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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Übungsgelände und verbrachte drei harte Stunden damit, das Schießen mit Pfeil und Bogen zu trainieren.
    Schließlich ging sie erschöpft zum Fluß, badete, wusch ihre Haare und aß, ehe sie zum Zelt zurückkehrte.
    Es war dunkel dort, und da sie keine Geräusche hörte, vermutete sie, daß Raine schlief. Wenn sie jetzt Courage hatte, dachte sie, würde sie das Lager verlassen und nie mehr zurückkehren. Wie kam sie nur auf die Idee, daß diesem Herrscher über Gesetzlose etwas an ihr liegen könnte? Zweifellos war er daran gewöhnt, daß die Frauen durch seine Betten marschierten, und er merkte nicht einmal den Unterschied. Was hatte da schon eine mehr oder weniger zu bedeuten? Wenn sie sich als seine letzte Eroberung offenbarte, würde er sie dann auslachen oder vielleicht versuchen, sie unter seine Mätressen einzureihen? Würde sie sich mit Blanche ablösen, seine Lust zu befriedigen?
    »Alexander? « fragte Raine schlaftrunken. »Du bist lange fort gewesen. Hast du schon gegessen? «
    »Einen Eimer voll«, sagte sie grob, »damit ich wachse und bald so groß bin wie Euer Pferd. «
    »Alexander, sei nicht böse zu mir. Komm, setz dich zu mir und singe mir etwas vor. «
    »Ich kenne kein Lied, wie es Euch gefällt. «
    »Ich werde trotzdem zuhören«, sagte er, und seine Stimme klang so müde, daß sie nachgab, die Laute aufnahm und leise zu ihrem Saitenspiel summte.
    »Judith wird dich mögen«, murmelte er.
    »Judith? Die schöne Frau Eures Bruders? Warum sollte eine Lady wie sie an — dem Sohn eines niedrig geborenen Advokaten Gefallen finden? « Fast hätte sie »Tochter« gesagt.
    »Deine Musik wird ihr gefallen«, sagte er mit schläfriger Stimme, und Clarissa fuhr mit dem Lautenspiel fort.
    Als sie sicher war, daß er schlief, ging sie zu ihm, kniete sich neben das Bett und sah ihn eine Weile an, ohne sich mehr zu vergewissern, daß er lebendig war. Schließlich ging sie zu ihrem eigenen harten Strohsack und wendete all ihre Kraft daran, nicht in Tränen auszubrechen.
    Am Morgen bestand Raine darauf, zum Übungsgelände zu gehen. Weder Clarissa noch Jocelin konnten ihn davon abhalten und dazu überreden, noch einen Tag lang auszuruhen. Während sie neben ihm herging, konnte sie den Schweiß auf seiner Stirn sehen, den trüben Blick seiner Augen und wie sehr ihn das Gehen anstrengte.
    »Was haben wir davon, wenn Ihr sterbt? « fragte Clarissa erbittert.
    »Wenn ich sterbe, wirst du dann selbst zu meiner Familie gehen und sie benachrichtigen? « fragte er mit so ernster Stimme, daß ihr der Atem stockte. Dann zeigte sich ein Grübchen, und sie wußte, er neckte sie nur.
    »Wenn Ihr sterbt, werde ich Euren großen Kadaver auf ein Pferd laden und Euch zu Eurer wundervollen Familie bringen; doch ich werde mich nicht mit Euren Schwestern hinknien, um Euch zu betrauern. «
    »Es wird noch andere Frauen außer meinen Schwestern geben, die meinen Tod beweinen würden. Habe ich dir schon von Judiths Zofe Joan erzählt? Ein willigeres Kind als Joan ist mir in meinem ganzen Leben nicht begegnet. «
    Clarissa wandte sich ab und zeigte ihm die kalte Schulter, als sie sein dröhnendes Gelächter hinter sich hörte.
    Nachdem sie eine Stunde geübt hatte, rannte Clarissa zum Zelt zurück, um einen Becher von dem Kräutertrank, den Rosamund zubereitet hatte, für Raine zu holen. Sie ertappte Blanche dabei, wie sie Raines Kleider durchwühlte.
    »Was machst du denn da? « herrschte Clarissa die Frau an, die schuldbewußt zusammenschreckte.
    »Ich… ich suche Sachen zum Waschen heraus«, sagte sie mit unstetem Blick.
    Clarissa lachte sie aus. »Seit wann weißt du, was Seife ist? « Sie glitt auf die Frau zu und packte sie am Arm. »Sag mir lieber die Wahrheit. Du weißt, welche Strafe auf Diebstahl steht — Verbannung! «
    »Ich ginge gern«, jammerte Blanche und versuchte, sich von Clarissa loszureißen. »Hier hält mich nichts mehr. Laß mich los! «
    Als Blanche sich gegen Clarissas Griff wehrte, gab diese ihr einen Stoß, und Blanche taumelte durch das Zelt und prallte mit dem Rücken gegen eine Stange.
    »Dafür wirst du mir büßen«, sagte Blanche höhnisch. »Es wird dir noch sehr leid tun, daß du mir Lord Raine weggenommen hast. «
    »Ich? « fragte Clarissa und mühte sich, ihre Freude nicht durchklingen zu lassen. »Und wie soll ich dir Raine weggenommen haben? «
    »Du weißt, daß er mich nicht mehr zu sich in sein Bett nimmt«, antwortete Blanche und erhob sich vom Boden. »Jetzt, wo er einen Knaben

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