Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
zurück.« Er blickte wieder Clarissa an. »Kein Bier, kein Whiskey, keine Karten … Ich schwör’s beim Heiligen Patrick!«
Clarissa hätte es nicht übers Herz gebracht, ihrem Mann die Fahrt zu verbieten, und lächelte nachsichtig. »Geh nur, Alex«, sagte sie zu ihm, »ich komme schon zurecht. Solange Dolly in meiner Nähe bleibt, ist mir nicht bange.«
Doch als Dolly ungefähr eine Stunde später bei ihr auftauchte, hatte sie einen von Jerrys irischen Freunden im Schlepptau und war außer sich vor Sorge. »Clarissa! Clarissa!«, rief sie aufgeregt. »Du musst dich irgendwo verstecken! Thomas Whittler und seine beiden Schurken sind am Anmarsch! Mit zwei Hundeschlitten! Sie müssen einen Umweg gefahren sein. Jimmy hat sie trotzdem gesehen. Er war auf der Jagd und wäre ihnen beinahe in die Quere gekommen. Sie wollen dich umbringen, Clarissa!«
»Das stimmt«, sagte Jimmy, ein junger Mann mit rotblonden Locken. »Ich hab sie reden hören. Whittler hat geschworen, Sie zu … zu erledigen. So hat er sich ausgedrückt. Diesmal werde ich diese verdammte … die verdammte Frau erledigen. Das war vor ungefähr zwei Stunden. Sie müssen bald hier sein.«
Clarissa hörte nur mit halbem Ohr hin, war bereits in ihren Anorak geschlüpft und zog ihre Stiefel an. Die bequemen Wollhosen trug sie sowieso schon seit einigen Wochen. Bevor sie jemand daran hindern konnte, lief sie nach draußen. »Wir müssen los, Emmett!«, sagte sie und richtete die Führungsleine auf dem Boden aus. Schwer atmend band sie den Leithund daran.
»Warten Sie, ich helfe Ihnen«, sagte Jimmy, als er bemerkte, wie schwer sich Clarissa mit ihrem dicken Bauch beim Anspannen tat. Er drehte sich besorgt zu ihr um. »Sind Sie sicher, dass Sie mit dem Schlitten fahren wollen?«, fragte er. »Ist das nicht viel zu gefährlich? In Ihrem Zustand, meine ich.«
Dolly pflichtete ihm bei. »Jimmy hat recht. Du solltest dich lieber hier verstecken. Irgendwo im Roadhouse oder drüben im Wald. Da finden Sie dich bestimmt nicht. Ich sage ihnen, du wärst mit Alex nach Fairbanks gefahren.«
»Ich fahre nicht weit«, erwiderte Clarissa. Sie lief in die Blockhütte zurück, nahm einige Wolldecken von dem Stapel neben dem Bett, packte ein paar Vorräte ein und sah nach, ob der Revolver in ihrer Tasche geladen war. »Eine Stunde … höchstens zwei. Ich kenne ein paar Höhlen, da finden sie mich bestimmt nicht.« Sie bedankte sich bei dem Iren fürs Anspannen und wandte sich an Dolly. »Mach dir keine Sorgen, Dolly, ich weiß, was ich tue.« Und zu dem Iren sagte sie: »Fahren Sie in die Stadt zurück, und geben Sie Jerry und meinem Mann Bescheid. Sie wollten im Delmonico’s essen. Und gehen Sie zu Marshal Novak. Sagen Sie ihm, was Sie gehört haben. Schnell!«
Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Clarissa los. Sie lenkte die Huskys mit heiseren Schreien auf den Trail und trieb sie nach Norden, den dunklen Wolken entgegen, die über den Ausläufern der White Mountains hingen. Die Hunde liefen zum ersten Mal in diesem Winter und waren froh, endlich wieder einen Schlitten ziehen zu dürfen, spürten aber auch das veränderte Gewicht ihrer Musherin und ihre Anspannung. Clarissa war fast panisch vor Angst, vor allem um ihr ungeborenes Kind, das während der holprigen Fahrt ordentlich durchgeschüttelt wurde und wahrscheinlich geschrien hätte, wenn es schon auf der Welt gewesen wäre. Tut mir leid, dass ich dir das antun muss, mein Kleines, flüsterte Clarissa in Gedanken. Halte durch … bitte halte durch! Wir dürfen diesen Verbrechern nicht in die Hände fallen!«
In ihrem Zustand einen Schlitten zu steuern, war nicht einfach. Sie schaffte es nur mit größter Anstrengung, in den Kurven ihr Gewicht zu verlagern, und musste sich mit beiden Händen an die Haltestange klammern, um nicht ihr Gleichgewicht zu verlieren. Ohne einen intelligenten Leithund wie Emmett wäre sie längst vom Schlitten gefallen. Er verstand es, ein Tempo vorzulegen, das sie nicht gefährdete, und wich so gut es ging allen Hindernissen aus. »So ist es gut, Emmett! Was wäre ich nur ohne dich?«
Als der Trail durch den Wald führte und kaum Steigungen aufwies, ruhte sich Clarissa aus, indem sie sich mit beiden Unterarmen auf die Haltestange stützte und eine Weile die Augen schloss. Sie schaffte es, sich so auf die Kufen zu stellen, dass sie mit ihrem Bauch nirgendwo anstieß und es den Hunden so leicht wie möglich machte, ein flottes Tempo vorzulegen. Nur einmal blickte sie sich nach ihren
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