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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in den Ebenen der Vereinigten Staaten nur vier erreicht hatte. Die Handarbeit kostete hier nicht viel; vierzig Mark per Monat für die Arbeiter aus der Oase, und vierundvierzig Pfennig täglich für die, die aus der Bukharei gekommen waren.
    So wurden die Truppen Skobeleff’s nach Kizil-Arvat und dann fünfhundert Kilometer weiter bis Gheok-Tepe befördert. Letztere Stadt ergab sich erst nach Zerstörung ihrer Wälle und nachdem zwölftausend ihrer Vertheidiger niedergemetzelt worden waren; doch damit fiel die Oase von Akhal-Tekke den Russen in die Hände, die Bewohner der Oase von Atek zögerten nicht, sich zu unterwerfen, und zwar um so williger, als sie die Hilfe des Czars in ihrem Kampfe mit Kuli-Khan, dem Häuptling der Mervier, angerufen hatten. Diese folgten, zweihundertfünfzigtausend an Zahl, ihrem Beispiel, und im Juli 1886 fuhr die erste Locomotive in den Bahnhof von Merv ein.«
    »Und die Engländer, fragte ich den Major Noltitz, mit was für Blicken haben diese die Fortschritte Rußlands in Centralasien betrachtet?
    – Natürlich mit denen der Eifersucht, erwiderte der Major. Bedenken Sie nur, die russischen Schienenstrecken verbunden mit den chinesischen, statt mit den Bahnlinien Indiens! Die Transcaspische Bahn als Concurrenz derjenigen, die zwischen Herat und Delhi in Gang ist! Uebrigens sind die Engländer auch in Afghanistan nicht so glücklich gewesen, wie wir in Turkestan. Sie haben doch wohl jenen Gentleman gesehen, der sich in unserem Zuge befindet?
    – Gewiß, Herr Major, das ist Francis Trevellyan von Trevellyan-Hall, Trevellyanshire.
    – Richtig! Dieser Sir Francis Trevellyan hat nun besonders verächtliche Blicke und ein wegwerfendes Achselzucken für Alles, was wir geleistet haben. Er verkörpert die glühende Eifersucht seiner Nation in seiner Person, und England wird sich kaum je mit der Thatsache abfinden können, daß unsere Eisenbahnen von Europa bis zum Stillen Ocean hinführen, während die seinigen am Indischen Ocean ihr Ende haben!«
    Diese interessante Unterhaltung hat mehr als eine halbe Stunde gedauert, während der wir durch die Straßen von Kizil-Arvat hinwanderten. Jetzt war es Zeit, zum Bahnhof umzukehren, und das thaten wir denn Beide.
    Selbstverständlich trennten wir uns hiermit nicht, sondern verabredeten, daß der Major seinen Platz im dritten Waggon verlassen und dafür einen in dem meinigen einnehmen sollte. Waren wir schon vorher Bewohner derselben Stadt, so sollten wir nun Nachbarn im nämlichen Hause oder vielmehr zwei Freunde in demselben Zimmer werden.
    Um neun Uhr wird das Abfahrtssignal gegeben. Von Kizil-Arvat aus wendet sich der Zug südwestlich auf Askhabad zu, wobei er längs der persischen Grenze hinrollt.
    Noch eine halbe Stunde etwa plauderten wir, der Major und ich, von dem und jenem. Er macht mich aufmerksam, daß ich, wenn die Sonne jetzt nicht bereits unter dem Horizonte verschwunden wäre, die höchsten Gipfel der großen und kleinen Balkan-Berge Asiens würde wahrnehmen können, die sich über der Bai von Krasnovodsk erheben.
    Schon hat sich’s die Mehrzahl unserer Reisegefährten auf ihren Sitzen für die Nacht bequem gemacht, denn letztere können durch einen sinnreichen Mechanismus leicht in Lagerstätten verwandelt werden. Man kann sich dann ausstrecken, den Kopf gegen ein Kissen lehnen, sich in Decken einhüllen – und wenn man dennoch schlecht schläft, so kommt das davon, daß man kein ruhiges Gewissen hat.
    Der Major Noltitz hat sich, wie es scheint, nichts vorzuwerfen, denn binnen weniger Minuten, nachdem er mir gute Nacht gewünscht, ist er schon in tiefen Schlaf gesunken.
    Wenn ich selbst munter bleibe, rührt das daher, daß mein Kopf noch arbeitet. Ich denke an mein berühmtes Frachtstück, an dessen Insassen, und noch diese Nacht habe ich mir vorgenommen, mit ihm in Verbindung zu treten. Dabei erinnere ich mich, daß auch andere Originale in dieser außergewöhnlichen Weise gereist sind. In den Jahren 1889,1891 und 1892 ist ein österreichischer Schneider, Hermann Zeitung, so von Wien nach Paris, von Amsterdam nach Brüssel und von Anvers nach Christiania gefahren, und zwei Verlobte aus Barcelona, Erres und Flora Anglora, haben denselben Kasten getheilt, in dem sie Spanien und Frankreich durchreisten.
    Vorsichtigerweise muß ich aber doch warten, bis Popof für längere Zeit nach seinem Coupé zurückgekehrt ist. Der Zug wird vor Gheok-Tepe nicht halten, das heißt nicht vor ein Uhr Morgens. Während der Fahrt von Kizil-Arvat

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