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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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den Kerl gesehen zu haben, der Ethel Lambston umgebracht hat, rufen Sie uns rasch an, nicht wahr?«
    Kitty Conway hatte im Bibliothekszimmer das Kaminfeuer angezündet, ein flackerndes Feuer mit blauen Flammenspitzen, die
von den glühenden Holzscheiten emporloderten. »Sagen Sie
mir, wenn es Ihnen zu warm ist«, entschuldigte sie sich. »Aber
ich friere seit dem Augenblick, als ich die Hand der armen Frau
berührt habe.« Verlegen schwieg sie, doch die drei auf sie gerichteten Augenpaare schienen voller Verständnis zu sein.
    Sie waren ihr sympathisch. Neeve Kearney. Nicht einfach
schön, sondern interessant. Ein faszinierendes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen und einem weißen Teint, der ihre
intensiv blickenden braunen Augen zur Geltung brachte. Aber
ihre Züge wirkten abgespannt; die Pupillen waren riesengroß.
Ganz offensichtlich war der jüngere Mann, Jack Campbell, besorgt um sie. Als er ihr das Cape abnahm, sagte er: »Neeve, Sie
zittern noch immer.«
    Kitty verspürte plötzlich Sehnsucht. Ihr Sohn war derselbe Typ
wie Jack Campbell; etwas größer als einen Meter achtzig, breitschultrig, schlank, mit einem energischen, intelligenten Gesicht.
Sie bedauerte, daß Mike junior am andern Ende der Welt lebte.
    Myles Kearney. Als der Anruf der Bezirksanwältin kam, hatte
Kitty sofort gewußt, um wen es sich handelte. Jahrelang war
sein Name immer wieder in den Medien erwähnt worden. Einige
Male hatte sie ihn auch gesehen, als sie hin und wieder mit Mike
zum Essen in »Neary’s Pub« in der 57. Straße gegangen war.
Sie hatte von seinem Herzinfarkt und seiner Pensionierung gelesen, aber er schien sich ganz erholt zu haben. Ein gutaussehender Ire.
    Kitty war froh, daß sie statt der Jeans und des alten, viel zu
weiten Pullovers eine seidene Bluse und Slacks angezogen hatte.
Da ihre Besucher die angebotenen Drinks ablehnten, bestand
Kitty darauf, Tee zu machen. »Sie brauchen etwas, um sich aufzuwärmen«, sagte sie zu Neeve und verschwand im Korridor,
der zur Küche führte.
    Myles hatte sich in einen Ohrenfauteuil mit rotorangebraun gestreiftem Bezug gesetzt. Neeve und Jack saßen nebeneinander auf
Sesseln, die im Halbrund vor dem Kamin standen. Myles warf
einen wohlgefälligen Blick auf die Einrichtung. Gemütlich. Es
gab nicht viele Leute, die so gescheit waren, Sofas und Sessel zu
kaufen, in denen ein großgewachsener Mann bequem seinen Kopf
zurücklehnen konnte. Er stand auf, um sich die gerahmten Familienfotos zu betrachten. Die übliche Lebensgeschichte. Das junge
Paar. Kitty Conway hatte sich im Lauf der Jahre nicht viel verändert. Sie und ihr Mann mit ihrem kleinen Sohn. Eine Zusammenstellung von Bildern des Jungen in verschiedenen Altersstufen.
Zuletzt ein Bild mit ihrem Sohn und seiner japanischen Frau und
deren Töchterchen. Myra Bradley hatte ihm gesagt, daß die Frau,
die Ethels Leiche entdeckt hatte, verwitwet war.
    Myles hörte Kittys Schritte im Flur. Rasch wandte er sich den
Bücherregalen zu. Eine Reihe fiel ihm besonders auf, eine
Sammlung offenbar vielgelesener Bücher über Anthropologie.
Er besah sie sich näher.
    Kitty stellte das Silbertablett auf den runden Tisch beim Kamin, schenkte Tee ein und bot Gebäck an. »Ich habe heute morgen für reichlich Aufregung gesorgt, nehme ich an. Kein Wunder, nach dem, was ich gestern erlebt habe«, sagte sie und ging
hinüber zu Myles.
»Wer ist denn hier der Anthropologe?« fragte er.
    Sie lächelte. »Eine reine Liebhaberei von mir. Es packte mich
auf der Universität, als der Professor sagte, um die Zukunft zu
verstehen, müsse man die Vergangenheit studieren.«
»Genau das habe ich meinen Inspektoren auch immer eingeschärft«, erwiderte Myles.
    »Er dreht seinen Charme an«, flüsterte Neeve Jack zu. »Ein
ganz ungewohnter Anblick.«
Während sie Tee tranken, erzählte Kitty, wie ihr Pferd den
Hang hinuntergaloppiert war, das Stück Plastik ihr ins Gesicht
flog und sie den flüchtigen Eindruck von einer Hand in einem
blauen Ärmel hatte. Sie erklärte, daß der aus dem Wäschekorb
heraushängende Ärmel ihres Trainingsanzugs sie plötzlich dazu
bewog, noch einmal in den Park zurückzukehren und genau
nachzusehen.
Die ganze Zeit hörte Neeve ihr aufmerksam zu, den Kopf zur
Seite geneigt, um kein einziges Wort zu verpassen. Sie wurde
noch immer von dem Gedanken verfolgt, daß irgend etwas ihr
entging, etwas, das in ihrer Reichweite lag und nur festgehalten
werden mußte. Plötzlich wußte sie es.
»Mrs.

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