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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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fest, als Doc Boone und Jerry den Sarg ins Grab hinabließen und Erde auf ihn schaufelten. Als ihr der Arzt die Schaufel reichte, trat sie bis an den Rand des offenen Grabes, blickte lange auf den Sarg hinab und warf dann ebenfalls etwas Erde darauf. Dazu murmelte sie ein leises Gebet. Ihre Augen waren voller Tränen, als sie zu Clarissa zurückkehrte und sich an ihr festhielt. »Ich danke dir«, flüsterte sie, »für alles, was du für mich getan hast.«
    Nach einem Umtrunk im Haus des Doktors verließen Clarissa und ihr Mann als Erste die Stadt. Gespenstisches Zwielicht leuchtete zwischen den Wolken am östlichen Horizont, als sie auf den gefrorenen Chena River fuhren und die Lichter der Stadt hinter sich ließen. Auf den tief hängenden Zweigen der Schwarzfichten glitzerte der Schnee. Eisige Kälte hatte das Eis noch härter gemacht und ließ den Schlitten in allen Fugen ächzen. »Vorwärts, Emmett!«, trieb sie ihren unermüdlichen Leithund an, »jetzt geht es nach Hause!«
    Alex hatte sich gar nicht erst bemüht, die Führung des Schlittens zu übernehmen. Ohne etwas zu sagen, war er auf die Ladefläche gestiegen und hatte sich in die Decken gerollt. Er wirkte ruhiger als sonst und seltsam nachdenklich, fluchte aber öfter leise vor sich hin und spuckte einmal wütend in den Schnee. Die Whiskeyflasche in seinen Händen sah Clarissa erst, als er sie unter den Decken hervorzog und einen tiefen Schluck nahm. Er war nie ein Kind von Traurigkeit gewesen, aber auf dem Schlitten hatte er nie getrunken.
    »Alex!«, rief sie verärgert. »Musst du unbedingt wieder trinken?«
    »Ich trinke doch gar nicht«, erwiderte er mürrisch. »Das ist nur der Rest von gestern. Oder soll ich das Zeug vielleicht verkommen lassen?« Er nahm einen weiteren Schluck. »Wäre doch jammerschade um den teuren Whiskey.«
    »Das ist kein Rest. Die Flasche ist halb voll.«
    »Oder halb leer«, meinte er grinsend.
    Clarissa ließ ihm seinen Willen, auch weil es gar keinen Zweck gehabt hätte, ihm die Flasche wegzunehmen. Er wäre nur wütend und vielleicht sogar ausfallend geworden und hätte einen seiner Anfälle bekommen. Anscheinend brauchte er den Whiskey, um die Nachwirkungen der Operation besser ertragen zu können, und wenn es so war, würde sie ihm nicht im Weg stehen. Dann war der Whiskey vor allem Medizin, die ihm den Blick für die Wirklichkeit nahm und ihn beschützte, bis er wieder bei Kräften war. Solange er nicht wie ein Halbtoter in seinem Bett lag und die Blockhütte mit seinem Whiskeydunst verpestete, würde sie ihn gewähren lassen. Wenn er nur bald wieder gesund würde! Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass er so lange unter den Nachwirkungen leiden würde und einfach nicht auf die Beine kam.
    »Vielleicht solltest du dich ein bisschen mehr schonen«, sagte sie am nächsten Morgen. Er hatte auch den Rest der Whiskeyflasche geleert und die ganze Nacht laut neben ihr geschnarcht. »Füttere die Hunde, oder dreh ein paar Runden mit dem Schlitten und lass die schweren Arbeiten erst mal liegen.«
    »Wie lange denn noch?«, erwiderte er viel zu barsch. »Das sagst du mir doch schon, seitdem ich aus dem Krankenhaus raus bin. Wie eine Glucke hüpfst du um mich rum und passt auf, dass ich mir keinen Bruch hebe. Ich bin kein kleiner Junge mehr, Clarissa! Wie lange soll denn das so weitergehen?«
    »Bis du ganz gesund bist, Alex!« Sie überhörte den vorwurfsvollen Ton in seiner Stimme. »Bei so einer schweren Krankheit dauert es eben länger. Ich dachte auch, es geht schneller, sonst hätte ich dich bestimmt nicht bei dem Rennen mitfahren lassen, aber der Eingriff war wohl stärker, als wir dachten, und du brauchst noch Zeit. Ruh dich aus, Alex … bitte, mach langsam!«
    »Das hättest du wohl gern!« Sie merkte, dass sie wieder einmal zu weit gegangen war. »Ich soll mich ins Bett legen, damit du deine mütterlichen Gefühle ausleben kannst! Den Teufel werde ich tun!« Er stapfte, ohne seinen Kaffee getrunken zu haben, nach draußen und begann Holz zu hacken. Wütend schlug er auf die Holzklötze ein, als wären sie schuld an seinem Kummer. Jeden seiner Schläge begleitete er mit einem lauten Stöhnen oder Fluch.
    Nachdem er bis zur Erschöpfung gearbeitet hatte, wusch er sich mit eiskaltem Wasser, aß etwas von dem Elchschinken, den sie aus der Vorratskammer geholt hatte, und kümmerte sich um die Hunde. Er sagte kaum ein Wort, nicht mal zu den Hunden, fuhr mit dem Schlitten weg und kehrte erst am späten Abend zurück,

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