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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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gelegt
hatte.

8
    Am Freitag morgen verließ Ruth Lambston die Wohnung, während Seamus sich rasierte. Sie sagte ihm nicht auf Wiedersehen.
Der Ausdruck seines vor Zorn verzerrten Gesichts, als sie ihm
die Hundertdollarnote unter die Nase gehalten hatte, ging ihr zu
sehr nach. Der monatliche Alimentenscheck hatte im Lauf der
letzten Jahre jedes Gefühl, das sie für ihren Mann empfand, erstickt, außer dem Groll. Doch jetzt war eine neue Empfindung
dazugekommen. Sie hatte Angst. Vor ihm? Oder um ihn? Sie
wußte es nicht.
    Ruth verdiente als Sekretärin sechsundzwanzigtausend Dollar
im Jahr. Sie rechnete sich aus, daß nach Abzug der Steuern und
Sozialabgaben sowie der Kosten für Bus, Kleider und Mittagessen ihr Nettoverdienst von drei Tagen pro Woche etwa dem Betrag von Ethels Alimenten entsprach. »Ich schinde mich für diese Blutsaugerin«, war eine Bemerkung, die sie Seamus regelmäßig an den Kopf warf.
    Für gewöhnlich versuchte Seamus, sie zu besänftigen. Aber
gestern abend hatte sein Gesicht sich vor Wut verkrampft. Er
hatte die Faust erhoben, und Ruth war einen Moment zurückgezuckt, überzeugt, daß er sie schlagen würde. Er hatte jedoch die
Hundertdollarnote gepackt und entzweigerissen. »Du willst wissen, woher ich sie habe?« hatte er sie angebrüllt. »Das Weibsbild hat sie mir gegeben. Als ich sie bat, mich von den finanziellen Verpflichtungen zu befreien, sagte sie, daß sie mir gerne
unter die Arme greifen würde. Sie sei zu beschäftigt gewesen,
um zum Essen auszugehen, und dies hätte sie vom letzten Monat
noch übrig.«
    »Dann hat sie dir also nicht gesagt, daß du die Alimentenzahlungen einstellen sollst?« schrie Ruth.
Der Ärger auf seinem Gesicht hatte sich in Haß verwandelt.
»Vielleicht habe ich ihr begreiflich gemacht, daß es Grenzen
dafür gibt, was ein Mensch ertragen kann. Vielleicht ist das etwas, was du auch noch lernen mußt!«
Diese Antwort hatte Ruth so nachhaltig in Wut versetzt, daß
ihr Atem noch immer stoßweise ging. »Untersteh dich, mir zu
drohen!« hatte sie ihn angeschrien und dann entsetzt zugesehen,
wie Seamus in Tränen ausbrach. Schluchzend erzählte er ihr,
daß er den Scheck in denselben Umschlag wie seinen Brief gesteckt hatte und das Kind aus dem Stockwerk über Ethel zu ihm
sagte, er bringe wohl das monatliche »Lösegeld«. »Das ganze
Haus hält mich für einen Trottel!«
Ruth hatte die ganze Nacht im Zimmer einer ihrer Töchter
wachgelegen. Sie war so voller Verachtung für Seamus, daß sie
den Gedanken, in seiner Nähe zu sein, nicht ertrug. Gegen Morgen wurde ihr klar, daß die Verachtung auch ihr selber galt. Diese Frau hat mich zu einer keifenden Megäre gemacht, dachte sie.
Das muß ein Ende haben!
Jetzt war ihr Mund zu einem harten, geraden Strich geworden,
als sie, statt nach rechts zur Untergrundbahnstation am Broadway abzubiegen, geradeaus die West End Avenue hinaufging.
Ein scharfer Morgenwind blies ihr entgegen, aber in ihren flachen Schuhen kam sie gut dagegen an.
Sie wollte Ethel gegenübertreten. Das hätte sie schon vor Jahren tun sollen. Sie hatte genügend Artikel von ihr gelesen, um zu
wissen, daß Ethel sich als Feministin gebärdete. Jetzt, da sie den
Buchvertrag unterschrieben hatte, war sie verwundbar geworden. Die Post würde mit Wonne auf der Leserbriefseite abdrukken, daß Ethel tausend Dollar im Monat aus einem Mann herauspreßte, der für die Ausbildung von drei Töchtern aufzukommen hatte. Ruth erlaubte sich ein grimmiges Lächeln. Falls Ethel
ihren Anspruch auf die Alimente nicht aufgab, würde Ruth sie in
die Zange nehmen. Zuerst mit der Post. Dann mit dem Gericht.
Sie war zum Personalbüro ihrer Firma gegangen, um einen
Überbrückungskredit in der Höhe des Schulgelds aufzunehmen.
Die Personalchefin war schockiert, als sie von den Alimenten
erfuhr. »Ich habe eine Freundin, die eine gute Scheidungsanwältin ist«, sagte sie. »Sie kann es sich leisten, auch einmal ohne
Honorar zu arbeiten, und sie würde mit Vergnügen einen Fall
wie diesen übernehmen. Soviel ich weiß, kann man eine im gegenseitigen Einverständnis getroffene Scheidungskonvention
nicht einfach mißachten. Aber man könnte versuchen, eine gerichtliche Abänderung herbeizuführen. Wenn sich die Öffentlichkeit empört, geraten die Dinge vielleicht in Fluß.«
Ruth hatte gezögert. »Ich möchte meine Töchter nicht in eine
peinliche Lage bringen. Es wäre ja auch ein Eingeständnis, daß
sich die Bar kaum rentiert. Lassen

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