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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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gezwungen, zum Revolver zu greifen, und auch wenn sie an Thomas Whittler und seine Handlanger dachte, fühlte sie sich sicherer mit einem Revolver in der Tasche, obwohl sie wahrscheinlich nie auf einen Menschen schießen würde. Ihren anderen Revolver hatte Alex dabei.
    Ihr Kind wuchs und gedieh. Sie hatte keine Beschwerden und glaubte zu spüren, wie sich ihre Kraft und ihre Energie auf das wachsende Leben übertrugen, vernahm nachts, wenn sie allein in ihrem Bett lag, sogar den Herzschlag ihres Kindes. Zumindest bildete sie sich das ein. Sie sprach mit ihrem ungeborenen Baby, versicherte ihm immer wieder, dass sie gut aufpassen würde und es keine Angst zu haben brauchte. Sie erzählte von Alex, erklärte ihr, warum er in diesem Sommer nicht bei ihnen sein konnte, und dass er es genauso lieben würde wie sie, »egal, ob du ein Junge oder ein Mädchen bist«.
    Sie glaubte, dass es ein Mädchen war. Warum sie dieses Gefühl empfand, vermochte sie nicht zu sagen, hatte aber schon öfter von Frauen gehört, die das Geschlecht ihres ungeborenen Kindes erkannt hatten. Sie hatte sogar schon einen Namen für sie: Emily. Der zweite Vorname ihrer Mutter, der erste ihrer Großmutter, zwei mutige Frauen, beide mit Fischern verheiratet, die auf ihren Fangfahrten nicht selten ihr Leben riskiert hatten. Beide Männer waren auf hoher See gestorben. Sie hatten viel erleiden müssen und verdienten es, in einer hübschen Urenkelin weiterleben zu dürfen. Denn dass Emily das hübscheste Mädchen des Nordens sein würde, verstand sich von selbst.
    Thomas Whittler ließ sich weder in Fairbanks noch in der näheren Umgebung ihres Roadhouse blicken. Er hatte im Augenblick andere Sorgen. Wenn man den Gerüchten, die über die Alaska Central Railroad in Alaska kursierten, glauben durfte, waren einige Investoren abgesprungen und hatten die Gesellschaft in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht. Es wurde bereits laut darüber nachgedacht, nur den ersten Streckenabschnitt fertigzustellen und den Bau der Hauptstrecke zwischen Valdez und Fairbanks um ein Jahr zu verschieben. Thomas Whittler stand zunehmend in der Kritik, auch ein Verdienst von George M. Hill, dem Herausgeber der Weekly Fairbanks News, der mit seinem Bericht über Clarissa einen Stein losgetreten hatte, der inzwischen zur Lawine geworden war. Das Ansehen des Millionärs war rapide gesunken.
    Dennoch blieb er gefährlich. Er besaß immer noch Macht und Geld und würde die Schmach, die Clarissa seiner Familie zugefügt hatte, niemals vergessen. Vielleicht war er nach den Schwierigkeiten bei der Alaska Central sogar noch gefährlicher. Sie bekam es am eigenen Leib zu spüren, als sie nach Einbruch der Dämmerung in ihr Blockhaus zurückkehrte und einen Pfeil in ihrer Tür stecken sah. Ein Indianerpfeil … wie in den Geschichten im ­ Buffalo Bill Magazine, wenn die Indianer jemandem drohen wollten. Diesmal hing kein Zettel dran, aber die Botschaft war eindeutig: Glaube bloß nicht, dass wir dich vergessen haben! Sobald unser Boss kommt, bist du dran! Ein weiterer schlechter Scherz des Indianers, der Raven genannt wurde und wohl seine Freude daran hatte, eine junge Frau auf diese makabre Weise zu terrorisieren.
    Clarissa verlangsamte ihre Schritte und ließ ihre Hand in die Tasche mit dem neuen Revolver gleiten. Sie hatte erst am vergangenen Abend eine Geschichte in Buffalo Bill Magazine gelesen, über einen Farmer, der aus der zehn Meilen entfernten Stadt zurückkehrte und ebenfalls durch einen Pfeil verhöhnt wurde, denn kaum hatte er den Pfeil aus der Tür gezogen, griffen die Indianer an und töteten ihn. Auf Clarissa warteten weder feindliche Indianer noch John Smith und Raven. In ihrer Blockhütte war niemand. Schon als sie ihre Huskys entspannt vor dem Blockhaus liegen sah, nahm sie die Hand aus der Tasche. Nachdem sie in der Hütte nachgesehen hatte, zog sie den Pfeil aus der Tür und schleuderte ihn im hohen Bogen ins Gras. »Anscheinend hat Raven die Geschichte im ­ Buffalo Bill Magazine auch gelesen«, rief sie Emmett zu, »aber wir leben nicht mehr im Wilden Westen. Durch so einen Blödsinn lassen wir uns nicht aus der Ruhe bringen. Stimmt’s, Emmett?«
    Emmett schmiegte sich an ihre Beine und gab ihr durch ein Knurren zu verstehen, dass er sofort eingegriffen hätte, falls Smith und Raven ihr gefährlich geworden wären. Sie kraulte ihn zwischen den Ohren und spürte sein weiches Fell, das während der Sommermonate etwas dünner geworden war.
    Als Dolly und Jerry zu

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