaure zutiefst, was da passiert«, sagte Anselmo mit bewegter Stimme. »Es ist deiner nicht würdig. Ich habe alles gesehen. Ich habe dich beobachtet. Ich habe dich zusammen mit einem Rumtreiber gesehen.«
    »Er ist kein Rumtreiber«, entgegnete Claudia energisch.
    »Was denn dann?«
    »Er studiert.«
    Anselmo schnippte mit den Fingern, um auszudrücken, wie unbedeutend so eine Beschäftigung sei. Als genügte das nicht, rief er:
    »Na also!«
    »Aber er ist ein guter Mensch.«
    »Warum ist er noch nicht zu mir gekommen, um mit mir zu sprechen?«
    »Ich habe gesagt, dass er das nicht soll. Ich weiß doch, dass du sehr anspruchsvoll bist …«
    An der Tür klopfte es leise.
    »Wer ist da?«, fragte Anselmo.
    Eine müßige Frage, denn es war nur noch eine weitere Person in der Wohnung. Aus demselben Grund war auch die Antwort müßig, dennoch wurde sie gegeben.
    »Ich. Kann ich hereinkommen?«
    Anselmo antwortete nicht mit einem Ja, weil er nicht unterbrochen werden wollte, doch war ihm bewusst, dass es ihm nicht zustand, der Frau das Eintreten zu versagen. Also schwieg er lieber, und Rosália kam herein.
    »Und? Hast du schon mit ihr geschimpft?«
    Wenn Anselmo jemals danach gewesen war, mit seiner Tochter zu schimpfen, dann gewiss nicht in diesem Moment. Dass seine Frau sich einmischte, zwang ihn, sich auf die Seite der Tochter zu schlagen, ohne dass er recht gewusst hätte, warum.
    »Ja. Wir waren schon fertig.«
    Rosália stemmte die Hände in die Hüften, schüttelte vehement den Kopf und rief:
    »Das ist doch unglaublich, Claudia! Du machst uns nur Kummer! Wo wir uns so über deine neue Arbeit gefreut haben, stellst du so was an!«
    Maria Claudia sprang auf.
    »Oh, Mama, soll ich vielleicht niemals heiraten? Und muss man nicht zum Heiraten erst flirten, einen jungen Mann kennenlernen?«
    Vater und Mutter standen sprachlos da. Eine logische Frage, aber schwierig zu beantworten. Anselmo glaubte die Antwort gefunden zu haben.
    »Ein Student … Was ist das schon?«
    »Jetzt vielleicht noch nichts, aber er studiert, um etwas zu werden!«
    Claudia fasste sich wieder. Sie begriff, dass die Eltern im Unrecht waren, dass sie selbst vollkommen recht hatte. Sie fragte noch einmal:
    »Soll ich niemals heiraten? Sagt es mir!«
    »Darum geht es nicht, Kind«, antwortete Anselmo. »Wir wollen doch nur dein Bestes … Deine Fähigkeiten haben einen guten Mann verdient!«
    »Aber du kennst ihn ja gar nicht!«
    »Nein, aber das ist egal. Und außerdem«, hier wurde seine Stimme wieder streng, »bin ich dir keine Erklärungen schuldig. Ich verbiete dir, dich mit diesem … diesem Studenten zu treffen … Und damit du uns nicht wieder hinters Licht führst, werde ich dich jetzt zum Unterricht begleiten und von da nach Hause bringen. Das macht mir Umstände, aber es muss sein.«
    »Papa, ich verspreche …«
    »Ich glaube dir nicht.«
    Maria Claudia erstarrte, als hätte man sie geschlagen. Sie hatte die Eltern so manches Mal getäuscht, sie an der Nase herumgeführt, wann immer sie wollte, doch nun fand sie, sie werde ungerecht behandelt. Sie war wütend. Während sie die Jacke auszog, sagte sie:
    »Wie du willst. Aber ich warne dich schon jetzt, dass du jeden Tag beim

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