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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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schöne Frau hervorlief, die ein Gewand aus schimmernd roter Seide trug.
    »Raine«, rief sie und breitete im Laufen die Arme aus.
    Sie kann nicht singen, dachte Clarissa, um sich wieder Mut zu machen, und sah zu, wie ihr Mann vom Pferd sprang und der Frau entgegenlief.
    »Judith«, sagte er, packte sie, wirbelte sie im Kreis herum und küßte sie dabei nach Clarissas Meinung viel zu leidenschaftlich auf den Mund.
    »Mylady«, drang eine Stimme von links an ihr Ohr. »Darf ich Euch vom Pferd helfen? «
    Während sie Raine und diese überaus schöne Judith nicht einen Moment aus den Augen ließ, ließ sie sich vom Sattel heben.
    »Wo ist sie, Raine? « fragte Judith. »Deine Botschaft war so verstümmelt, daß wir sie kaum verstanden. Wir müssen wohl falsch gehört haben, denn dein Bote behauptete, deine Frau würde gerade auf dem Scheiterhaufen verbrannt. «
    »Richtig. Ich rettete sie im letzten Moment. « Seine Stimme verriet, daß er darauf sehr stolz war. Einen Arm um Judith gelegt, führte er sie zu Clarissa, die er nur oberflächlich umarmte. »Das ist Clarissa, und dieser Engel ist die Frau meines unwürdigen Bruders. «
    Clarissa nickte und starrte ihre Schwägerin mit großen runden Augen an. Sie hatte noch nie so etwas wie sie gesehen: goldfarbene Augen, kastanienbraune Haare, die unter der perlbestickten Haube sichtbar waren, eine zierliche, aber wohlgerundete Figur.
    Judith entzog sich Raines Arm. »Du mußt müde sein. Komm mit mir, und ich werde dir gleich ein Bad zubereiten lassen. « Sie nahm Clarissas Hand in die ihre und ging mit ihr zum Haus.
    »Oh, Judith«, rief Raine hinter ihnen. »Clarissa verlor im Rauch des Scheiterhaufens ihre Stimme. «
    Clarissa spürte, wie Judith neben ihr erstarrte, und wußte, das kam daher, weil Raine gewagt hatte, so etwas wie sie zu heiraten. Rasch versuchte sie die Tränen wegzuwischen.
    »Du bist müde«, sagte Judith voller Anteilnahme, aber ihre Stimme hatte einen schroffen Unterton.
    Clarissa hatte keine Zeit, das Haus zu betrachten, weil Judith sie eine Treppe hinaufführte zu einem großen getäfelten Raum. Clarissas Haus in Moreton hätte in diesem Zimmer viermal Platz Befunden.
    Schwere Schritte auf der Treppe veranlaßten Judith, sich umzudrehen. Raine stand auf der Schwelle und grinste. »Sie ist hübsch, nicht wahr? sagte er zärtlich, während er Clarissa betrachtete. »Zu schade, daß ihre Stimme verlorengegangen ist; aber ich bin sicher, der Verlust ist nur vorübergehend. «
    »Worauf du dir nichts einzubilden hast«, sagte Judith, die Clarissa zu einem Sessel führte.
    »Was soll das bedeuten? « fragte Raine verdutzt. »Ich rettete sie. «
    Judith wirbelte herum. »Wovor? Vor Pagnells Falle? Sie wurde als Köder verwendet, um dich in seine Falle zu locken, Raine. « Sie fuhr etwas ruhiger fort: »Ich glaube, du solltest sie jetzt allein lassen. Ich bezweifle, daß deine süße kleine Frau hören möchte, was ich dir noch zu sagen gedenke. «
    »Süß! « schnaubte Raine. »Was für einen Grund hast du, auf mich böse zu sein? « fuhr er beleidigt fort.
    »Du stellst meine Geduld auf eine harte Probe, Raine«, warnte sie ihn. »Clarissa, hast du Hunger? «
    »Hör zu, Judith, wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es gleich. «
    »Schön. Dann gehen wir erst aus dem Zimmer. Deine Frau braucht dringend Ruhe. «
    Clarissa begann zu begreifen, was Judith ihrem Mann sagen wollte. Sie faßte nach der Hand ihrer Schwägerin und bettelte mit den Augen, daß sie fortfahren solle. Es gab so viele Dinge, die sie Raine gern gesagt hätte.
    Judith blinzelte ihr verständnisvoll zu und drehte sich dann rasch wieder zu Raine um. »Also gut. Ich werde dir sagen, was ich dir sagen muß. Ihr Männer, du und deine drei Brüder — ihr denkt euch nichts dabei, eine Frau quer durch England zu schleppen, ohne einen Gedanken an ihre Sicherheit oder Bequemlichkeit zu verschwenden. «
    Raine schob den Unterkiefer vor. »Wir übernachteten in einem sehr bequemen Gasthof. «
    »Was? Du hast deine Frau in diesem Aufzug in einen öffentlichen Gasthof gebracht? Wie konntest du das wagen, Raine? Wie konntest du wagen, eine Frau so zu behandeln? «
    »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Einen Laden besuchen und Kleider kaufen? Vielleicht zuerst nach London reiten und den König um einen Ballen Seide bitten? «
    »Versuche nicht, mein Mitleid damit zu erregen, daß man dich zum Verräter erklärt hat. Es war dein eigener Montgomery-Sturkopf, der dir all deine Probleme

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