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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Iren verheiratet … einem guten Mann.«
    Ralston ging nicht darauf ein und wechselte rasch das Thema. Wahrscheinlich war er schon zu lange allein. Er wirkte sehr nachdenklich und schien froh zu sein, als er sie in ihre Kabine zurückbegleiten konnte. Clarissa nahm an, dass er genug von seinem unsteten Leben hatte und sich nach einer Frau, vielleicht sogar nach einer Familie sehnte. Auch Alex hatte sich noch vor einigen Jahren nicht vorstellen können, eine Familie zu gründen, aber es lag wohl in der Natur des Menschen, sich eines Tages seinen Gefühlen unterzuordnen, selbst wenn man in der Wildnis lebte.
    Am späten Morgen stand Clarissa an der Reling und ließ die kanadische Küste an sich vorbeiziehen. In dem natürlichen Kanal, der zwischen dem Festland und den vorgelagerten Inseln verlief, wirkte sie zum Greifen nahe. Geheimnisvolle Nebelschwaden hatten sich in den Fichtenzweigen verfangen, und hinter dem Wald ragten die schneebedeckten Coast Mountains in den Dunst. Die Wildnis hatte sie wieder. Dank Ralston war sie Thomas Whittler doch noch entkommen und kehrte in ihre Heimat nach Alaska zurück. Eine Rückkehr voller Hoffnungen und Erwartungen, die ihr Herz schneller schlagen und sie sogar die Gefahren vergessen ließ, die dort auf sie warteten.
    Eine Bewegung weckte ihre Aufmerksamkeit. Sie stützte sich mit beiden Händen auf die Reling und blickte auf die Lichtung, die sich in geraumer Entfernung zwischen den Bäumen auftat. Inmitten der Nebelschwaden waren die schemenhaften Umrisse eines Tieres zu erkennen. Ein Wolf, so viel konnte sie erkennen, der in weiten Sprüngen über die Lichtung setzte. »Bones!«, flüsterte sie, als sich der Nebel für einen kurzen Augenblick lichtete und helles Sonnenlicht auf sein Fell fiel. »Und ich dachte, du hättest mich vergessen.«

32
    Ü ber dem Prince William Sound wölbte sich ein verhangener Himmel, als sie Valdez erreichten. Über den Gipfeln der Chugach Mountains sammelten sich dunkle Regenwolken. In der Stadt wimmelte es von Menschen, zumeist Goldsuchern, die von den Goldfunden am Chena River gehört hatten und nach Fairbanks unterwegs waren. Die Gerüchte, es gäbe dort nicht einmal halb so viel Gold wie am Klondike, wollte keiner der vielen Männer glauben.
    Clarissa stand an der Reling des Oberdecks, als die Victoria am Pier anlegte. Die Reise hatte ihr gutgetan, auch weil Sam Ralston sich so unaufdringlich verhalten hatte, wie man es von einem Gentleman erwarten durfte. Nur wenn er sie zum Essen in den Speisesaal geführt hatte und ein verstecktes Funkeln in seinen Augen aufgetaucht war, hatte sie gespürt, dass er mehr für sie empfand, als er zugeben wollte. Außerhalb des Speisesaals hatte er sich meist von ihr ferngehalten, war an der Reling nur neben ihr aufgetaucht, wenn sie ihn dazu ermutigt hatte. Ein höflicher und äußerst sensibler Mann, und doch konnte sie sich vorstellen, dass er vielen Menschen Angst einjagen konnte. Es gab sogar Gerüchte, dass er schon mal einen Menschen erschossen hatte, einen Falschspieler, der ihn mit einer Pistole bedroht hatte. Sie hatte ihn niemals darauf angesprochen, war sicher, dass er in Notwehr gehandelt hatte.
    Sie atmete die frische Luft ein, die ihr von den Bergen entgegenwehte. Es tat gut, wieder in Alaska zu sein, ihrer neuen Heimat, die ihr inzwischen vertrauter vorkam als Vancouver und das südliche Kanada. Ihre Liebe zum Meer war immer noch groß, und der Blick über das endlose Wasser erfüllte sie mit einer inneren Ruhe, die sie alle Sorgen vergessen ließ, aber noch stärker war ihre Begeisterung für die Berge und Täler des weiten Landes, das vor ihr lag, die urwüchsige Wildnis, die ihr wie das irdische Paradies vorkam. Hier würde sie mit Alex und ihrem Kind glücklich werden, und niemand, weder Thomas Whittler noch Dezba, die indianische Hexe, könnten sie jemals daran hindern.
    Die Maschinen der Victoria verstummten. Clarissa hielt ihren neuen Hut mit einer Hand fest und wollte sich bereits von der Reling abwenden, als ihr Blick noch einmal über die Menschen im Hafen glitt und an zwei Männern hängen blieb, die abseits der Gangway an einem Kistenstapel lehnten. Ein Weißer in einem langen Regenmantel und ein Indianer in einer vom Rauch geschwärzten Wildlederjacke. Beide trugen formlose Filzhüte, der Indianer hatte seine langen Haare im Nacken mit einem Lederband zusammengebunden. John Smith und Raven! Thomas Whittler hatte es geschafft, den beiden Männern ein Telegramm zukommen zu lassen und

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