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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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sollten Sie jetzt zur Seite treten«, wurde die befehlsgewohnte Stimme des US-Marshals laut. Ohne dass es einer gemerkt hätte, war er zum Friedhof mitgekommen und trat Gillespie und seinen Männern furchtlos entgegen. »Der Stadtrat hat für diese Beerdigung eine Ausnahmegenehmigung erteilt.« Er zog einen Brief aus der Innentasche und reichte ihn Gillespie. »Wie Sie sehen, hat sogar Bürgermeister Barnette unterschrieben.«
    Gillespie überflog das Schreiben zähneknirschend und gab es dem Marshal zurück. Er gab seinen Männern ein Zeichen und ging aus dem Weg. »Das konnten wir natürlich nicht wissen, Marshal. Ich bitte um Entschuldigung.«
    »Das genügt mir nicht«, ließ der Marshal nicht locker. »Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Sie gebeten, sobald wie möglich die Stadt zu verlassen. Zwei Ihrer Männer stehen in dem dringenden Verdacht, den Tod des Indianers zumindest mitverschuldet zu haben. Ich weiß, dass Sie dafür nicht belangt werden können, aber viele Freunde haben Sie sich in dieser Stadt auch nicht gemacht. Ich glaube kaum, dass Sie einer zum Bürgermeister wählt.«
    »Schon gut, Marshal. Ich habe verstanden.«
    Gillespie und seine Männer gaben den Weg frei und kehrten in die Stadt zurück. Noch während der Beerdigung sah man ihn und seine Männer mit mehreren Hundeschlitten die Stadt verlassen. Ihre Versuche, eine ganze Stadt in ihre Hand zu bekommen, waren kläglich gescheitert. Ein Verdienst aller Bürger, die nur anfangs auf seine Hassreden hereingefallen waren und keine Zustände wie zur Zeit des Klondike-Goldrauschs wollten, als Soapy Smith, ein berüchtigter Gangster, die Hafenstadt Skaguay in seine Gewalt gebracht und die meist ahnungslosen Goldsucher nach Belieben ausgenommen hatte.
    In Ermangelung eines Pfarrers hielt Doc Boone die Grabrede. Er lobte Matthew als einen Indianer, der die Zeichen der Zeit erkannt und den Weg des weißen Mannes eingeschlagen hatte, weil sein Volk nur im friedlichen Zusammenleben mit den einst verhassten Weißen eine Zukunft haben könnte. Er hätte niemals einen Tropfen Alkohol angerührt, wäre zu allen Leuten freundlich gewesen und hätte sich zu jeder Zeit für das friedliche Zusammenleben von Weißen und Indianern eingesetzt. »Er war ein gottesfürchtiger Mann«, schloss er, »auch wenn das unser Reverend nicht erkannt zu haben scheint …« Er sprach jetzt lauter, in der Hoffnung, dass ihn auch der Pfarrer in der Stadt hören konnte. »… und er konnte besser lesen, schreiben und rechnen als mancher Goldsucher. Wir begraben ihn auf diesem christlichen Friedhof, weil wir ein Zeichen setzen wollen. Ein Zeichen gegen die Gewalt und für ein friedliches Miteinander aller Menschen, ganz gleich, welcher Abstammung sie sind. Nur so hat Fairbanks eine Zukunft.«
    »Amen«, stimmten ihm die anderen Trauergäste zu.
    Doc Boone und Jerry O’Rourke wollten den Sarg bereits in die Grube lassen, als Clarissa nach vorn trat und noch einmal die Stimme erhob: »Ich weiß, ich sollte eigentlich zu diesem traurigen Anlass nichts sagen, aber ich kann nicht anders. Doc Boone hat die Verbindung zwischen Schwester Betty-Sue und dem Indianer Matthew wohl ganz bewusst verschwiegen, und ich bin ihm deswegen auch gar nicht böse. Wie den meisten Menschen dieser Trauergemeinde, auch den anwesenden Mitgliedern seines Stammes, fällt es auch mir noch schwer, eine solche Verbindung als ›normal‹ zu empfinden. Zu groß sind die kulturellen Unterschiede zwischen unseren Völkern. Doch Matthew war kein gewöhnlicher Indianer, und Betty-Sue ist keine gewöhnliche weiße Frau, die vor einem Eingeborenen zurückschrecken würde. Das war sie vielleicht, als sie noch in San Francisco wohnte. In der Wildnis des Nordens hat sie erkannt, wie wichtig es ist, sich auf einen anderen Menschen verlassen zu können, egal, welche Hautfarbe er hat, und bei ihrem Einsatz als Krankenschwester hat sie auch nie einen Unterschied zwischen Weißen und Indianern gemacht, auch wenn das der Regierung nicht gefallen konnte. Sie hat Matthew aufrichtig geliebt, war für diese Liebe sogar bereit, ihren Beruf zu opfern, obwohl ihr klar sein musste, dass sie mit dieser Liebe ein Tabu brach, das wir wohl auch in zwanzig oder dreißig Jahren noch nicht überwunden haben werden. Dafür bewundere ich sie und spreche ihr mein tiefstes Mitgefühl aus.«
    »Amen!«, kam es auch diesmal von den Trauergästen zurück.
    Betty-Sue bedankte sich bei ihr, indem sie ihre Hand drückte, und hielt sie auch noch

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