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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hat wohl von einem ereignißvollen Feldzug des Generals Skobeleff gegen die turkmenischen Völkerstämme gehört – dem Feldzug, dem die Schöpfung der großen Transcaspischen Eisenbahn erst die errungenen Erfolge sicherte. Seitdem hat sich der politische Zustand Centralasiens ganz und gar geändert. Turkestan ist nur noch eine russische Provinz des asiatischen Rußlands, dessen Grenzen mit denen des chinesischen Reiches zusammenstoßen. Schon macht sich im chinesischen Turkestan der moskowitische Einfluß geltend, dessen civilisatorisches Vordringen selbst die schwindelnden Höhen von Pamir nicht aufhalten konnten.
    Ich werde jetzt also Landstriche durchfliegen, die vor Zeiten von Tamerlan und Genghiz-Khan verheert wurden, jene sagenreichen Gegenden, von denen die Russen 1886 bereits sechshundertfünfzehntausend Quadratkilometer mit dreizehn Millionen Einwohnern in Besitz genommen hatten. Der südliche Theil dieses Gebiets bildet heutzutage Transcaspien, das in sechs Bezirke, Fort Alexandrovsky, Krasnovodsk, Askhabad, Karibent, Merv und Pendeh vertheilt und von Obersten oder Oberstlieutenants der Armee verwaltet wird.
    Wie leicht erklärlich, genügte eine Stunde vollständig zur Besichtigung Uzun-Ada’s, dessen Name »Lange Insel« bedeutet. Es ist beinahe eine Stadt, jedoch eine ganz moderne, die nach Winkelmaß und Richtschnur auf gelbem sandigen Boden errichtet ist.
    Denkmäler der Vorzeit, Erinnerungen irgend welcher Art giebt es darin nicht. Landungsbrücken aus Planken und Häuser aus Holz kennzeichnen die ganze Anlage, während erst wenige Gebäude aus Stein besseren Ansprüchen Genüge leisten. Immerhin kann man ahnen, was aus dieser ersten Station der Transcaspischen Bahn nach fünfzig Jahren geworden sein wird. Eine große Stadt, nachdem sie früher nur ein großer Bahnhof gewesen.
    Man glaube aber ja nicht, daß es hier an Gasthäusern mangle. Unter anderem hat das Hôtel du Czar einen guten Tisch, schöne Zimmer und bequeme Betten. Jede Bettfrage liegt mir freilich fern, da der Zug denselben Nachmittag um vier Uhr abgehen wird. Ich habe mich nur noch befleißigt, an das »XX. Jahrhundert« zu telegraphiren, daß ich hier, Station Uzun-Ada, pflichtschuldigst auf Posten sei. Nachdem das erledigt, tritt die Verantwortlichkeit des Reporters in ihr Recht.
    Das ist höchst einfach. Jene besteht in der Eröffnung eines Informationscontos für diejenigen Reisegefährten, mit denen mich die nächste Zeit in Berührung bringen wird.
    Das ist so meine Gewohnheit; ich habe mich dabei stets gut gestanden, und in Erwartung der noch Unbekannten, verzeichne ich die bereits Bekannten unter Zutheilung einer laufenden Nummer für Jeden in mein Notizbuch.
    Nr. 1 – Fulk Ephrjuell, Amerikaner.
    Nr. 2 – Miß Horatia Bluett, Engländerin.
    Nr. 3 – Major Noltitz, Russe.
    Nr. 4 – Herr Caterna, Franzose.
    Nr. 5 – Frau Caterna, Französin.
    Nr. 6 – Baron Weißschnitzerdörfer, Deutscher.
    Was die beiden Chinesen betrifft, so werden diese ihre Ordnungsnummer später bekommen, wenn ich mich näher über sie unterrichtet habe. Mit der in jenem Kasten eingeschlossenen Persönlichkeit denke ich mich jedenfalls in Verbindung zu setzen, um – tadle mich deshalb, wer da will – meine Dienste anzubieten, wenn ich das ohne Preisgebung ihres Geheimnisses vermag.
    Der Zug ist auf dem Bahnhofe schon zusammengestellt, er besteht aus Wagen erster und zweiter Classe, einem Restaurations-und zwei Packwagen. Alle Wagen sind mit heller Farbe angestrichen, eine lobenswerthe Vorsicht gegenüber der Hitze wie der Kälte. In den Provinzen Centralasiens schwankt die Luftwärme zwischen fünfzig Grad über und zwanzig Grad unter Null. – Das ist ein Unterschied von siebzig Graden, und es erscheint nur Gebot der Klugheit, die Wirkung desselben abzudämpfen.
    Die recht bequem eingerichteten Wagen sind nach amerikanischem System durch Laufbrücken miteinander verbunden. Statt in einem Coupé eingekeilt zu sitzen, kann sich der Reisende hier durch die ganze Länge des Zuges bewegen. Zwischen den reichgepolsterten Sitzen ist ein Gang ausgespart, der vorn und hinten auf die Plattformen des Wagens ausmündet, über welche jene Laufbrücken geworfen sind. Diese Leichtigkeit der Verbindung, von der auch die Bahnbeamten Vortheil haben, vermehrt die Sicherheit des Zuges.
    Der unsrige besteht aus einer Locomotive mit auf vierrädrigem Gestelle beweglicher Vorderachse, was ihr gestattet, auch die kleinsten Curven zu durchlaufen; einem Tender mit dem

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