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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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alle an Bord? frage ich den Amerikaner.
    – Da trifft eben die zweiundvierzigste Kiste ein,« antwortete er mir.
    Genannte Kiste befindet sich auf dem Rücken eines Lastträgers, der jedoch den Landgang der Einschiffungsstelle bereits überschritten hat. Der Träger erscheint mir etwas unsicher auf den Füßen – jedenfalls hat er sich im Wodka schon ein Gütchen gethan.
    »
Wait a bit!
« ruft Fulk Ephrjuell.
    Dann in gutem Russisch, um besser verstanden zu werden: »Achtung! … Achtung! …«
    Zwar ein guter Rath, der aber zu spät kam. Der Träger ist gestrauchelt. Die Kiste gleitet ihm von den Schultern … fällt hinunter … zum Glück schon ziemlich weit auf das Deck der »Astara« hinein; sie springt entzwei, und eine große Menge kleinerer Pakete mit Papierumhüllung zerreißen und entleeren ihren Inhalt auf die Planken des Verdecks.
    Da entfährt Fulk Ephrjuell ein Schrei grimmigster Entrüstung. Er versetzt dem Tölpel einen tüchtigen Faustschlag und ruft immer und immer wieder:
    »Meine Zähne! … Meine armen Zähne!«
    Auf den Knieen ruscht er dann umher die kleinen Stückchen künstlichen Elfenbeins wieder einzusammeln, die längs des Laufganges zerstreut liegen, während mich eine unwiderstehliche Lust zu lachen anwandelt.
    Zähne also sind es, die das Haus Strong Bulbul and Co. in New-York fabriciert! Um wöchentlich fünftausend Kisten nach den fünf Erdtheilen zu expediren, arbeitet jene mächtige Anlage! Um die Zahnärzte der Alten und der Neuen Welt zu versorgen, um China mit diesen Erzeugnissen zu beglücken, verwendet das Haus fünfzehnhundert Dampfpferdekräfte und verbrennt hundert Tonnen Kohlen täglich …. Das ist echt amerikanisch!
    Die Bevölkerung der ganzen Erde soll ja vierzehnhundert Millionen betragen, und zweiunddreißig Zähne auf den Kopf gerechnet, ergiebt das einen möglichen Bedarf von nahezu fünfundvierzig Milliarden. Käme es also wirklich einmal in Frage, alle echten Zähne durch falsche zu ersetzen, so wäre das Haus Strong Bulbul and Co. nicht einmal in der Lage, dem zu entsprechen.
    Doch lassen wir Fulk Ephrjuell den odontologischen Schätzen seiner zweiundvierzigsten Kiste nachlaufen. Die Schiffsglocke ertönt zum letzten Male. Alle Passagiere sind an Bord. Die »Astara« löst die Haltetaue.
    Plötzlich vernimmt man vom Quai her lautes Rufen. Ich erkenne es, das sind deutsche Laute …. Dieselben, die ich schon in Tiflis hörte, als sich der Zug nach Baku in Bewegung setzte.
    Wahrhaftig, es ist der nämliche Reisende. Er ist außer Athem und läuft, was er kann. Die Landungsbrücke ist schon weggezogen und der Dampfer schiebt sich langsam von der Mauer ab. Wie wird dieser Nachzügler noch an Bord gelangen?
    Glücklicherweise hält ein am Hintertheile der »Astara« befestigtes Tau diese noch zum Theil nahe der Quaimauer. Der Deutsche erscheint, während zwei Matrosen die Anlegeballons handhaben. Sie reichen ihm die Hand und helfen dem Manne nach dem Verdeck ….
    Der ist das Zuspätkommen entschieden gewöhnt, und ich bin begierig, ob er sein Ziel überhaupt erreichen wird.
    Inzwischen hat sich die »Astara« gedreht; die mächtigen Schaufelräder peitschen das Wasser und das Schiff gelangt bald in freies Fahrwasser.
    Etwa vierhundert Meter vor dem Hafen verräth eine brodelnde Stelle, daß hier die Wasserfläche von unten her in Bewegung gesetzt wird. Ich befinde mich an der Reling des Backbords auf dem Hinterdeck, und, die Cigarre im Mund, seh’ ich den Hafen noch hinter der Spitze des Cap Apcheron verschwinden, während die Kette des Kaukasus den östlichen Horizont begrenzt.
    Von der Cigarre hielt ich nur noch ein Restchen zwischen den Lippen, und nachdem ich noch einmal daran gezogen, warf ich den Stummel über Bord.
    Sofort lodern um den Rumpf des Schiffes helle Flammen auf. Jene Wasserbewegung rührte von einer unterseeischen Naphtaquelle her, und mein Cigarrenrest genügte zur Entzündung des Oeles.
    Einige Passagiere schrien laut auf. Die »Astara« gleitet durch die züngelnden Flammen, doch eine Bewegung des Steuers genügt, sie aus dem gefährlichen Bereich derselben zu bringen, und sehr bald ist alle Gefahr vorüber.
    Der nach dem Hinterdeck kommende Capitän begnügt sich, mir trockenen Ton es zu sagen:
    »Das war unvorsichtig von Ihnen, was Sie da gethan haben!«
    Ich antworte ihm, wie man unter solchen Verhältnissen gewöhnlich zu antworten pflegt:
    »Wahrhaftig, Herr Capitän, ich wußte nicht …
    – Ach was, man muß immer wissen!«
    Diese

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