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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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die sie noch nie zuvor gehört hatte.
    »Jetzt«, sagte Raine, rollte sich zur Seite und warf sie in den Schmutz. »Eines Tages, wenn du ein Mann bist, wirst du das auch fertigbringen. «
    Sie setzte sich auf, betrachtete ihn und diese ganze herrliche Pracht seiner Haut, während ihr Körper noch summte, und dachte, daß sie sich nichts weniger wünschte, als ein Mann zu sein.
    Da trat Jocelin hinter Raine, ein Funkeln in seinen hübschen Augen, während er sie beobachtete, und ihr war fast so, als wüßte er, was sie gerade dachte. Verlegen sah sie zur Seite.
    »Ich glaube, Ihr habt Euren Knappen so verschüchtert, daß er die Stimme verlor«, sagte Jocelin zu Raine. »Ihr Vergeßt, daß Leute aus unserem Stand nicht an solche Kraftentfaltungen gewöhnt sind. «
    »Du hingegen sitzt zuviel herum und zählst dein Geld«, sagte Raine mit todernster Stimme. »Und was hat dich heute so fröhlich gemacht? Hast du nicht genug zu tun? «
    Joss ging nicht auf den spöttischen Ton der Frage ein. »Ich war neugierig, das ist alles, und gerade auf dem Weg zum Übungs platz für Pfeilschützen. « Damit ließ er die beiden stehen und ging zu den Scheiben am entfernten Ende der Lichtung.
    »Möchtest du hier Wurzeln schlagen? « fragte Raine und sah auf Clarissa hinunter. Er nahm einem Mann, der gerade vorbeikam, ein langes Schwert ab und hielt es ihr hin. »Nimm den Schwertgriff in beide Hände und attackiere mich. «
    »Ich möchte keinem weh tun«, sagte sie sofort. »Selbst bei Pagnell kam es mir hart an, als er… «
    »Und wenn ich nun Pagnell wäre? « sagte er schalkhaft. »Geh auf mich los, oder ich greife dich an. «
    Der Schmerz, der noch so frisch war und so tief saß, trieb sie nun an, das Schwert zu heben, das er mit der Spitze auf den Boden gesetzt hatte, und stieß es nach vorn. Als die Schwertspitze nur noch um Haaresbreite von seinem Bauch entfernt war, wich er zur Seite, und der Stich ging ins Leere. Wieder machte sie einen Ausfall, und wieder und wieder, und doch schlug sie nichts als Löcher in die Luft. Sie fing an, das Schwert im Kreise zu führen, wechselte im Stoß die Richtung und führte es nach rechts und nach links; doch egal, was sie tat, sie konnte nicht einen einzigen Treffer landen.
    Keuchend vor Anstrengung hielt sie inne, rammte die Schwertspitze in den Boden und stemmte die zitternden, schmerzenden Arme darauf, während Raine, lächelnd und selbstbewußt, sie angrinste, daß sie am liebsten das Schwert wie einen Rammbock unter den Arm genommen und ihn damit durchbohrt hätte.
    »Nun will ich dir noch eine Chance geben. Ich werde ganz still stehen, während du mit dem Schwert auf mich einhaust. «
    »Da ist ein Trick dabei«, sagte sie so schicksalsergeben, daß er laut auflachte.
    »Kein Trick, aber du mußt das Schwert über den Kopf heben und es lotrecht nach unten führen. Wenn du das fertigbringst, hast du mich getroffen. «
    »Ich könnte niemandem wehtun. Wenn ich Blut vergieße… «
    Sein Gesicht spiegelte ein unerschütterliches Vertrauen, daß sie ein Talent zur Schwertkämpferin habe. »Denke an all meine Schafe, an all die Bauern, die dank meiner Habgier zum Hungertod verdammt sind. Denke an… «
    Da hob sie mit freudigem Eifer das Schwert senkrecht in die Höhe, wollte es mit voller Wucht auf seinen Kopf bringen; doch in diesem Moment fing dieses verdammte widerborstige Schwert an, ihre Arme nach hinten zu ziehen. Da sie bereits von der ungewohnten körperlichen Anstrengung ermüdet und geschwächt war, vermochten ihre Arme das Schwert nicht länger festzuhalten, und ein paar Sekunden lang kämpfte sie mit dem Eisen — und das verdammte Schwert gewann. Das spöttische Zwinkern in Raines Augen machte sie rasend, während sie dastand und sich nun auf das Schwert stützte, dessen Spitze zwischen ihren Fersen im Waldboden stak.
    »Ein so kraftloser Junge wie du ist mir selten begegnet. Was hast du denn gemacht bisher? «
    Sie weigerte sich strikt, diese Frage zu beantworten, während sie das Schwert aus ihrem Rücken wieder nach vorn holte.
    »Du hebst es jetzt über den Kopf und stellst es wieder ab. Diese Übung wiederholst du so lange, bis ich zurückkomme. Wenn ich bemerke, daß du schlapp machst, werde ich die Übungszeit verdoppeln«, sagte er und ließ sie stehen.
    Auf und nieder, hoch und runter hob sie das Schwert, bis ihre Arme schrien vor Erschöpfung.
    »Du wirst es schon noch lernen«, sagte eine Stimme hinter ihr, und als sie sich umsah, erblickte sie den Soldaten mit

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