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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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Neeve ein.
Neeve begleitete Mrs. Poth zu ihrer Limousine, die genau vor
der Boutique geparkt war. Die Madison Avenue wimmelte von
Menschen, die Einkäufe machten oder flanierten. Trotz der ungewöhnlich niedrigen Temperaturen schien jedermann das sonnige Wetter zu genießen. Als Neeve sich wieder ihrem Geschäft
zuwandte, bemerkte sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite
einen Mann in einem grauen Trainingsanzug, der sich gegen die
Hauswand lehnte. Einen flüchtigen Augenblick kam er ihr bekannt vor, doch sie dachte nicht weiter darüber nach, sondern
eilte zurück in ihr Büro. Nachdem sie sich die Lippen neu geschminkt hatte, nahm sie ihre Ledermappe unter den Arm.
»Kümmere dich ums Geschäft«, sagte sie zu Eugenia. »Ich
komme nicht mehr zurück. Schließ also bitte auch die Tür ab.«
Freundlich lächelnd ging sie durchs Geschäft, blieb ein-, zweimal kurz stehen, um mit einer alten Kundin ein Wort zu wechseln, und begab sich zur Ausgangstür. Die Empfangsdame hatte
ihr bereits ein Taxi bestellt. Neeve stieg rasch ein und sah nicht,
daß der Mann mit der verrückten Punkerfrisur und dem grauen
Trainingsanzug auf der anderen Straßenseite ein Taxi anhielt.
    Wieder und wieder und unter verschiedenen Gesichtspunkten
antwortete Doug auf dieselben Fragen. Um welche Zeit war er
in Ethels Wohnung eingetroffen? Wieso hatte er sich entschlossen, dort einzuziehen? Wann war der Anruf gekommen, in
dem Ethel gedroht wurde, falls sie Seamus nicht von den Zahlungen befreite? Wie erklärte er die Tatsache, daß er erst nach
einer Woche anfing, das Telefon zu beantworten, und daß der
erste Anruf, den er abnahm, eine Drohung war?
Mehrmals wurde Doug darauf hingewiesen, daß es ihm freistehe, Fragen zu beantworten, daß er einen Anwalt verlangen
könne, doch seine Antwort lautete: »Ich brauche keinen Rechtsanwalt. Ich habe nichts zu verbergen.« Aber allmählich geriet er
in Panik.
    »Mir waren gerade Befürchtungen gekommen, es könnte ihr
vielleicht etwas zugestoßen sein. Ich sah in ihrem Terminkalender nach und stellte fest, daß sie alle Verabredungen nach dem
Freitag, an dem sie mich in ihrer Wohnung treffen wollte, abgesagt hatte. Das beruhigte mich. Aber dann erzählte mir die
Nachbarin, daß dieser Trottel von Ex-Mann einen Riesenkrach
mit Ethel gehabt hätte und noch mal aufgekreuzt sei, als ich bei
der Arbeit war. Dann verschafft sich auch noch seine Frau fast
gewaltsamen Eintritt und zerreißt einfach Ethels Alimentenscheck. Da hab ich mir gesagt, daß irgend etwas nicht stimmte.«
    »Und dann«, sagte Inspektor O’Brien voller Sarkasmus, »beschlossen Sie, das Telefon abzunehmen, und gleich der erste
Anruf war eine gegen das Leben Ihrer Tante gerichtete Drohung, nicht wahr? Und der zweite kam von der Bezirksanwaltschaft von Rockland County und setzte Sie davon in Kenntnis,
daß die Leiche gefunden worden sei.«
    Douglas spürte den Schweiß in seinen Achselhöhlen. Er
rutschte unruhig hin und her und versuchte, sich auf dem harten
Stuhl bequemer hinzusetzen. Von der anderen Seite des Tisches
her beobachteten ihn die beiden Kriminalbeamten. »Langsam
reicht’s mir«, erklärte Doug.
    O’Briens Gesicht wurde hart. »Dann vertreten Sie sich ein
bißchen die Beine, Wertester. Aber vielleicht sind Sie so freundlich, uns vorher noch eine Frage zu beantworten. Der kleine
Teppich vor dem Schreibtisch Ihrer Tante war mit Blut bespritzt. Jemand hat ganze Arbeit geleistet und ihn gereinigt. Mr.
Brown, haben Sie, ehe Sie Ihre derzeitige Stelle bekamen, nicht
bei Sears im Reinigungsdienst für Möbel und Teppiche gearbeitet?«
    Die Panik löste bei Doug eine Reflexhandlung aus. Er sprang
auf und stieß den Stuhl so heftig zurück, daß er umfiel. »Scheiße!« fluchte er und stürzte aus dem Verhörraum.
    Mit seinem Beschluß, ein Taxi erst herbeizuwinken, sobald
Neeve ihres bestieg, hatte Denny sich bewußt auf ein Risiko
eingelassen. Aber er wußte, daß Taxifahrer neugierig waren. Er
wurde einfach glaubwürdiger, wenn er sich einen Wagen
schnappte und scheinbar atemlos sagte: »Irgendein gemeiner
Typ hat mein Fahrrad geklaut. Fahren Sie bitte hinter dem Taxi
dort her. Es kostet mich den Kopf, wenn ich der Frau dort diesen
Umschlag nicht bringe.«
    Der Fahrer war Vietnamese. Er nickte gleichgültig, schnitt geschickt einem herankommenden Bus den Weg ab, als er auf die
andere Straßenseite wechselte, fuhr dann die Madison Avenue
hinauf und bog nach links in die 85. Straße ein.

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