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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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einzuladen«, räumte Dolly ein. »Ich hätte wissen müssen, dass Jerry sich nicht beherrschen kann.«
    »Dich und Jerry trifft keine Schuld.«
    »Oh doch«, widersprach Dolly, »und dafür werde ich Jerry eine tüchtige Abreibung verpassen.« Sie rang verzweifelt die Hände. »Und ich sage ihm noch, gib Alex bloß keinen Whiskey … ein, zwei Bierchen, aber keinen Whiskey, sonst gibt’s ein Unglück. Jetzt haben wir den Salat. Irischer Sturkopf!«
    »Meinen Sturkopf hole ich morgen früh ab«, sagte Clarissa, als sie in ihren Anorak schlüpfte und sie sich an der Tür verabschiedeten. Sie rieb sich ein paar Tränen aus den Augen und blickte Dolly fragend an. »Was hat der liebe Gott nur gegen mich, dass er mir dauernd neue Prüfungen auferlegt? Manchmal rede ich mir ein, ich hätte in einem früheren Leben was ganz Furchtbares verbrochen und müsste jetzt dafür büßen.« Sie hatte die Hand bereits am Drehknopf. »Was meinst du, Dolly? Wird Alex jemals wieder ganz gesund?«
    »Ich hab keine Ahnung, Clarissa. Ich weiß nur, dass du dich nicht unterkriegen lassen wirst. Ich kenne keine Frau, die so viel durchmachen musste wie du. Dagegen hab ich’s richtig bequem gehabt. Du schaffst das, Clarissa.«
    Obwohl sie allein war, schlief Clarissa in dieser Nacht noch unruhiger als sonst. Ihre rechte Hand kroch über die Matratze und suchte nach Alex, blieb am Kissen hängen und verkrampfte sich in dem festen Stoff. Der Gedanke, Alex zu verlieren, war ihr unerträglich, und doch war die Gefahr groß, dass er während seiner Anfälle das Weite suchte, in seiner geistigen Umnachtung nach Norden floh, wie er es schon einmal getan hatte, oder sich mit dem Whiskey, den er beinahe jeden Tag in sich hineinschüttete, um den letzten Funken Verstand brachte. Sie hatte versucht, ihn davon zu überzeugen, dass wahre Liebe auch solche Krisen überstand, doch es sah nicht so aus, als ob er sie verstanden hätte. Sie würde durchhalten, wie Dolly ihr geraten hatte, aber es reichte nicht, ihn zu einem seltenen Ausflug zu überreden oder ihn zu trösten. Sie musste sich so schnell wie möglich etwas anderes einfallen lassen.
    Das durchdringende Heulen eines Wolfes erinnerte sie daran, dass es noch andere Kräfte gab, die ihr bei ihrer schwierigen Aufgabe beistanden. Bones. Sie erkannte sein Heulen auf Anhieb, empfand es wie einen Segen, eine Antwort auf ihre Gebete, die sie zum Himmel geschickt hatte. Bones, der Geisterwolf, war gekommen, um ihr zu helfen. Während andere Frauen die Fenster fest geschlossen und die Tür verriegelt hätten, schlüpfte sie in ihren Anorak, öffnete die Tür und suchte die gelben Augen von Bones in der Dunkelheit.
    Wieder erklang das Heulen. Als dumpfes Echo drang es aus den nördlichen Wäldern herab, laut und durchdringend, als dürfte Bones keine Zeit mehr verlieren. Kam er sonst aus seinem Versteck herab, um ihr durch ein Zeichen zu vermitteln, was ihn bewegte, blieb er diesmal in seinem Versteck, nur ein paar Meilen von ihr entfernt, und wartete, dass sie zu ihm kam. Alex, durchfuhr es sie sofort, er ist in die Wildnis geflohen und irgendwo verunglückt, doch er war viel zu betrunken gewesen, um aus dem Haus zu fliehen.
    Sie war bereits hellwach und zögerte nicht länger. In Windeseile schlüpfte sie in ihre Winterkleidung, spannte die Huskys vor den Schlitten und fuhr los. Über den Trail, auf dem sie schon mal nach Alex gesucht hatte, fuhr sie nach Norden. Die Nacht war kalt, aber klar, und der Dreiviertelmond und die Sterne verbreiteten genug Licht, um die Hunde im hohen Tempo über die Piste zu jagen. Die Huskys fühlten sich keineswegs in ihrer Nachtruhe gestört, sie wollten immer laufen, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit. Besonders Emmett hatte den Ernst der Lage erkannt und streckte und reckte sich bei jedem Sprung.
    Bones heulte alle paar Minuten und gab ihr die Richtung vor. Er musste irgendwo im Nordosten stecken, bestimmt noch drei Stunden von ihr entfernt, selbst wenn die Hunde volles Tempo gingen, aber sie dachte nicht daran, seinen Ruf unbeantwortet zu lassen. Wenn Bones so laut und eindringlich rief, hatte er ihr etwas Wichtiges zu sagen. Doch warum war er nicht zu ihr gekommen wie sonst auch und hatte ihr vor der Hütte ein Zeichen gegeben?
    Nach ungefähr zwei Stunden war sie gezwungen, den Trail zu verlassen und über einen schmaleren Pfad nach Osten abzubiegen. Wieder schallte das Heulen, das den meisten anderen Menschen große Furcht eingejagt hätte, über die verschneiten

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