Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
Vom Netzwerk:
und zog sie vom Klippenrand zurück, nahm sie fest in die Arme und wartete geduldig, bis ihr Schluchzen nachließ und sie wieder einigermaßen denken konnte. »Du darfst jetzt nicht die Nerven verlieren, Betty-Sue«, sagte sie so sanft wie möglich. »Es hilft Matthew nicht, wenn du dich in den Tod stürzt. Das Leben geht weiter, auch wenn du es jetzt noch nicht glaubst. Meine Freundin Dolly musste das vor einigen Jahren durchmachen, und auch ich dachte, dass Alex tot war.«
    »Matthew!« Ihr Wimmern klang verzweifelt.
    »Du bist stark, Betty-Sue, das hast du oft bewiesen. Und als Krankenschwester hast du dem Tod nicht nur einmal in die Augen geblickt. Lass uns Matthew lieber ein anständiges Begräbnis verschaffen. Er hat es verdient.«
    »Aber vielleicht … vielleicht ist er noch am Leben?«
    »Nein, Betty-Sue. So einen Sturz überlebt keiner.«
    Sie stiegen über einen gewundenen Jagdtrail in die Schlucht hinab und erreichten den Grund nach ungefähr einer Stunde. Betty-Sue kletterte über einige Felsbrocken zu dem toten Indianer und warf sich über ihn, hielt seinen leblosen Körper so lange in den Armen, bis Clarissa ihre Hände löste und sie von dem Toten wegzog. »Sie haben ihn vergiftet«, brachte Betty-Sue weinend hervor. »Sie haben mir den Apfelkuchen angedreht, damit er das Bewusstsein verliert und vom Schlitten stürzt. Sie haben ihn auf dem Gewissen! Lew Casey und Jayden King. Weil sie ihn nicht hängen konnten, haben sie sich diesen miesen Trick ausgedacht.« Ihr Blick wurde grimmig, und sie ballte beide Hände zu Fäusten, stand wie ein trotziges Kind vor Clarissa. »Aber dafür werden sie hängen! Und wenn der Marshal nichts tut, werde ich sie töten!«
    Clarissa zog sie vom Boden hoch und blickte sie scharf an. »Das wirst du nicht tun, oder willst du dich unglücklich machen? Wenn es so war, wie du sagst, ist doch gar nicht gesagt, dass sie ihn umbringen wollten. Oder woher sollten sie wissen, wann ihm so übel wird, dass er vom Schlitten stürzt? Ich glaube eher, dass sie ihn daran hindern wollten, das Rennen zu gewinnen.«
    Betty-Sue wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Hilf mir, ihn nach oben zu tragen. Das wird schwer genug. Wir bringen ihn nach Fairbanks und sorgen dafür, dass er ein anständiges Begräbnis bekommt. Alles andere überlassen wir dem Marshal.« Sie blickte ihr in die Augen, war nicht sicher, ob sie ihre Worte verstand. »Versprichst du mir das?«
    Sie nickte schwach. »Schon gut, Clarissa. Es ist nur …«
    »Ich weiß, Betty-Sue. Ich weiß …«

17
    Sie brauchten über drei Stunden, um den toten Indianer nach oben zu tragen. Clarissa fasste ihn unter den Armen und Betty-Sue an den Beinen. Schritt für Schritt stiegen sie den steilen Pfad hinauf, den zerschundenen Körper ständig im Blickfeld. Clarissa hatte ihm die vor Entsetzen geweiteten Augen zugedrückt und gab sich alle Mühe, Betty-Sue abzulenken. Doch Betty-Sue war voller Schmerz und Trauer und hörte sie nicht.
    Er war schwerer, als sie dachten, und sie mussten ihn alle paar Schritte absetzen und neue Kraft schöpfen. Jedes Mal sank Betty-Sue schluchzend in den Schnee, berührte und liebkoste den toten Indianer, bis Clarissa sie hochzog und in die Arme nahm und so lange hielt, bis ihr Weinkrampf vorüber war. »Ich … ich kann nicht mehr«, stöhnte Betty-Sue mehrmals, und Clarissa antwortete immer mit dem gleichen Satz: »Wir beide schaffen das, Betty-Sue!«
    Ihr einziger Vorteil war, dass sie der steile Hang gegen den Wind schützte, und sie nur gegen den tiefen Schnee zu kämpfen hatten, der den Pfad bedeckte. Unter dem Schnee lag blankes Eis, und hätte Clarissa an einer besonders glatten Stelle nicht blitzschnell reagiert und Betty-Sue am Arm gepackt, hätte es wohl ein weiteres Unglück gegeben. An anderen Stellen war der Schnee so tief, dass sie kaum vorwärtskamen und den toten Indianer ziehen mussten.
    Der volle Mond und die Sterne begleiteten sie mit ihrem Licht bis an den Klippenrand. Die Schlucht war von einer beinahe ­andächtigen Stille erfüllt, die so gar nicht zu der grimmigen Aufgabe passte, die sie in dieser winterlichen Einöde zu bewältigen hatten. Als sie den Rand der Schlucht erreichten, wehte ihnen der Wind mit solcher Wucht entgegen, dass sie noch einmal alle Kräfte mobilisieren mussten, um Matthew über den Klippenrand zu wuchten.
    Betty-Sue schrie auf, als Clarissa den Toten in Decken hüllte, fügte sich jedoch, nachdem sie den Toten noch einmal berührt hatte, und deutete auf

Weitere Kostenlose Bücher