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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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türmten sich Papierberge. Bei allen früheren Besuchen von Neeve hatten sich so
viele Akten und Zeitschriften auf diesem Sofa gestapelt, daß man
dessen Bezüge überhaupt nicht mehr gesehen hatte. Zusammengeklammerte Zeitungsausschnitte häuften sich auch auf dem
Tisch in der Eßecke. Da die Wohnung zu ebener Erde lag, waren
die Fenster mit Gitterstäben versehen, und selbst die Fensterbretter dienten Ethel als improvisierte Aktenablage. Am anderen Ende des Zimmers konnte Neeve in die Küche blicken. Wie gewöhnlich standen auf der Anrichte Berge von Geschirr. Die Wände waren willkürlich vollgehängt mit Wechselrahmen voller Bilder, die Ethel aus Zeitungen und Magazinen ausgeschnitten hatte.
Alle zeigten Ethel bei der Entgegennahme von Preisen und Auszeichnungen oder in Gesellschaft berühmter Leute.
Ein Gedanke schoß Neeve durch den Kopf. »Ich war am Freitag zu Beginn des Abends hier«, sagte sie. »Um welche Zeit,
sagten Sie, sind Sie hergekommen?«
»Gegen drei Uhr. Ich gehe nie ans Telefon. Ethel will das
nicht, wenn sie nicht da ist.«
»Stimmt«, sagte Tse-Tse und vergaß einen Augenblick ihren
schwedischen Akzent. Doch dann fiel sie in ihre Rolle zurück.
»Das ist wirklich wahr.«
Douglas Brown legte sich die Krawatte um den Hals. »Ich
muß jetzt arbeiten gehen. Lassen Sie Ethels Kleider einfach da,
Miß Kearney.« Dann wandte er sich an Tse-Tse. »Falls Sie eine
Möglichkeit sehen, hier etwas aufzuräumen, wäre mir auch das
sehr recht. Ich werde meine Sachen zusammenräumen für den
Fall, daß Ethel beschließt, uns mit ihrer Gegenwart zu beehren.«
Er schien es auf einmal sehr eilig zu haben, wegzukommen.
Er wandte sich um und wollte zum Schlafzimmer gehen.
»Einen Augenblick«, sagte Neeve und wartete, bis er stehenblieb und über die Schulter zurücksah. »Sie sagten, daß Sie gegen drei Uhr am Freitag hergekommen sind. Dann müssen Sie ja
dagewesen sein, als ich versucht habe, die Kleider abzugeben.
Würden Sie mir bitte erklären, wieso Sie an dem Abend die Tür
nicht aufgemacht haben? Es hätte doch auch Ethel sein können,
die ihren Schlüssel vergessen hatte, nicht wahr?«
»Um welche Zeit sind Sie gekommen?«
»Gegen sieben.«
»Da war ich ausgegangen, um etwas zu essen. Tut mir leid.«
Er verschwand im Schlafzimmer und warf die Tür zu.
Neeve und Tse-Tse sahen sich an. Tse-Tse zuckte die Achseln. »Ich könnte mich eigentlich ans Werk machen.« Ihre
Stimme verfiel in einen Singsang. »Dumdideldei, dumdideldei,
ganz Stockholm wär schneller aufgeräumt als der Saustall hier.«
Dann wurde sie plötzlich ernst. »Du glaubst doch nicht, daß
Ethel etwas zugestoßen ist?«
»Ich habe mir schon vorgenommen, meinen Vater zu bitten,
die Unfallprotokolle durchsehen zu lassen«, antwortete Neeve.
»Allerdings muß ich sagen, daß der liebende Neffe sich keine
übertriebenen Sorgen zu machen scheint. Sobald er weg ist,
hänge ich Ethels Sachen in ihren Kleiderschrank.«
Einen Augenblick später tauchte Douglas Brown aus dem
Schlafzimmer auf. So wie er jetzt auftrat, in einem dunkelblauen
Anzug, den Regenmantel über dem Arm, das volle Haar zurückgebürstet, hatte er etwas Düster-Anziehendes. Er schien erstaunt
und keineswegs erfreut zu sein, daß Neeve immer noch da war.
»Ich dachte. Sie hätten so viel zu tun«, sagte er zu ihr. »Oder
gedenken Sie, beim Putzen zu helfen?«
Neeves Lippen wurden unheilverkündend schmal. »Ich gedenke, diese Kleider in den Schrank Ihrer Tante zu hängen, damit sie sie zur Hand hat, wenn sie sie braucht. Und danach gedenke ich zu gehen.« Sie warf ihm ihre Visitenkarte hin. »Benachrichtigen Sie mich, wenn Sie von ihr hören. Ich beginne mir
nämlich Sorgen zu machen.«
Douglas Brown warf einen Blick auf die Karte und steckte sie
in die Tasche. »Ich wüßte nicht, warum. In den zwei Jahren, seit
ich in New York wohne, hat sie ihre Verschwindungsnummer
mindestens dreimal abgezogen und mich in Restaurants oder
hier in der Wohnung warten lassen, bis ich schwarz wurde. Ich
glaube allmählich, daß sie wirklich nicht ganz richtig im Kopf
ist.«
»Haben Sie im Sinn, hierzubleiben, bis sie zurückkehrt?«
»Ich weiß eigentlich nicht, was Sie das angeht, Miss Kearney.
Aber vermutlich ja.«
»Haben Sie eine Geschäftskarte mit einer Telefonnummer,
unter der ich Sie während der Arbeitszeit erreichen kann?« Neeve spürte, wie der Zorn in ihr aufstieg.
»Leider drucken sie bei ›Cosmic Oil‹ noch keine Visitenkarten für ihre

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