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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nur im Vorüberfliegen mit einem Tone der Dampfpfeife begrüßt, hätte mich der Major darüber belehrt, ob dieser oder jener der Schauplatz kriegerischer Ereignisse gewesen war. Ich hätte mich in meiner Eigenschaft als Franzose berechtigt geglaubt, ihn über jenen Zug der Russen durch Turkestan zu fragen, und zweifle gar nicht, daß mein Reisegefährte sich beeilt haben würde, meine russenfreundliche Neugier zu befriedigen. In der That kann ich ja nur auf ihn oder auf Popof rechnen.
    Warum mag sich denn auch Popof nicht in seinem Coupé befinden? Auch er würde ja gegen das Angebot einer guten Cigarre nicht unempfindlich gewesen sein. Mir scheint, seine Verhandlung mit dem Maschinenführer will gar kein Ende nehmen.
    Da erscheint er auf dem Vorderrand des Packwagens, durchschreitet diesen, tritt daraus hervor, schließt dessen Thür wieder und verweilt einen Augenblick auf der Plattform; schon will er weiter gehen … da streckt sich eine Hand, die eine Cigarre hält, gegen ihn aus. Popof lächelt, und bald mischen sich seine wohlduftenden Rauchwolken wollüstig mit den meinigen.
    Es sind schon fünfzehn Jahre her, wie ich bereits erwähnt zu haben glaube, daß unser Zugführer sich im Dienste der Transcaspischen Gesellschaft befindet. Er kennt das Land bis zur chinesischen Grenze, und fünf-oder sechsmal hat er auch die große Strecke, die den Namen der Groß-Transasiatischen Bahn führt, mit befahren.
    Popof begleitete also bereits die Züge der zuerst ausgeführten Abtheilung der Linie zwischen Mikhaïlov und Kizil-Arvat – deren Bau im December 1880 begann und die binnen zehn Monaten, im November 1881, vollendet wurde. Fünf Jahre später, am 14. Juli 1886, fuhr die erste Locomotive in Merv ein und acht Monate nachher begrüßte man sie in Samarkand. Heutzutage sind die Schienengleise Turkestans mit denen des Himmlischen Reiches vermischt, und dieses eiserne Band dehnt sich vom Caspisee bis nach Peking ohne Unterbrechung aus.
    Als mir Popof diese Mittheilungen gemacht, fragte ich ihn, was er etwa von unseren Reisegefährten wisse – das heißt von denen, die bis nach China fahren, und vor Allem von dem Major Noltitz.
    »Der Major, erzählt Popof, hat lange Zeit in den Provinzen Turkestans gelebt, und wenn er sich jetzt nach Peking begiebt, so geschieht das, um dort ein Krankenhaus für unsere Landsleute einzurichten – natürlich mit Genehmigung des Czars.
    – Er gefällt mir, dieser Major Noltitz, geb’ ich zur Antwort, und ich hoffe, bald seine Bekanntschaft zu machen.
    – Wie er nicht minder die Ihrige, versicherte Popos.
    – Und kennen Sie auch die beiden Chinesen, die den Zug in Uzun-Ada bestiegen haben?
    – Nein, Herr Bombarnae, ich weiß nur ihre Namen aus der Aufschrift der Gepäckkiste.
    – Und diese sind, Popof?
    – Der Jüngere heißt Pan-Chao, der Aeltere Tio-King. Wahrscheinlich sind sie mehrere Jahre in Europa umhergereist, doch bin ich außer Stande, zu sagen, woher sie jetzt kommen mögen. Ich glaube, der junge Pan-Chao muß der Sohn einer reichen Familie sein, denn er befindet sich in Begleitung seines Arztes.
    – Jenes Tio-King? …
    – Ja, des Doctors Tio-King.
    – Sprechen die Beiden nur chinesisch?
    – Wahrscheinlich, ich habe sie wenigstens bis jetzt sich nie einer anderen Sprache bedienen hören ….«
    Nach dieser Aufklärung durch Popof geb’ ich die Nummer 9 dem jungen Pan-Chao und schreibe hinter die Nummer 10 den Namen des Doctors Tio-King.
    »Was den Amerikaner betrifft … fährt Popof fort.
    – Fulk Ephrjuell, rufe ich, und die Engländerin Miß Horatia Bluett? … O, über diese Beiden brauch’ ich keine weitere Auskunft. Ich weiß, woran ich mit ihnen bin.
    – Darf ich Ihnen verrathen, was ich von dem Paar denke, Herr Bombarnae?
    – Legen Sie sich keinen Zwang auf, Popos.
    – Nun, wenn die Leute in Peking eintreffen, dürfte sich Miß Bluett wohl in Mistreß Fulk Ephrjuell verwandeln ….
    – Gott segne ihren Bund, Popof, die Beiden sind wirklich für einander geschaffen!«
    Ich sehe, daß wir, Popof und ich, über diese Frage derselben Meinung sind.
    »Und jene beiden Franzosen … das zärtliche Ehepaar, frage ich, wer sind diese?
    – Das haben sie Ihnen noch nicht gesagt?
    – Nein, Popos.
    – Beruhigen Sie sich, die kommen schon noch allein, Herr Bombarnae. Doch wenn Sie es zu wissen wünschen, ihr Stand und ihr Beruf ist auf den Gepäcksstücken des Mannes und der Frau in deutlichen Buchstaben angegeben.
    – Und das sind also?
    – Schauspieler, die

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