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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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dem White Pass und der Senke und den umliegenden Bergen. Noch erhabener als sonst ragten die mächtigen Gletscher hinter dem Lake Bennett empor. Um nicht abseits zu stehen, war auch Clarissa bei den Mounties, als sie um Mitternacht vor die Blockhäuser traten und das neue Jahr mit lauten Hurra-Rufen begrüßten. Die Huskys beteiligten sich mit einem vielstimmigen Geheul an den Feierlichkeiten. Nur Clarissa blieb stumm, rang sich ein Lächeln ab, weil sie die Mounties nicht enttäuschen wollte, und schloss die Augen zu einem leisen Gebet, in dem sie Gott bat, Alex einen besonderen Platz zuzuweisen.
    Als hätte Gott sie erhört, flammte plötzlich Nordlicht auf. Leuchtende Schleier in allen Grüntönen flackerten über den Himmel, unterbrochen von roten und gelben Streifen, und spiegelten sich auf dem Schnee und dem Eis auf dem See. Der Himmel brannte lichterloh und verwöhnte sie mit einem Feuerwerk, wie man es nicht einmal beim chinesischen Neujahr in Vancouver zu sehen bekam, und sogar Clarissa vergaß für einen Moment ihren Schmerz und ließ sich von dem nächtlichen Regenbogen verzaubern. Sie umarmte jeden der Männer und nickte stumm, als Sherburne ihr ein gutes neues Jahr wünschte und ihr versicherte, dass es auch für sie eine bessere Zukunft gab.
    Als sie sich ein paar Schritte von den Männern entfernte, um allein mit dem brennenden Himmel und ihrer Erinnerung zu sein, glaubte sie plötzlich eine Bewegung in der Senke zu erkennen, einen Musher, der auf dem Trittbrett seines Schlittens stand und seine Huskys antrieb. Er fuhr am fernen Waldrand entlang, mehr als eine Meile von den Blockhütten entfernt, und sie sah ihn nur, weil er sich sekundenlang im flackernden Nordlicht bewegte, und die farbigen Lichter ihn deutlich gegen den dunklen Wald abhoben. Und dennoch kam ihr einiges vertraut an ihm und seinen Hunden vor, seine kräftige, leicht vornübergebeugte Gestalt, das leichte Hinken seines Leithundes, die Anfeuerungsrufe, mit denen er seine Huskys antrieb: »Giddy-up! Giddy-up!«
    »Alex!«, flüsterte sie und wusste gleichzeitig, dass sie sich alles nur einbildete. Der Mann auf dem Schlitten war so weit entfernt, dass sie ihn unmöglich erkennen und schon gar nicht hören konnte, und die Umrisse seines Leithundes leuchteten nur für einen Atemzug im Licht auf und verschwanden gleich darauf wieder. Und dennoch … »Alex!«, rief sie. »Alex! Hier bin ich!«
    Sherburne kam herbeigeeilt und legte ihr freundschaftlich einen Arm um die Schultern, schüttelte den Kopf, als sie in die Ferne deutete. »Da ist nichts, Clarissa. Hier oben bildet man sich oft was ein, wenn das Nordlicht leuchtet.«
    Sie wischte sich die Augen trocken, um besser sehen zu können, und sah nur den dunklen Wald und den leuch-tenden Schnee. Wenn tatsächlich ein Musher mit seinem Schlitten am Waldrand entlanggefahren sein sollte, war er verschwunden. »Sie haben recht«, sagte sie leise, »ich habe mich wohl geirrt.«
    Es war wohl die Erinnerung an Dolly, die Clarissa ihre trüben Gedanken verdrängen ließ. Ihre Freundin hatte den gewaltsamen Tod ihres gerade angetrauten Mannes in bewundernswerter Weise verarbeitet und schnell erkannt, dass es auch nach diesem Schicksalsschlag eine Zukunft für sie gab. Mit viel Elan hatte sie sich in ihre Arbeit im Restaurant gestürzt und sich bei der ersten Gelegenheit aufgerafft, nach Dawson City zu ziehen und sich dort eine neue Zukunft aufzubauen. Ein großes Wagnis für eine junge Witwe, die nur wenig Geld besaß, aber bereit war, für ihre Zukunft zu schuften und ihrem Mann im Jenseits zu zeigen, dass sie auch allein auf den Goldfeldern bestehen konnte. Clarissa hatte ihre Freundin ermutigt, nach vorn zu blicken, umso mehr sollte sie doch selbst bereit sein, ihre eigenen Ratschlägen zu befolgen.
    Dolly hat recht, sagte sie sich, wir können nicht am Rad des Schicksals drehen und das Geschehene nicht rückgängig machen. Es hat keinen Zweck, einer Zeit nachzuweinen, die man nicht mehr zurückzaubern kann. Wir müssen mit dem fertig werden, was uns das Leben überlässt, und das Beste daraus machen. Mit dieser bitteren Erkenntnis ging sie ihr neues Leben an, entschlossen und mit neuem Mut, auch wenn sie ihre Zukunft nicht mehr allein bestimmen konnte und von der Entscheidung des Richters abhängig war, der im Frühjahr über sie entscheiden würde. Aber bis zum Frühjahr würden noch einige Monate ins Land ziehen, und sie verdrängte den Gedanken, Frank Whittler wieder unter die Augen treten und

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