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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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seinem Zigarillo. »Das war ein glücklicher Zufall. Ich hatte Sie eigentlich am Pier vermutet und war schon zum Hafen unterwegs, als ich Sie aus dem Bahnhof treten sah. Dass Sie vor Thomas Whittler davonlaufen, weiß inzwischen die ganze Stadt. Es heißt, Sie hätten ihn erpressen wollen, aber das wusste ich natürlich besser. Sie würden nie jemand erpressen. Ich glaube eher, die Province hat recht. Er hat Sie entführt und wollte Sie zwingen, für seinen Sohn auszusagen, nicht wahr? Und als die Krankenschwester befreit wurde, sind Sie weggerannt.«
    »So war es, Sam. Thomas Whittler ist noch schlimmer als sein Sohn.«
    »Er hat Angst um ihn. Um ihn, sein Vermögen und den Ruf seiner Familie. Seine Zukunft steht auf dem Spiel, das macht ihn so gefährlich und gleichzeitig verwundbar. Arrogante Millionäre wie er sind es gewohnt zu gewinnen. Treibt man sie auf die Verliererstraße, machen sie Fehler. Wer weiß es besser als ich? Männer seiner Sorte, die sich an den Pokertisch setzen und schon vorher glauben, gewonnen zu haben, sind am leichtesten zu besiegen. Er wird sich verraten und zu seinem Sohn ins Gefängnis wandern. Aber bis es so weit ist, sollten Sie höllisch aufpassen.« Er paffte wieder und schnippte die Asche aus dem Fenster. »Wie geht es Ihrem Mann? Sie sind doch noch verheiratet.«
    »Er war lange krank, aber jetzt … jetzt geht es ihm gut.«
    Sie hatten den Hafen erreicht und gingen zur Anlegestelle der Victoria. Der Kutscher folgte ihnen mit den Taschen. Sie hatte sich bei Ralston eingehängt und hielt mit der anderen ihren neuen Hut fest, damit ihn der Wind nicht davontrug. Aus den Augenwinkeln sah sie einen untersetzten Mann auf einer Kiste sitzen und die Passagiere beobachten, die an Bord des Dampfschiffes gingen, offensichtlich einer von Whittlers Männern, der ebenfalls nach ihr Ausschau hielt. Auch er schenkte ihr kaum Aufmerksamkeit. Sie hatte den Mantel leicht geöffnet, damit niemand ihren leicht gewölbten Bauch bemerkte. Unbemerkt gingen sie über die Gangway an Bord und wurden von einem Steward begrüßt, der sie zu ihren Kabinen auf dem Oberdeck führte.
    »Getrennte Kabinen«, verriet Ralston ihr flüsternd und warf den qualmenden Zigarillo ins Hafenbecken. »Wenn jemand fragt … Wir sind verheiratet, aber ich schnarche laut, und Sie weigern sich, mit mir die Kabine zu teilen.«
    »Sie sind ein wahrer Gentleman, Sam Ralston«, erwiderte sie.
    Nachdem sie die Kabinentür geschlossen hatte, ließ sie sich aufs Bett fallen und schloss die Augen. Sie weinte leise, vor Glück und Dankbarkeit, erleichtert darüber, Thomas Whittler entkommen zu sein. Ihre Worte waren ernst gemeint. Sam Ralston war ein Gentleman, der ihr auf zurückhaltende Weise den Hof gemacht hatte, als Alex in China gewesen war, sich aber sofort zurückgezogen hatte, als ihr Mann wieder aufgetaucht war. Einer der wenigen Berufsspieler, die ohne Falschspiel auskamen, auch wenn sie in anderen Situationen auch mal fünfe gerade sein ließen. Als Spieler konnte man sich seine Partner nicht aussuchen, besonders in Goldgräberstädten wie Dawson City und Nome. »Sie bringen mir Glück«, hatte er ihr geantwortet, als sie ihn gefragt hatte, warum er immer zur rechten Zeit bei ihr auftauchte.
    Sie stand auf und trat ans Fenster. Whittlers Handlanger saß noch immer auf der Kiste und musterte die an Bord gehenden Passagiere. Erst als der Captain der Victoria die Maschinen anwerfen und die Taue losmachen ließ, stand er auf und ging zu einem der parkenden Zweispänner. Clarissa hatte gar nicht gemerkt, dass sich Thomas Whittler ebenfalls an der Anlegestelle aufhielt, und ihr wurde noch nachträglich schlecht, wenn sie daran dachte, dass er vielleicht schon vorhin dort gewesen war und sie und Ralston unauffällig beobachtet hatte, als sie die Gangway betreten hatten. Nur der breitkrempige Hut, der beinahe ihr ganzes Gesicht verdeckte, und die Tatsache, dass sie in Begleitung eines Mannes gewesen war, hatte sie vor der Entdeckung gerettet.
    Auf ihrer Stirn stand kalter Schweiß, als Befehle über Deck schallten und die Victoria endlich ablegte. Während das Dampfschiff in die Bucht auslief, beobachtete sie aus der Ferne, wie Thomas Whittler aus seinem Zweispänner stieg und dem auslaufenden Dampfschiff nachblickte, bis sie die Mitte der Bucht erreicht hatten. Er wollte nicht glauben, dass sie nicht an Bord war, und ahnte wohl, dass sie ihn reingelegt hatte und seine Anstrengungen umsonst gewesen waren. Niemand würde bei der

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