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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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gerade dabei, die Betten der abgereisten Gäste abzuziehen, als Mrs Buchanan von der Bank zurückkam und sagte: »Ich hab das Gefühl, heute passiert irgendwas. Frank Reid ist in der Stadt, und ich hab auch einige andere Männer des Komitees gesehen. Sieht ganz so aus, als würden sie heute gegen Soapy Smith demonstrieren. Vor der Bank stand ein amerikanischer Goldsucher, der behauptete, in Tombstone wäre auch so ’ne komische Stimmung gewesen, bevor es zu der Schießerei im OK-Corral kam. Der berühmte Kampf zwischen den Earps und den Clantons …«
    »Ich weiß«, erwiderte Clarissa, »in einem der letzten Buffalo-Bill-Magazine war eine Geschichte über den Gunfight. Die Earps und Doc Holliday traten auf einem Wagenabstellplatz gegen die Viehdiebe an. Bisher dachte ich immer, ein Schreiberling hätte sich die Story aus den Fingern gesogen.«
    Die Wirtin schüttelte den Kopf. »Nee, den Kampf hat’s wirklich gegeben. Sogar bei uns stand was in der Zeitung darüber. Keine Ahnung, ob sich wirklich alles so zugetragen hat, aber es muss ganz schön wild gewesen sein. Der Goldsucher war wohl in Tombstone, als die Schießerei stattfand, und behauptet steif und fest, hier würde es auch zu einem Gunfight kommen. Stell dir vor, ein Revolverkampf in Skaguay … Und ich dachte, wir leben schon beinahe im 20. Jahrhundert. Ich hoffe nur, Fitz hält sich zurück.«
    Clarissa warf die schmutzige Bettwäsche auf den Boden und hielt in der Arbeit inne. »Der Goldsucher will sich doch nur wichtig machen. Fitz besitzt gar keinen Revolver, und Frank Reid kommt mir eher wie ein Politiker vor. Wenn sie die Mehrheit der Bürger hinter sich bringen, haben sie doch sowieso schon gewonnen, dann bleibt Soapy Smith gar nichts anderes übrig, als zu verschwinden.« Sie griff nach einem sauberen Laken. »Schön wär’s, oder glaubst du, ich habe Lust, heute Abend schon wieder mit ihm auszugehen?«
    Nachdem sie die Zimmer geputzt und die Betten bezogen hatte, gönnte sich Clarissa eine Tasse Tee in der Küche. Mrs Buchanan stand am Herd und rührte in einem Topf mit Wildsuppe und frischen Pilzen. Sie lächelte, als sie sah, wie angestrengt Clarissa gearbeitet hatte. »Ich hab nicht gesagt, dass du die ganze Arbeit allein machen sollst. Lass noch was für mich übrig, hörst du?«
    »Du hast schon genug zu tun«, erwiderte Clarissa. Tatsächlich empfand sie die tägliche Hausarbeit als willkommene Ablenkung von ihren Sorgen. So hatte sie wenigstens ein paar Stunden am Tag, in denen sie sich nicht um Alex sorgte und sich das Hirn darüber zermarterte, wo er sich wohl befinden mochte. »Außerdem hab ich lange genug als Haushälterin gearbeitet … Bei reichen Leuten, die so pingelig waren, dass sie einen gefeuert hätten, wenn die Wäsche nicht sauber gefaltet im Schrank gelegen hätte, oder ein Fleck auf dem Bettzeug oder Schmutz auf einem Teller oder einer Tasse gewesen wäre.«
    »Dann sei mal froh, dass ich keine pingelige Millionärin bin.«
    Beide lachten und hätten beinahe die lauten Stimmen überhört, die von der Hauptstraße hereindrangen. »Frank Reid und Soapy Smith!«, erschrak Clarissa. Sie stand auf und hastete durch den Flur. Die Wirtin folgte ihr, trat neben sie auf den Gehsteig und erstarrte, als sie Frank Reid und Soapy Smith auf der Straße sah. Beide hielten Gewehre in den Händen.
    »Der Goldsucher hatte recht … wie im Wilden Westen. Die beiden wollen sich duellieren!«
    Auch aus den anderen Häusern und Zelten waren Neugierige getreten. Von den Gehsteigen und aus den Seitenstraßen strömten Goldsucher und sogar leichte Mädchen herbei, zögernd nur, weil sie spürten, dass eine ernsthafte Schießerei in der Luft lag. Vom Fluss trieben Nebelschwaden über die Stadt und hatten zahlreiche Ladenbesitzer veranlasst, schon jetzt ihre Lampen anzuzünden. Das vielstimmige Konzert der Huskys, die hinter den Häusern angebunden waren, verstummte so plötzlich, als hätten sie die Spannung gespürt, die über der breiten Hauptstraße an der Juneau-Werft im Hafen lag.
    Soapy Smith war aus seinem Saloon, dem Jeff Smith’s Parlor, gekommen und lief zielstrebig auf die Lagerhalle im Hafen zu. Er war mit einem Winchester-Gewehr bewaffnet und wirkte lange nicht so arrogant und siegessicher wie sonst. Sein Lächeln war ihm vergangen. Neben ihm liefen die bärtigen Männer, die Clarissa vor dem Hotel gesehen hatte, blieben aber zurück, als sie sahen, mit wie vielen Männern Frank Reid vor der Lagerhalle wartete.
    Clarissa entdeckte

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