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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wiederholen. Danach kauerte sie sich nieder, Tränen in den Augen. »Junge«, flüsterte sie in das kalte strömende Wasser hinein. Bedeutete sie ihm so wenig, daß er sich nicht einmal ihrer gemeinsamen Nacht erinnerte?
    Vielleicht brauchte er ein paar Stunden, um sich zu erinnern, dachte sie, als sie zum Zelt zurückging und nur bei Blanche anhielt, um ihr zu sagen, daß Raine nach Essen verlangte.
    »Das weiß ich schon«, sagte Blanche mit süßer unverschämter Stimme. »Er hat mich bereits zu sich gerufen, und ich muß bekennen, Raine Montgomery hat nichts von seiner Kraft eingebüßt. « Das sagte sie so laut, daß alle in der Nachbarschaft es hören konnten, und knöpfte sich dabei demonstrativ das Oberteil ihres schmutzigen Hemds zu. »Ich habe ihm bereits sein Essen gebracht. «
    Das Kinn in die Höhe gereckt, kam Clarissa ins Zelt zurück, während ihre Schultern unter dem Gewicht der gefüllten Eimer nach unten sackten.
    »Warum hast du so lange gebraucht? « fragte Raine mit vollem Mund.
    Sie schwang zu ihm herum. »Ich habe noch anderes zu tun als Euch Essen zu holen«, sagte sie wütend. »Und wie ich sehe, hat Euch Eure Hure ja inzwischen gut versorgt. «
    »Gut genug«, sagte er gleichmütig und biß heißhungrig in eine geröstete Wildschweinhaxe. »Vielleicht sollten wir dir deinen Hochmut etwas zurechtstutzen. Eine Frau ist eine Frau, ein zerbrechliches, hilfloses Ding, ein Wesen, das geliebt und geschützt werden muß, gleichgültig, auf welcher gesellschaftlichen Stufe sie steht. Wenn ich eine Hure behandle wie eine Lady, wird sie eine Lady sein, und eine Lady kann zu einer Hure werden. Das hängt alles von dem Mann ab. Behalte das in deinem Gedächtnis. Es wird noch eine Weile dauern, bis du ein Mann bist. Doch wenn es soweit… «
    »Wenn ich es wäre, würde ich von Euch keinen Rat annehmen«, sagte sie hitzig, ehe sie sich wieder dem Ausgang zuwandte, wo sie in Jocelin hineinrannte. Mit einem zornigen Blick drängte sie an ihm vorbei.
    Joss sah ihr nach, dann auf Raine, nahm auf dem Schemel neben dem Bett Platz und begann, Akkorde auf der Laute zu greifen, während Raine stumm weiteraß. Nach einer Weile hörte Joss auf zu spielen.
    »Seit wann wißt Ihr es? « fragte Joss.
    Nur eine winzige Unterbrechung seiner Mahlzeit verriet, daß Raine verstanden hatte, was er meinte. »Eigentlich erst seit ein paar Stunden«, sagte er ruhig. »Und wie lange hast du es gewußt? «
    »Schon immer. « Er lachte, als er Raines verdutztes Gesicht sah. »Mich wunderte, daß es sonst niemand merkte. Für mich war sie wie ein kleines Mädchen, das sich die Kleider ihres Bruders angezogen hatte. Als Ihr sie als Junge bezeichnet, mochte ich gar nicht glauben, daß Ihr es auch so meintet. «
    »Teufel, ich wünschte, du hättest es mir gleich gesagt«, sagte Raine gefühlvoll, und ein Grübchen blitzte in seiner Wange auf. »Vor ein paar Tagen schrieb sie für mich einen Brief, und ich hätte sie um ein Haar geküßt. Ich war noch stundenlang ganz krank davon. «
    »Ihr habt sie schlimmer hergenommen als jeden anderen hier im Lager. Wißt Ihr das? «
    »Vielleicht in der Absicht, ihre Figur zu verändern«, sagte Raine lachend. »Ihre Beine haben mich schon seit Wochen fasziniert. «
    »Und was gedenkt Ihr nun mit ihr zu tun? «
    Raine schob das Tablett von sich, lehnte sich auf die Koje zurück und fühlte sich sehr schwach, sehr müde. »Weißt du, wieviel von ihrer Geschichte wahr ist? Was hat Pagnell mit ihr getan? « »Er beschuldigte sie des Diebstahls, verdammte sie als Hexe und hat eine fette Belohnung auf ihren Kopf ausgesetzt. «
    Raine zog eine Augenbraue in die Höhe. Er kam sich vor wie ein Narr, daß er so blind war für das, was direkt vor seiner Nase passierte. »Wie glaubst du, wird der Abschaum des Lagers auf ein junges Mädchen in seiner Mitte reagieren? Auf eines, dessen Auslieferung viel Geld bringen würde? «
    Ein Schnauben von Joss war die einzige Antwort.
    »Ich glaubte, am besten bliebe sie ein Junge«, sagte Raine nachdenklich, »und zwar unter meinem Schutz. Je weniger Leute von ihrem wahren Geschlecht wissen, um so besser. «
    »Aber Ihr werdet doch Alexander sagen, daß Ihr wißt, wessen Geschlecht sie ist, nicht wahr? «
    »Ha! « grollte Raine. »Mag das Weibsstück doch so leiden, wie ich gelitten habe. Bei jeder Gelegenheit schwang sie kess ihr freches kleines Hinterteil, und heute morgen, als mir bewußt wurde, wie sie mich zum Narren gehalten hat, hätte ich ihr den Hals

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