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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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oder einen eingebildeten, saftstrotzenden Pfauenhahn nannte. Doch die meiste Zeit sang Clarissa ihm Lieder vor, zu denen sie sich auf der Laute begleitete, und tat alles, um ihn zu beruhigen, damit er nicht in seiner fieberhaften Unruhe um sich schlug.
    Während Raine im Fieberwahn tobte, versuchte Jocelin die Disziplin im Lager der Verbannten aufrechtzuerhalten und setzte die täglichen Waffenübungen fort, die Raine angeordnet hatte, damit die Halsabschneider sich nicht aus Langeweile gegenseitig umbrachten.
    »Ich glaube nicht, daß sie die Mühe wert sind«, sagte Joss, der zu Füßen von Raines Koje auf dem Boden saß. »Warum fühlt er sich verpflichtet«, fuhr er fort und deutete auf den schlafenden Mann neben sich, »sich ihrer Probleme anzunehmen? « Er nahm eine Schüssel voll Hirschragout entgegen, die ihm Rosamund reichte.
    »Raine läßt jeden gelten«, sagte Rosamund still mit gesenktem Kopf. »Er glaubt fest daran, daß wir verdienen, gerettet zu werden. «
    »Wir? « meinte Clarissa fragend, wobei sie von Raine aufsah. Sie wich nie von seiner Seite, schlief auf dem Schemel, ihren Kopf auf den Kojenrand gebettet. »Ich stelle mich nicht auf die gleiche Stufe mit einem Mörder. «
    »Und du, Rose? « fragte Jocelin. »Was hast du verbrochen? «
    Rosamund sagte nichts, doch als Joss den Kopf abwendete, sah sie ihn auf eine Weise an, daß Clarissa schwer atmete und das Geräusch rasch mit einem Hüsteln überdeckte. Rosamund war in Jocelin verliebt. Während Clarissa zwischen beiden hin-und hersah, ihre außergewöhnliche Schönheit miteinander verglich, erkannte sie, wie gut die beiden zueinander paßten. Sie wußte, weshalb Rosamund sich in diesem gräßlichen Lager aufhielt. Weil die Leute glaubten, der Teufel habe sie gezeichnet. Doch was hatte Joss hierher gebracht?
    Im ersten Licht des nächsten Morgens bemerkte Clarissa, daß Raine das Schlimmste überstanden hatte. Er schlief, den Kopf an seinen nackten Arm gelegt, und Clarissa merkte, daß er viel ruhiger wirkte. Sie beugte sich über ihn, sah, daß er die Augen öffnete, sich im Zelt umschaute und schließlich den Blick auf ihr Gesicht heftete. Sogleich begann Clarissas Herz zu klopfen, und ihr Gesicht überzog sich mit Röte. Wie würde er auf ihre Liebesnacht reagieren?
    Nach Sekunden schon wendete er den Blick von ihr ab. Seine Augen sagten ihr nichts »Wie lange bin ich krank gewesen? «
    »Drei Tage«, erwiderte sie mit einer Stimme, die aus einer zugeschnürten Kehle kam.
    »Und hast du Ordnung im Lager gehalten? Oder brachten sie sich gegenseitig um? «
    »Sie… sie sind wohlauf. Jocelin hielt das Schwert über ihre Köpfe und bewahrte den Frieden. « Als er nichts sagte, atmete sie geräuschvoll ein. Nun würde er von ihnen sprechen, ihrer Leidenschaft.
    Statt dessen mühte er sich, hochzukommen, und als Clarissa ihm helfen wollte, stieß er sie weg, als sei sie nicht von Bedeutung. Er warf die Wolldecken beiseite, riß die Bandage von seinem Schenkel und betrachtete gleichgültig die Wunde an seinem Bein.
    »Sie verheilt«, sagte sie zaghaft. »Rosamund meinte, die Wunde wäre nicht schlimm, nur das Fieber. Wir fürchteten für Euer Leben. «
    Er drehte sich ihr zu und betrachtete sie mit kalten, harten Augen. Sie hätte fast schwören können, daß Zorn darin loderte. »Hol mir etwas zu essen, Berge von Essen. Ich muß wieder zu Kräften kommen. «
    Clarissa bewegte sich nicht.
    »Tod und Verdammnis über dich! « brüllte Raine, daß die Zeltwände bebten. Dieser Ausbruch raubte ihm offenbar die letzte Kraft, die noch in ihm steckte, und für einen Augenblick ging seine Hand zu seiner Stirn. »Du sollst gehorchen«, sagte er leise und legte sich auf die Koje zurück.
    Als sie schon mit den Wassereimern am Zeltausgang war, rief er ihr nach: »Und bring auch heißen Wein mit, Junge. «
    »Junge! « seufzte Clarissa, als sie vor dem Zelt war. »Junge! «
    »Alexander? « fragte sie Joss. »War das gerade Raine, den ich hörte? «
    Bedrückt nickte sie.
    »Ist dir nicht gut? Warum machte er solchen Lärm? «
    »Woher soll ich wissen, warum dieser große Ochse blökt? « schnappte sie. »Wie kann ein so niedriges Wesen wie ich wissen, was im Kopf eines mit dem König befreundeten Mannes vorgeht? «
    Zu ihrem Verdruß lachte Jocelin laut und ließ sie stehen, während er ein freches kleines Lied vor sich hinpfiff.
    »Männer! « fluchte sie, tauchte die Eimer in den Fluß, schöpfte Sand und Steine mit dem Wasser und mußte den Prozeß

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