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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Wildnis, skrupellose Banditen und Indianer, gefährliche Grizzlys und Wölfe. »Der Goldrausch in Fairbanks reicht weder an Klondike noch Nome heran«, schrieb die Province, »viele Goldsucher, die voller Hoffnung nach Alaska aufbrechen, kehren bereits nach wenigen Wochen enttäuscht und ärmer als zuvor nach Vancouver zurück.«
    Der einzige Besucher, der sich in der Villa der Whittlers sehen ließ, war Ralph Snyder, der Anwalt ihres Sohnes, ein engagierter Mann in mittleren Jahren, der die Whittlers schon früher vertreten hatte. In seinem dunklen Anzug und dem altmodischen, noch mit Biberfell überzogenen Bowlerhut, machte er einen sehr korrekten Eindruck, beinahe wie ein Buchhalter, doch schon nach wenigen Sätzen wurde Clarissa klar, dass diese biedere Korrektheit nur gespielt war und er in Wirklichkeit ein sehr scharfzüngiger und aggressiver Anwalt war. Mit welchen Mitteln Thomas Whittler es geschafft hatte, seine neue Zeugin nach Vancouver zu bringen, schien ihm völlig egal zu sein. Hauptsache, er hatte einen Trumpf im Ärmel, der auch ihm die nötige Aufmerksamkeit bringen würde. Publicity war seine eigentliche Motivation.
    Clarissa war gezwungen, zwei ganze Nachmittage mit ihm zu verbringen. Er langweilte sie mit einem Vortrag über seinen Werdegang und vergaß nicht zu betonen, wie ausführlich die Province über seine Auftritte vor Gericht berichtet hatte. »Ohne mich hätte die Canadian Pacific wohl nie die Westküste erreicht«, prahlte er und spielte im nächsten Satz seine vorläufige Niederlage in den drei Mordfällen herunter, die Frank Whittler zur Last gelegt wurden. »Bei ›Lebenslänglich‹ wird es nicht bleiben, Ma’am, das kann ich Ihnen jetzt schon versprechen. Für die Morde an seinen beiden …« Er suchte nach einem passenden Wort. »… den beiden Schurken, die sich ihm aufgedrängt haben, gibt es keine eindeutigen Beweise, und der Zeuge, der gesehen haben will, dass er den Kassierer erschossen hat, wird auch schon unsicher. Was bleibt, ist ein Bankraub, den er wahrscheinlich nur begangen hat, weil ihn seine Begleiter dazu zwangen, und eine Vergewaltigung, die keine war, nicht wahr?«
    Thomas Whittler war ebenfalls anwesend, als Snyder mit Clarissa sprach, und hatte sie vor dem Eintreffen des Anwalts gewarnt. »Wenn Sie noch einmal meinen Sohn beschimpfen und auf unflätige Weise beleidigen, bekommt Ihre Freundin das Messer zu spüren. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    Dieses Risiko wollte sie nicht eingehen, und genützt hätte ein solcher Ausbruch sowieso nichts. Er hätte Whittler nur noch mehr gegen sie aufgebracht.
    Als Snyder keine Antwort bekam, trank er einen Schluck von dem Kaffee, den Clarissa ihm serviert hatte, und fuhr ungerührt fort: »Es geht mir in der Berufungsverhandlung vor allem darum, das Image des Angeklagten zu verbessern. Sie sollen Frank als den labilen Burschen sehen, der er damals war, und seine angeblichen Verbrechen als Jugendsünden sehen. Deshalb bin ich Ihnen sehr dankbar, dass Sie den weiten Weg nicht gescheut haben und sich als Zeugin zur Verfügung stellen.« Er wechselte einen Blick mit Thomas Whittler, der ungerührt seine Zigarre paffte und nicht erkennen ließ, dass Clarissa alles andere als freiwillig nach Vancouver gekommen war. »Ohne Ihre Aussage wäre es ungleich schwieriger, das Gericht positiv zu beeinflussen.«
    Clarissa dachte sich ihren Teil und konnte sich nicht länger zurückhalten. »Sie glauben doch nicht, dass ich freiwillig für Frank Whittler aussage«, brach es aus ihr heraus. »Ich bin gezwungenermaßen hier und trete nur als Zeugin auf, weil …« Sie fing einen warnenden Blick von Thomas Whittler auf. »weil … Ich bin schwanger und sollte eigentlich zu Hause in Alaska sein.«
    »Oh, ich glaube nicht, dass die Verhandlung lange dauern wird. Im Supreme Court sitzen einige Richter, die mit uns während der Fertigstellung der Candian Pacific zusammengearbeitet haben. Die werden froh sein, wenn Sie einiges klarstellen, und sie das ›Lebenslänglich‹ in ein milderes Urteil, vielleicht sogar in einen Freispruch umwandeln können. Dazu wird allerdings nötig sein, dass Sie meine Anweisungen genau befolgen. Ich werde Ihnen in den nächsten Tagen sagen, wie Sie vor Gericht auftreten und was Sie dem Staatsanwalt antworten müssen. Wir gehen alle möglichen Fragen durch. Am wichtigsten aber wird sein, dass Sie die angebliche Vergewaltigung als … nun, sagen wir, als einen Dumme-Jungen-Streich darstellen, den Sie damals

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