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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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umdrehen können. Nein, wir wollen sie eine Weile im eigenen Saft schmoren lassen. Sie denkt, ich könnte mich nicht erinnern… « Er sah rasch Joss von der Seite an. »Sie denkt, ich wüßte nicht, daß sie eine Frau ist, und so soll es eine Weile bleiben. «
    Jocelin stand auf. »Ihr werdet doch nicht zu hart mit ihr umgehen, nicht wahr? Wenn mich nicht alles täuscht, glaubt sie, in Euch verliebt zu sein. «
    Raines Grinsen reichte bis zu den Ohren hinauf. »Gut. Nein, schinden werde ich sie nicht, nur ihre eigene Medizin zu kosten geben. «
    Eine Stunde später, als Clarissa ins Zelt zurückkam, ihr Kinn so hochgereckt, daß es zum Himmel zeigte, saßen Raine und Jocelin bei einem Würfelspiel beisammen, obwohl sich keiner recht dafür zu interessieren schien.
    »Alexander«, sagte Raine, ohne von den Würfeln aufzusehen, »warst du heute schon auf dem Übungsplatz? Oder soll das bißchen Muskelfleisch, das wir dir antrainiert haben, wieder verschwinden? «
    »Übungsplatz«, brauste sie auf und beruhigte sich dann. »Aus Gründen, die ich nun nicht mehr verstehe, galt meine ganze Sorge, ob Ihr leben oder sterben würdet, und verschwendete keinen Gedanken an die Verschönerung meines schmächtigen Körpers. «
    Mit einer Mischung aus Betroffenheit und Schmerz sah Raine zu ihr hoch. »Alexander, wie kannst du so zu mir sprechen? Bist du wirklich wütend, weil ich überlebte? Geh jetzt, Joss, ich bin zu müde, um weiterzuspielen. Vielleicht werde ich mir etwas Wein holen - sobald ich kräftig genug dazu bin«, fügte er hinzu und legte sich, den Erschöpften mimend, auf die Koje zurück.
    Joss erstickte fast an seinem Husten, ehe er die Würfel in die Tasche steckte, die Augen zu Raine hin verdrehte und das Zelt verließ.
    Clarissa versuchte, unnahbar zu bleiben, doch als sie Raine auf der Koje zusammengesunken sah, der so blaß, so hilflos vor ihr lag, gab sie nach. »Ich werde Euch Wein bringen«, seufzte sie, und als sie ihm den Becher reichte, zitterte seine Hand so sehr, daß sie den Arm um seine Schultern legte, ihn stützte und den Becher an seine Lippen hielt — an diese Lippen, die jetzt noch ihren Atem beschleunigten.
    »Du bist müde«, sagte Raine voller Mitgefühl. »Und wie lange ist es her, seit du zuletzt ein Bad genommen hast? Keiner macht sich so schmutzig wie ein Junge in deinem Alter. Ah, gut«, sagte er lächelnd und lehnte sich zurück. »Eines Tages, wenn du die richtige Frau gefunden hast, wirst du sie verwöhnen wollen. Habe ich dir schon mal von der Zeit erzählt, als ich ein Turnier außerhalb von Paris besuchte? Dort waren drei Frauen, die… «
    »Nein! « sagte sie heftig, so daß er sie mit unschuldigen Augen erschrocken ansah. »Ich möchte mir Eure schmutzigen Geschichten nicht anhören. «
    »Ein Knappe sollte nicht nur im Waffenhandwerk ausgebildet sein. Wenn du zum Beispiel auf der Laute spielst, sind die Melodien und Texte, die du vorträgst, eher für eine Frau geeig net. Eine Dame möchte einen Mann, der stark ist, selbstbewußt, und nicht einen säuselnden Jungen, der sich eher wie ein Mädchen anhört. «
    »Einen säuselnden…! « begann sie, zutiefst verletzt. Sie mochte nicht schön sein, doch über ihre Musik ließ sie nichts kommen. »Und was wißt Ihr über Frauen? « fauchte sie. »Wenn Ihr so wenig über Frauen Bescheid wißt wie über Musik, seid Ihr so dumm wie Ihr… «
    »Wie ich was bin? « fragte er interessiert und stützte sich auf die Ellenbogen. »Hübsch? Stark? Oder lüstern? « fragte er und grinste dabei unverschämt.
    »Wie eitel Ihr seid! « rief sie.
    »Ah, würde doch deine Figur dem Umfang deiner Stimme entsprechen! Hast du schon einmal versucht, mit deinem Brüllen Burgmauern niederzureißen? Vielleicht könntest du dir eine Melodie ausdenken, mit der du die Schlachtrösser einer feindlichen Armee hinter dir her in einen Sumpf lockst. «
    »Hört auf damit! Hört auf! « schrie sie. »Ich hasse Euch! Ihr seid nichts als ein großes, stumpfsinniges, gemeines, hochwohlgeborenes Rhinozeros! « Damit drehte sie sich zur Zeltklappe um; doch Raine rief sie mit ruhiger, aber befehlsbetonter Stimme zurück.
    »Hole Rosamund hierher, hörst du? Ich fühle mich gar nicht gut. «
    Sie machte wieder einen Schritt auf ihn zu, fing sich dann und verließ das Zelt. Draußen standen viele Leute, die offenbar den Streit im Zelt mitgehört hatten. Sie versuchte, nicht auf die Versammelten zu achten, als sie sich gegenseitig lachend anstießen. Sie ging zum

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