Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
Frontier Race als »Größtes Rennen des Nordens« an.
Clarissa parkte vor dem Handelsposten und bedankte sich bei Rusty und seinen Artgenossen, wie sie es bei ihren eigenen Huskys getan hätte. Erst dann betrat sie den Laden und gab ihren Einkaufszettel ab. »Haben Sie schon gehört?«, fragte die Frau des Händlers, nachdem sie sich für das stimmungsvolle Fest im Roadhouse bedankt hatte. »Wir haben jetzt einen US-Marshal. Sein Büro liegt gegenüber der Schmiede. Ich hoffe, er sorgt endlich für Ordnung in diesem Sündenpfuhl. Manchmal erkenne ich Fairbanks kaum wieder. Dieser Goldrausch spült allerhand Gesindel in unsere schöne Stadt. Wenn ich daran denke, was dieser Gillespie und seine Männer hier alles anstellen …«
Nach einem belanglosen Wortwechsel, auf den sich Clarissa nur aus Höflichkeit einließ, versprach sie der Frau des Händlers, die Waren in einer Stunde abzuholen, und machte sich auf den Weg zum Marshal. Deputy U.S. Marshal Chester Novak saß hinter seinem Schreibtisch und las in der neusten Ausgabe der Weekly Fairbanks News, als sie den Raum betrat. Er war ein schneidiger Mann mit kantigem Gesicht, der sich wie ein Offizier benahm und seine Lippen zu einem schwachen Lächeln verzog, als er Clarissa erkannte. »Mrs. Carmack«, begrüßte er sie. »Haben Sie schon gehört? Frank Whittler hat lebenslänglich bekommen … ohne die Möglichkeit, begnadigt zu werden.«
»Ich weiß«, erwiderte sie, »jedes andere Urteil wäre auch ein Skandal gewesen. Aber ich bin nicht seinetwegen, sondern wegen seines Vaters hier.« Sie kramte den Zettel mit der Nachricht hervor und legte ihn auf den Schreibtisch. »Sehen Sie sich das an. Der hing an einem Pfeil, der ungefähr eine Handbreit neben meinem Mann und mir in einem Baum einschlug, am Grünen Wasser, einem See, ungefähr zwei Meilen von unserer Hütte entfernt.«
Der Marshal nahm den Zettel und betrachtete ihn lange. »Und Sie wollen mir sagen, diese Warnung hätte Ihnen Thomas Whittler zukommen lassen?«
»Ich weiß nicht, ob er sie geschrieben hat, aber es könnte durchaus sein, dass er dahintersteckt.« Clarissa setzte sich auf den Besucherstuhl und erkannte Zweifel in den Augen des Marshals. »Ich kenne Thomas Whittler … Ich habe lange genug für ihn gearbeitet. Er ist kein gewalttätiger Verbrecher wie sein Sohn, aber er kann nicht verlieren, und ihm ist sicher jedes Mittel recht, um seinem Sohn eine leichtere Strafe zu verschaffen. Und er weiß andere Leute für seine Ziele einzuspannen. Durchaus möglich, dass er einen Indianer bezahlt hat, um mir Angst einzujagen. Ich traue dem Mann alles zu.«
Der Marshal schüttelte ungläubig den Kopf. »Das glaube ich nicht. Eine solche Aktion passt einfach nicht zu Thomas Whittler. Mag sein, dass er bei der Canadian Pacific gelogen und betrogen hat, diese großen Tiere sind alle keine Heiligen, aber das Schmierentheater mit dem Pfeil ist nicht sein Stil. Er würde sicher zu anderen Mitteln greifen. Aber ich werde der Sache natürlich nachgehen.« Er ließ den Zettel in seiner Schublade verschwinden. »Wie geht es Ihrem Mann? Ich habe gehört, er hätte eine schwere Operation hinter sich.«
»Es geht ihm schon besser.« Clarissa gefiel nicht, wie der Marshal sie behandelte. »Werden Sie denn mit Thomas Whittler sprechen? Soweit ich weiß, ist er auch am Bau der neuen Telegrafenlinie in Valdez beteiligt.«
»Ich sagte Ihnen doch, ich werde der Sache nachgehen.« Er gab vor, in seinen Papieren nach etwas zu suchen. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, Ma’am … Ich hab heute noch einiges zu tun. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald ich etwas Näheres weiß.« Er blickte auf. »Auf Wiedersehen.«
Clarissa blieb nichts anderes übrig, als das Büro zu verlassen. Sie kehrte zum Handelposten zurück, lud ihre Waren auf den Schlitten und umarmte jeden Husky und streichelte und kraulte ihn ausgiebig, bevor sie auf die Kufen stieg. »Ich hab euch nicht vergessen«, rief sie ihnen zu. »Ich werde Dolly sagen, dass sie euch heute Abend was ganz Besonderes zu fressen geben soll.«
Sie wollte eigentlich auf schnellstem Wege nach Hause fahren, um noch am frühen Abend wieder bei Alex sein zu können, der sowieso schon etwas murrte, weil sie so oft im Roadhouse aushalf, doch als sie Dr. William Nelson und seine eingebildete Frau über die Bretter auf der anderen Straßenseite laufen sah, ahnte sie, dass er vom Krankenhaus kam und Betty-Sue vielleicht ihre Hilfe brauchte. »Wir sehen nur noch schnell
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