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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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seiner Linken verschwand. Seine gelben Augen wurden dunkel.
    »Was war das denn?«, wunderte sich Betty-Sue. »Es kam mir fast so vor, als hättest du mit jemand gesprochen. Führst du plötzlich Selbstgespräche?«
    »Tun wir das nicht alle, wenn wir lange allein sind?«, redete sich Clarissa heraus. Sie wusste seit einiger Zeit, dass Bones für andere Menschen nur sichtbar wurde, wenn er es unbedingt wollte. So wie damals, als er ihr das Leben gerettet und Frank Whittler fast im Alleingang gestellt hatte. »Halt dich gut fest, wir müssen vom Trail runter! Haw, Emmett, nach links, haw!«
    So plötzlich, dass Betty-Sue tatsächlich vom Schlitten gefallen wäre, wenn sie sich nicht mit beiden Händen festgehalten hätte, verließen ihre Huskys den Trail und zogen den Schlitten in den Wald hinein. Schon nach wenigen Schritten blieben sie nervös stehen. Aus der Ferne war aufgeregtes Hundegebell zu hören. Betty-Sue sprang auf. »Matthew! Das sind seine Huskys!«
    Sie rannten beide auf den Schlitten zu, dessen Umrisse nur schemenhaft in der Dunkelheit zu erkennen waren, und sahen, dass Matthews Huskys mit dem Schlitten zwischen zwei Bäumen feststeckten. Die Führungsleine hatte sich einmal um einen Stamm gewickelt. Von Matthew war nichts zu sehen.
    »Matthew! Wo ist Matthew?«, rief Betty-Sue in aufkommender Panik.
    »Er muss gestürzt sein«, erwiderte Clarissa ruhig. »Die Hunde sind mit dem Schlitten weitergelaufen und wären wahrscheinlich in sein Dorf zurückgekehrt, wenn sie nicht hängen geblieben wären. Er muss hinter uns sein.«
    »Hinter uns? Aber dann hätten wir ihn doch gesehen. Es sei denn …« Sie wagte nicht, den furchtbaren Verdacht auszusprechen, und begann leise zu weinen. »Nein, Clarissa! Bitte nicht! Bitte, bitte mach, dass es nicht wahr ist!«
    Clarissa zog den Schlitten zwischen den Bäumen hervor und richtete das Gespann aus. »Schon gut«, beruhigte sie das Gespann, »euch ist ja nichts passiert. Es hat sich keiner verletzt.« Sie gab den Blick auf Betty-Sue frei. »Seht mal, da ist Betty-Sue. Die kennt ihr doch. Ihr lasst sie doch auf die Kufen?«
    Sie drückte die Freundin an sich und redete ihr aufmunternd zu. »Das alles heißt noch gar nichts, Betty-Sue. Wahrscheinlich sitzt er putzmunter in irgendeiner Hütte und schläft sich erst mal aus.« Sie wussten beide, dass es nicht so war, behielten ihre Zweifel aber für sich. »Du kommst doch mit dem Schlitten zurecht? Bleib dicht hinter mir. Verlier jetzt bloß nicht die Nerven!«
    Clarissa lief zu ihrem Schlitten zurück, half den Huskys, ihn zu wenden, und wartete, bis Betty-Sue aufgeschlossen hatte, dann fuhr sie los. In gemächlichem Tempo folgte sie ihren eigenen Spuren zurück auf den Trail. Sie war lange nicht so zuversichtlich, wie sie Betty-Sue gegenüber vorgegeben hatte. Wenn Matthew tatsächlich die Kontrolle über seinen Schlitten verloren hatte, war ihm entweder so übel gewesen, dass er zusammengebrochen war, oder man hatte ihn mit Gewalt von den Kufen geholt. Kein Indianer fiel aus eigenem Verschulden von einem Schlitten. Aber dann hätte er auf dem Trail liegen müssen. Hatte er sich verletzt in den Wald geschleppt? Lag er bewusstlos unter einer Schneewehe? War er vor wütenden Goldsuchern auf der Flucht?
    Nach einer Viertelmeile stießen sie auf die Unfallstelle. Clarissa war sofort klar, was geschehen war. Sie hielt den Schlitten an, rammte den Anker in den Schnee und bedeutete Betty-Sue mit einem Handzeichen, das Gleiche zu tun. Rechts grenzte der Trail an einen Wald, links fiel er steil ab, ein gefährlicher Abgrund, wenn man mit dem Schlitten ins Schleudern geriet und stürzte.
    Mit klopfendem Herzen, vor allem, weil sie Betty-Sues’ Reaktion fürchtete, stieg sie von den Kufen. Erst jetzt erkannte sie deutlich eine der Schlittenspuren, die dicht an den Klippenrand und dann wieder nach innen führte. Einer der Musher hatte die Kontrolle über seinen Schlitten verloren, und alles sprach dafür, dass es Matthew gewesen war. Warum war ihr das vor einigen Minuten, als sie schon einmal hier vorbeigekommen waren, nicht aufge­fallen?
    Sie trat vorsichtig an den Klippenrand und blickte in die Tiefe. Im Licht des vollen Mondes, der direkt über ihnen stand, sah sie eine Gestalt in der Schlucht liegen. Er lag auf dem Rücken, die Arme und Beine seltsam abgewinkelt, den Anorak und die Wollhosen zerrissen. Sein Gesicht glänzte matt.
    »Matthew!«, schrie Betty-Sue entsetzt.
    Clarissa packte sie blitzschnell an den Oberarmen

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