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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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lassen. Nach einem kurzen Besuch bei dem Sänger, der nach Clarissas Meinung nichts taugte, hielten sie am Lebkuchenstand an, und Raine kaufte ihr ein würziges, frischgebackenes Lebkuchenherz.
    Während sie das Backwerk verzehrte und hierbei und dorthin sah, bemerkte sie kaum, daß Raine vor der Bude eines Italieners halt machte.
    »Was hältst du davon? « fragte Raine und hielt ein Stück violetter Seide hoch.
    »Herrlich«, sagte sie zerstreut. »Oh, Raine, dort ist ein Bär, der Kunststücke macht. «
    »Dein Bär von einem Mann macht auch gleich Kunststücke, wenn du ihm nicht zuhörst. « Als sie zu ihm hochsah, fuhr er fort: »Ich habe genug von Judiths Vorhaltungen. Wähle die Farben, die du haben möchtest, und ich werde sie ins Schloß schicken. «
    »Wählen? « fragte sie benommen, während sie den Reichtum vor sich betrachtete.
    »Gib uns alles, was du an Purpur hast«, sagte Raine rasch. »Und diese grünen Farbsorten dort. Grün wird dir gut stehen, Clarissa. « Er drehte sich wieder dem Kaufmann zu. »Schneide von jedem so viel ab, daß es für ein Kleid reicht, und schicke das ins Schloß. Einer der Hofmeister wird dich dafür bezahlen. « Damit nahm er wieder Clarissas Arm und zog sie mit sich fort.
    Wie ein Kind blickte Clarissa zurück, ein Stück Lebkuchen im Mund. Da mußten mindestens drei verschiedene Schattierungen von Purpur sein, vier Grüntöne in jeder Stoffart, und diese Arten umfaßten Seidenstoffe, Satin, Samt, Brokat und andere Stoffe, die Clarissa nicht bekannt waren. Raine hielt vor dem tanzenden Bären an; aber als er bemerkte, daß Clarissa gar nicht zuschaute, zog er sie weiter zum nächsten Stand — einem Rauchwarenhändler.
    Diesmal wartete er gar nicht erst ihre Wahl ab, sondern bestellte einen Mantel mit Langfell als Futter und einen anderen mit Leopardenfell aus Asien. Er sagte dem Kürschner, er solle sich mit dem Tuchhändler besprechen und auch Besatzstücke für die Kleider, die er bestellt hatte, abliefern.
    Inzwischen hatte sich Clarissa halbwegs wieder erholt. Sie wurde eingekleidet, ohne ein einziges Mal um ihre Meinung gefragt zu werden, was sie denn zu tragen wünschte. Hätte sie eine Vorstellung gehabt, was sie tragen wollte, hätte sie sich gegen Raines Bevormundung aufgelehnt.
    »Wählst du deine Kleider auch so aus? « fragte sie. »Überläßt du den Kaufleuten die Auswahl? «
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich trage gewöhnlich Schwarz, Was mir viel Zeit spart. Miles ist derjenige von uns, der sich mit Kleidern auskennt. «
    »Und wie steht es mit Stephen? Was versteht er davon? «
    »Er unterscheidet sich sehr von Gavin und mir, weil er nur schottische Kleider trägt, die den größten Teil seines Körpers nackt lassen. «
    »Klingt interessant«, murmelte Clarissa, was ihr einen scharfen Blick von Raine eintrug.
    »Daß du dich benimmst! Schau dir das an. Hast du das schon mal gesehen? «
    Was Clarissa sah, war eine Frau, die mit Hunderten von hölzernen Spulen auf einem festen kleinen Kissen arbeitete. »Was ist das? « Das fertige Produkt sah aus wie weiße seidene Spinnweben.
    »Das ist eine Spitze, Mylady«, sagte die Frau und hielt einen Kragen hoch, damit Clarissa ihn besichtigen konnte.
    Vorsichtig faßte Clarissa ihn an, aus Angst, er könne auseinanderfallen.
    »Hier«, sagte Raine und zog einen Beutel voll Gold unter seinem Wams hervor. »Ich möchte drei von diesen Dingern haben. Wähle sie dir aus, Clarissa, und wir werden eins davon Judith schenken und ein zweites Alicia. «
    »Oh, ja«, hauchte sie, erfreut bei dem Gedanken, Judith ein Geschenk machen zu können.
    Die Spitzenkragen wurden sorgfältig in einer dünnen Holzschachtel verpackt und einem der Ritter zum Tragen gegeben.
    Die nächsten Stunden waren die glücklichsten, die Clarissa bisher erlebt hatte. Raine in seiner natürlichen Umgebung zu erleben, zu beobachten, wie er den Respekt erhielt, den er verdiente, war eine Freude für sie. Doch dieser Mann, der so geehrt wurde, konnte sich zu dem niedrigsten Bettler setzen und ihm geduldig zuhören.
    »Du betrachtest mich so seltsam«, sagte Raine.
    »Ich zähle die Geschenke, mit denen ich gesegnet bin. « Sie sah von ihm fort. »Wem sehen denn so viele Leute dort zu? «
    »Komm mit, und wir wissen es. «
    Die Menge teilte sich vor ihnen, um die sieben Ritter und die zierliche Frau durchzulassen. Innerhalb des Kreises befanden sich vier halbbekleidete Frauen mit nackten flachen Bäuchen, deren Beine hinter transparenter Seide sichtbar

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