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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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als er sie in den Sattel hob. Er brüllte vor Lachen, weil der Hengst tatsächlich schnaubend zu tänzeln begann, als er sich auf den Rücken schwang.
    »Er sträubt sich gegen dein Gewicht, scheint mir«, sagte sie schnippisch.
    »Da du dich nie beschwerst, ich wäre dir zu schwer, warum sollte er das tun? «
    Da zog es Clarissa vor, ihren Mund zu halten, weil sie wußte, daß Raine Sieger bleiben würde.
    Sie hielt sich schweigend an seiner Taille fest und versuchte, nicht an die Zukunft zu denken, an die Zeit, da sie nicht mehr ebenbürtig sein würden.
    Ein Schrei vor dem Zelt ließ sie auseinanderfahren.
    »Was ist es diesmal? « fragte Raine grollend. »Wieder ein Raub oder eine Rauferei? «
    Eine wütende Menge näherte sich dem Zelt.
    »Wir verlangen, daß Ihr den Räuber entdeckt«, sagte der Anführer des Mobs. »Gleichgültig, wo wir unsere Sachen Verstecken, sie werden uns regelmäßig gestohlen. «
    Da packte Clarissa die Wut. »Und mit welchem Recht stellst du diese Forderung, du dummer Esel? « fuhr sie ihn an. »Seit wann ist Lord Raine dein Beschützer? Du hättest vor vielen Jahren schon am Galgen hängen sollen. «
    »Alexander«, sagte Raine warnend und ließ eine Hand so heftig auf ihre Schulter fallen, daß sie fast zusammengebrochen wäre. »Habt ihr eure Habseligkeiten gut versteckt? «
    »Nur zu gut! « erwiderte der Mann und warf Clarissa dabei feindselige Blicke zu. »Einige von uns haben sie sogar vergraben. John versteckte sein Messer unter seinem Kissen, und am Morgen war es verschwunden. «
    »Keiner von euch hat den Dieb gesehen? « fragte Raine. Blanche trat vor. »Er muß klein sein und so leicht, daß er sich unbemerkt entfernen kann. « Ihre Augen suchten Clarissa.
    Die ganze Meute musterte nun den Jungen neben Raine mit bösen Blicken.
    »Es muß jemand sein, der keine Angst hat«, fuhr Blanche fort. »Jemand, der glaubt, er würde beschützt. «
    Unwillkürlich wich Clarissa einen Schritt zurück, dichter an Raine heran.
    »Blanche«, sagte Raine ruhig, »hast du jemand in Verdacht? Sag mir seinen Namen! «
    »Sicher bin ich mir nicht«, erwiderte sie und genoß es, daß alle ihr zuhörten. »Aber ich kann mir denken, wer es ist. «
    Clarissa, die ihre Courage wiederfand, wollte auf sie losgehen; doch Raine hielt sie zurück.
    »Wir werden den Dieb fangen«, sagte einer der Männer, »und wenn wir das tun, wird er auch bestraft? «
    Clarissa war so betroffen von dem Haß, der sich in den Augen des Mannes spiegelte, daß sie Raines Antwort nur zur Hälfte verstand. Jedenfalls schien er ihnen zu versprechen, daß er Gerechtigkeit üben wollte, und die murrende Meute zerstreute sich endlich.
    »Sie hassen mich«, flüsterte Clarissa, als Raine sie ins Zelt schob. »Warum tun sie das nur? «
    »Du haßt sie, Clarissa«, entgegnete Raine. »Sie spüren es, obwohl du es ihnen nicht sagst. Sie glauben, du hältst dich für etwas Besseres. «
    Darauf war sie nicht vorbereitet, obwohl sie meinte, sich inzwischen an Raines ungeschminkte Redeweise gewöhnt zu haben. »Ich hasse sie nicht. «
    »Sie sind Menschen wie du und ich. Wir haben es nur mit unserer Familie besser getroffen. Kennst du die Frau, der die rechte Hand fehlt? Maude? Ihr Vater hackte ihr die Hand ab, als sie drei Jahre alt war, damit sie beim Betteln mehr Geld einnahm. Mit zehn war sie eine Prostituierte. Sie sind Diebe und Mörder; doch sie kennen nichts Besseres. «
    Clarissa ließ sich schwer auf einen Schemel fallen. »In den letzten Monaten hast du nie darüber gesprochen. Warum nicht? «
    »Du hast deine Meinung. Jeder von uns muß tun, was er tun muß. «
    »Oh, Raine«, rief sie und warf die Arme um seinen Hals. »Du bist so gut, so verständnisvoll und nobel. Du scheinst sie alle zu lieben, während ich für keinen ein Herz habe. «
    »Ja, ich bin ein Heiliger«, stimmte er ihr feierlich zu. Mein erster Akt als inthronisierter Heiliger ist mein Befehl, daß ein magerer Engel meine schmutzige Rüstung säubern soll. «
    »Schon wieder? Raine, könnte ich im nächsten Brief an deinen Bruder um einen echten Knappen bitten? «
    »Nun los schon, du faules Kind«, rief er und belud sie mit Harnisch und Beinschienen. Als sie, unter dem Gewicht des Stahles schwankend, beim Zeltausgang stand, gab er ihr einen glühenden Kuß. »Damit du mich nicht vergißt«, flüsterte er, ehe er sie ins Freie schob.
    Am Fluß traf sie Jocelin, der fünf Kaninchen an einer Schnur über der Schulter trug. Sie sprachen kurz miteinender, ehe

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