Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
ohne zu berichten, was er unterwegs erlebt hatte. Nach dem Abendessen, das er ebenfalls wortlos einnahm, ging er zu Bett und schlief.
So ging es am Tag nach ihrer Ankunft, am nächsten und auch am übernächsten Tag. Wenn Clarissa etwas sagte, brummte Alex nur. Nach den klaren Augenblicken, die er nach seinem Besäufnis in Fairbanks gehabt hatte, schien er in eine andere Welt abgetaucht zu sein und immer mehr den Kontakt zu ihr zu verlieren. Clarissa zwang sich, ihm keine Vorwürfe zu machen, und ließ ihn gewähren, hoffte unentwegt, dass er wieder zu sich zurückfand und ins normale Leben zurückkehrte. Der vorletzte Platz beim Rennen hatte ihn weit zurückgeworfen und sein Selbstbewusstsein so geschwächt, dass er kaum noch Ähnlichkeit mit dem Mann zeigte, den sie einmal geheiratet hatte.
Am dritten Tag nahm Clarissa ihre Arbeit im Roadhouse auf. Sie bereitete ihrem Mann das Frühstück zu, servierte ihm einen Imbiss zur Mittagszeit und empfing ihn mit dem Essen, wenn er von seinen Fahrten zurückkehrte, doch nützte sie jede freie Minute, um Dolly zu helfen und ihre Schulden abzuarbeiten. Natürlich klagte sie der Freundin ihr Leid, aber Dolly wusste auch nicht mehr zu sagen als: »Gib ihm etwas Zeit, Clarissa, der wird schon wieder.«
Bereits eine Woche war vergangen, als er über Nacht wegblieb und erst am nächsten Morgen stockbetrunken ins Haus torkelte. Er fiel aufs Bett und begann laut zu schnarchen. Es blieb ihr überlassen, sich um die Huskys zu kümmern und sie mit Reis und getrocknetem Lachs zu füttern. »Alex ist krank«, entschuldigte sie sich bei Emmett, »es wird noch etwas dauern, bis er wieder mit uns spricht. Er kann es nicht ertragen, dass er nicht mehr so stark wie vor der Operation ist. Aber das wird wieder. Er erholt sich, ganz sicher.«
Doch als er sie am nächsten Morgen mit einer geleerten Whiskeyflasche sah, explodierte er, riss ihr die Flasche aus der Hand und schleuderte sie gegen die Wand. Sie zersprang in tausend Scherben. »Seit wann spionierst du mir nach?«, schrie er sie an. »Hast du denn noch immer nicht genug? Lass mich endlich in Ruhe! Ich will allein sein, verdammt! Ich brauche niemanden!«
Sie verließ die Blockhütte und sank weinend in den Schnee. Hatte sie vor dem Rennen noch gedacht, er hätte die Nachwirkungen der Operation überwunden, so bezweifelte sie jetzt stark, dass er jemals wieder gesund werden würde. Die Niederlage beim Rennen und der Whiskey hatten ihn zurückgeworfen und einen anderen Menschen aus ihm gemacht. »Alex!«, flüsterte sie traurig.
19
Als Clarissa am nächsten Morgen erwachte, saß Alex bereits am Frühstückstisch und hielt aufgewärmte Biskuits mit Marmelade und heißen Kaffee für sie bereit. Er wirkte müde und erschöpft, und seine Whiskeyfahne reichte durch den ganzen Raum, aber seine schuldbewusste Miene stimmte sie sofort milde und ließ sie alles vergessen, was während der letzten Tage passiert war.
Sie wusste, dass ihn jedes Wort über seine Sauftouren nur verlegen machen und vielleicht sogar wieder in Rage bringen würde, und tat so, als wäre nichts gewesen. In dem Morgenrock, den sie von Dolly geschenkt bekommen hatte, trat sie hinter ihn und schlang beide Arme um seinen Hals. »Alex«, sagte sie leise, »ich habe dich vermisst.« Sie küsste ihn auf den Hals, streifte seine Wange, als er sich nach ihr umdrehte, und erwiderte seinen leidenschaftlichen Kuss, als sich ihre Lippen fanden. In diesem Moment störte es sie wenig, dass er nach Whiskey schmeckte, und noch weniger hatte sie dagegen, dass er aufstand und mit ihr ins Bett zurückkehrte. »Alex!«, flüsterte sie zufrieden, »ich glaube, jetzt können wir endlich wieder an die Zukunft denken.«
Ein Trugschluss, wie sich schon einen Tag später herausstellte, als Alex wegen einer Lappalie in die Luft ging, die Huskys vor den Schlitten spannte und nach Fairbanks fuhr, weil man ihn dort nicht ständig bevormundete. Er kehrte erst am späten Abend zurück und war so betrunken, dass er vor der Eingangstür vom Schlitten fiel und sie ihn ins Haus schleifen musste. »Wie soll das bloß enden, Alex?«, sagte sie, nachdem sie ihm aufs Bett geholfen hatte und ihn schnarchend auf den Decken liegen sah. »Hört das denn nie auf?«
Etwas Ähnliches sagte sie auch, als sie am nächsten Morgen bei Dolly ihren Dienst antrat. Jerry war mit einigen Freunden auf der Jagd, es waren keine Gäste im Haus, und sie hatten genug Zeit, über ihre Probleme zu sprechen.
»Ich weiß bald
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