Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
vor dem Mann aus Vancouver und seinen Kriegern, und verschließt die Tür vor Dezba, der gefährlichen Hexe! Nur wenn ihr ihnen widersteht, kann es eine Zukunft für euch und eure Tochter geben.«
»Tochter?«, wunderte sich Alex. »Woher willst du das wissen?«
Der Indianer zuckte die Achseln und stieg auf seinen Schlitten. »Lebt wohl.« Er wendete den Schlitten und fuhr auf den verschneiten Trail zurück.
»Ich glaube auch, dass es ein Mädchen wird«, sagte Clarissa, nachdem Alex die Huskys begrüßt hatte und sie bei Kaffee und Tee zusammensaßen. »Ich weiß nicht, warum, aber ich spüre es. Was dagegen, wenn wir sie Emily nennen? So hießen meine Mutter mit ihrem zweiten Namen und meine Großmutter.«
»Und wenn es ein Junge wird?«, fragte Alex.
»Das überlegen wir uns beim zweiten Kind«, antwortete sie.
Es gab viel zu erzählen für Clarissa. Von ihrer unfreiwilligen Reise nach Vancouver, Betty-Sues Befreiung durch die North West Mounted Police, ihrer Rettung durch Sam Ralston, der erneuten Verurteilung von Frank Whittler, den Problemen, mit denen sich Thomas Whittler bei der Alaska Central konfrontiert sah, dem Auftauchen von John Smith und Raven, ihren Einschüchterungsversuchen und dem Indianerpfeil an ihrer Tür, dem unheilvollen Sommer, der sie beinahe ins Unglück gestürzt und der doch noch ein erträgliches Ende gefunden hatte. »Frank Whittler bleibt lebenslänglich im Gefängnis, allein das war die anstrengende Flucht wert«, gewann Clarissa selbst dieser schweren Zeit noch etwas Gutes ab. »Und mit Thomas Whittler und seinen beiden Schurken werden wir schon fertig. Jetzt sind wir endlich wieder zusammen.«
»Und mir geht es besser denn je«, erwiderte Alex. »Die Kopfschmerzen sind verschwunden, ich drehe nicht mehr durch, wenn mir was nicht passt, und ich trinke nur noch Kaffee, Tee und so ein Zeug. Seltsam, nicht wahr?«
Clarissa berührte ihr Amulett. »John ist ein weiser Mann.«
Natürlich war Alex besorgt. Nur langsam sickerten die Neuigkeiten, die er von Clarissa erfahren hatte, in sein Gehirn, und er stellte unzählige Fragen, weil er nur widerwillig akzeptierte, wie dreist und unverschämt Thomas Whittler gegen seine Frau vorgegangen war. »Er ist ein Verbrecher … wie sein Sohn! Wenn ich ihn oder seine Wachhunde erwische, schlage ich sie windelweich, das verspreche ich dir. Und dann werfe ich sie dem Marshal vor die Füße. Es wird höchste Zeit, dass er was gegen diese Bastarde unternimmt.«
»Das wird nicht mehr lange dauern«, sagte Clarissa.
»Und was ist mit dieser Hexe?«, fiel Alex ein, was der greise Medizinmann gesagt hatte. »Dieser Dezba? Was will eine indianische Hexe von dir?«
»Unser Baby«, flüsterte sie widerwillig.
35
Nur drei gemeinsame Tage waren Clarissa und Alex vergönnt, bevor sich das Schicksal gegen sie wandte und sie erneut auf eine harte Probe stellte. Am Morgen war ihre Welt noch in Ordnung. Alex fütterte die Hunde, Clarissa bereitete das Frühstück zu, und sie aßen gemeinsam, während sich draußen der Himmel bezog und vereinzelte Schneeflocken über die Lichtung trieben. Wie an jedem Morgen und auch nachts, wenn er durch den heulenden Wind geweckt wurde, legte Alex die Hand auf ihren Bauch und amüsierte sich königlich, wenn er sein Töchterchen spürte. Auch er nahm inzwischen an, dass es ein Mädchen werden würde. »Emily ist ein schöner Name«, sagte er. »Wusstest du, dass eine meiner Tanten so hieß? Sie brachte mir immer Zuckerstangen mit.«
Nach dem Frühstück hielt Jerry mit dem Schlitten seiner Frau vor der Blockhütte, beruhigte die Hunde mit einigen Zurufen und klopfte höflich, bevor er eintrat. »Guten Morgen, ihr Langschläfer. Kommst du mit nach Fairbanks, Alex? Ich möchte ein paar Sachen einkaufen und dachte, du könntest mir helfen.« Er blickte Clarissa an. »Keine Angst. Dolly bleibt hier und passt auf dich auf, solange wir weg sind. Sie bringt nur noch die Gäste auf den Weg. In spätestens einer Stunde ist sie hier. Einverstanden, Alex?«
Alex warf einen fragenden Blick auf Clarissa. Er war länger als ein halbes Jahr nicht mehr in der Stadt gewesen und sehnte sich nach etwas Abwechslung, und wenn es nur ein saftiges Steak bei Delmonico’s war. »Ich weiß nicht, Jerry. Das Kind kann jeden Augenblick kommen. Wenn was passiert …«
»… könntest du sowieso nicht helfen. Aber keine Bange, Dolly kennt sich aus, die hat während der Überfahrt zwei Kinder auf die Welt geholt. Spätestens heute Abend sind wir
Weitere Kostenlose Bücher