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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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mit Clarissas Status zu vergleichen, aber im Vergleich zum Schwarzen Ritter sind die Montgomerys so arm wie Wildhüter. «
    Raine rieb den abgenützten Gürtel zwischen den Fingern. »Das scheint mir so weit hergeholt, daß ich es kaum glauben kann. Doch zuweilen habe ich ein Gefühl, als würde ich Clarissa schon viel länger kennen als nur ein paar Monate. Ich bin mit Frauen zusammengewesen, die viel schöner sind als sie, und gewiß mit Frauen, die mich mit mehr Respekt behandelten; doch als ich sie zum erstenmal sah… « Er hielt inne und lachte. »Als ich sie zum erstenmal sah, dachte ich, sie wär ein Junge, und ich dachte, wenn ich einen Sohn hätte, sollte er aussehen wie Clarissa. Da war etwas an ihr… ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ging es dir bei Judith ebenso? «
    »Nein«, sagte Gavin schroff und sah weg. Er wollte nicht daran erinnert werden, wie er Judith behandelt hatte, als sie frischvermählt waren.
    »Da wir gerade von deiner Frau sprechen«, sagte Raine, »sie hat mir den Kopf gewaschen, als ich hier ankam. «
    Gavin lachte bei dieser Bemerkung. »Und was hast du getan? Wenn ich mich richtig entsinne, frißt sie dir in der Regel aus der Hand. «
    »Sie sagte, ich hätte meine Frau mißhandelt, weil ich sie hierherbrachte. «
    »Des Königs wegen, meinte sie? « fragte Gavin. »Wir sprachen darüber, und sie war der Ansicht, daß du hier ein paar Tage lang sicher sein würdest. Es würde schon ein paar Tage dauern, bis jemand dich erkennt und es dem König hinterbringt. «
    »Nein, das war nicht der Grund. « Raines Verblüffung war ehrlich. »Es ging darum, daß ich ihr nicht genügend Kleider gekauft habe. Vielleicht glaubt sie, ich trage Frauenkleider in meinen Satteltaschen herum. «
    »Ich bin sehr froh, daß ich rechtzeitig dazukomme, um mich zu verteidigen«, sagte Judith lächelnd von der Schwelle her. Sofort ging sie zu ihrem Mann und küßte ihn. »Du bist gesund? Wohlauf? «
    »So gesund, wie man nur sein kann«, sagte er, sie fest an sich ziehend. »Und was höre ich da von der Kopfwäsche meines Bruders? Ich hoffe, du hast ihm nicht alle Haare ausgerissen. Er ist nicht so stark wie ich. «
    »Sehr zierlich«, sagte Judith süß. »Alle deine Brüder sind so zart wie Frühlingsblumen. « Sie lächelte zu Raine hoch, während beide Männer ihre zierliche Gestalt wie Türme überragten. »Ich sagte nur, daß Raine seine Frau nicht durch das ganze Land hätte schleppen sollen, wenn sie sein Kind unter dem Herzen trägt und noch krank ist von dem Rauch ihres Scheiterhaufens. Sie war schlechter gekleidet als die niedrigste Dienstmagd. «
    Judith wollte noch mehr sagen, drehte sich aber um, als Clarissa im Durchgang erschien, eine Clarissa, wie noch keiner sie gesehen hatte. Sie trug ein Gewand aus dunklem, purpurrotem Samt, den tiefen, rechteckigen Halsausschnitt zierte eine schwere Silberkette mit einem großen purpurroten Amethyst in der Mitte. Über dem Nacken waren die Haare von einer schlichten Silberhaube bedeckt, deren Saum aus mit roten Blumen besticktem Tuch bestand. Ihre violetten Augen blitzten wie Diamanten.
    Raine ging auf sie zu, nahm ihre Hand und küßte sie. »Ich bin überwältigt von solcher Schönheit«, sagte er ehrlich.
    »Du bist verändert«, flüsterte sie.
    »Und du kannst reden. Kannst du schon singen? «
    »Dränge sie nicht, Raine«, sagte Judith. »Ich hab ihr Honig mit Kräutern eingeflößt; aber ich glaube, es wird rascher verheilen, wenn sie ihre Stimme schont. Das Essen ist fertig. Hat jemand Hunger? «
    Clarissa war froh, daß sie nicht sprechen mußte, weil sie glaubte, sie hätte sowieso nichts sagen können. Raine hatte schon immer so viel mehr dargestellt als die Leute in seiner Umgebung, selbst als er noch seine Wildhüter-Kleider trug; doch nun, in Schwarz und Silber, war er ehrfurchtgebietend. Er paßte so gut in dieses prächtige Haus und sah nichts Ungewöhnliches daran, daß so viele Leute sich vor ihm verneigten.
    Als Raine sie zu der Tafel führte, die in der großen Halle gedeckt war, mußte sie sich sehr bemühen, daß ihr der Unterkiefer nicht herunterfiel. Die Mahlzeit, die man ihr im Gasthof serviert hatte, war ihr schon wie ein Fest vorgekommen; doch auf diesen Tischen war so viel aufgetragen, daß man ein ganzes Dorf damit abspeisen konnte.
    »Wer sind diese Männer? « flüsterte sie Raine zu, der neben ihr ging. Da waren über hundert Leute in der Halle versammelt, die mit ihnen essen sollten.
    Raine blickte hoch, sah

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