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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Dolly sprang für sie ein, während sie im Roadhouse kochte, das Geschirr abwusch, die Betten machte und andere leichte Arbeiten erledigte.
    Doch kein Tag verging, an dem sie nicht vor das Blockhaus trat und nach Norden blickte, den Trail nach einer Bewegung absuchte und auf die Rückkehr ihres Mannes hoffte. Meist nach dem Abendessen, wenn sie das Geschirr abgewaschen hatte und Dolly die Gäste mit Getränken versorgte, stapfte sie durch das kniehohe Gras abseits des Roadhouse, den herben Duft der Wildblumen in der Nase, und ließ sich von ihren Träumen tragen. Sie brauchte nur die Augen zu schließen, um Alex zu sehen und seine starken Arme an ihrer Hüfte zu fühlen. Seine Lippen zu spüren, wenn er sie küsste, und sein stolzes Lächeln zu sehen, wenn er sie zum Bett trug und sie liebte.
    An einem der ersten Junitage brachte ein Goldsucher, der aus Fairbanks gekommen war, die neue Weekly Fairbanks News mit. Mit dem Artikel, den George M. Hill über Clarissas Entführung geschrieben hatte, war die Zeitung ins Kreuzfeuer der Meinungen geraten, vor allem wegen der deutlichen Worte, die Clarissa über Thomas Whittler gefunden hatte. Mit so klaren Worten war in Alaska noch nie jemand gegen den Millionär vorgegangen. Eine Hälfte der Bevölkerung, vornehmlich die Leute, die von den Geschäften des Millionärs und der Eisenbahn profitierten, und das waren nicht wenige, hatten den Herausgeber beschimpft und der Verleumdung verdächtigt, die andere Hälfte hatte sich heimlich ins Fäustchen gelacht und nichts unternommen. Hill hatte sich herausgeredet, indem er betont hatte, nur Clarissa zitiert und keineswegs seine eigene Meinung veröffentlicht zu haben, war aber von Whittler dennoch gezwungen worden, dies noch einmal in einem Leitartikel zu betonen. Umso genüsslicher berichtete er von dem Prozess gegen Frank Whittler: »Der Supreme Court bestätigte die lebenslange Haftstrafe des überführten Mörders und Vergewaltigers. Der Rechtsanwalt, der gesehen hatte, wie Whittler den Angestellten in der Bank erschoss, blieb bei seiner Aussage. Thomas Whittler, der Vater des Angeklagten und inzwischen zum Manager der Alaska Central Railroad in Valdez aufgestiegen, reagierte mit unflätigen Beschimpfungen und wurde aus dem Gericht verbannt und mit einer hohen Geldstrafe belegt.«
    Clarissa las die Meldung mit Genugtuung, war sich aber auch darüber im Klaren, dass Thomas Whittler versuchen würde, sich an ihr für diese bittere Schmach zu rächen. Die Bestätigung erhielt sie zwei Wochen später, als sie nach dem Essen vor das Roadhouse trat und den Mann, der sich John Smith nannte, und Raven, den Indianer, am Waldrand stehen sah. Im düsteren Licht der Dämmerung wirkten sie noch gefährlicher und furchteinflößender als sonst. Sie sagten nichts und bewegten sich nicht, standen nur da und hatten wohl den Auftrag, ihr Angst einzujagen und sie nervös zu machen, bevor Thomas Whittler auftauchte und ihr endgültig den Todesstoß versetzte. Dass während der nächsten Wochen dennoch nichts geschah, lag wohl daran, dass es Schwierigkeiten beim Bau der Eisenbahn gab und die Arbeiten an der Strecke zwischen Seward und Valdez schon nach kurzer Zeit abgebrochen werden mussten. Auch das erfuhr Clarissa aus der Zeitung und von einem Gast im Roadhouse, der für die Alaska Central gearbeitet hatte. »Ich glaube, der Gesellschaft ist das Geld ausgegangen, außerdem geht seit einiger Zeit das Gerücht um, dass Whittler in unsaubere Geschäfte verwickelt sein soll.
    »Jetzt lässt er dich bestimmt in Ruhe«, sagte Dolly, »und dieser Smith und sein Indianer halten sich hoffentlich auch von dir fern. Ich frage mich manchmal, warum sie Thomas Whittler überhaupt eingestellt haben. Dass der Mann ordentlich Dreck am Stecken hat, war den Bossen in Kanada längst klar.«
    Clarissa war immer noch besorgt. »Dass Thomas Whittler mich in Ruhe lässt, glaube ich erst, wenn er wie sein Sohn im Gefängnis landet, und selbst dann kann man nicht sicher sein. Diese Whittlers haben sieben Leben, Dolly.«
    Zum Geburtstag im Juli bekam Clarissa einen Revolver von Dolly und ihrem Mann geschenkt, einen brandneuen Colt New Service, den Dolly einem befreundeten Mountie in Dawson City abgekauft hatte. Ein eher ungewöhnliches Geschenk für eine junge Frau, für Clarissa aber genau das Richtige, wenn man bedachte, wie schnell man in der Wildnis einer tödlichen Gefahr ausgesetzt sein konnte. Schon um sich eines angriffslustigen Elches zu erwehren, war man manchmal

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